XLVIII. Gleiche Prozedur wie jedes Jahr

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Will nicht eitel sein, aber ich habe doch etwas anderes erwartet, vielleicht einfach nur, dass dieser Geburtstag anders startet.

Eine Mischung aus Vorfreude und Erwartung, Trauer und Wut. Das alles tat mir in keinem der anderen Jahre auch nur ansatzweise gut. Aber im Endeffekt bin ich der Gründe Kern und ich weiß nicht, wann ich dies endlich einmal lern, aber dieses Loch hab ich mir selbst gegraben, bin selbst Schuld hier im Selbstmitleid zu baden.

Und vielleicht ist doch nicht alles meine Schuld.

Vielleicht will ich mich an diesem Tag einfach nur mal gut fühlen, nicht geweckt werden von klappender Stühlen, oder laufenden Wasserhähnen. Nur so am Rande, wollte ich einfach mal nebenbei erwähnen.

Vielleicht sind meine Erwartungen zu groß, was dachte ich mir denn bloß? Dass ich um Mitternacht wertschätzende Texte bekomme, mich einmal in liebevoller Aufmerksamkeit sonne; dass ich heute richtig schön ausschlafen kann und bevor der Tag so lippenzitternd begann; dass mich jemand mal mehr als zwei Sekunden in den Arm nimmt und drückt, mir jemand ein Krönchen gibt und es mir zurecht rückt.

Eine warme Puddingsuppe zum Frühstück, allein das wäre für mich schon ein kleines bisschen Glück. Ein neues Kapitel, bereit zum verschlingen, vielleicht Freunde, die Geburtstagslieder für mich singen.

Geschenke materieller Natur, wie ein alljährlicher Schwur, dabei ist das, was ich mir wünsche, nichts, was in eine Pappbox passt, mein Zuhause ist immer noch ein Knast, und ich sehe es ein, ich bin heute einfach nicht der Ehrengast.

So gern ich doch vollwertig hier wohnen würde, wäre es an diesem Tag doch keine Bürde, einmal Gast zu sein. Ausnahmsweise... aber heute ist das mein Heim.

Es ist alles verkehrt, falsch herum, als wäre ich in einer Zeitschleife eingesperrt. Aber jedes Jahr aufs Neue, merke ich, wie ich mich deshalb nicht auf diesen Tag freue. Jedes Jahr dieselbe Tortur, ziehe ich an dieser unsichtbaren Schnur. Nur passiert rein gar nichts, es bleiben nur die Zeilen dieses Gedichts.

Selbst der Strom will an diesem Morgen nicht, als wäre alles davon so konstruiert, dass es mir das Herz bricht.

Nicht einmal die Reime funktionieren in diesem Text, alles ist so klar und deutlich, als wäre dieser Tag seit jeher verhext. Immerhin war der einzige Wunsch, der heute in Erfüllung ging, der Schnee, der vor dem Fenster freundlich luggend in mein Sichtfeld hing.

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⏰ Last updated: Dec 23, 2023 ⏰

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