XLVI. Wunschzettel

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Lieber Weihnachtsmann,

so fängt mein Wunschzettel an dich an.

Denn trotz all der dringlichen Termine in diesen verschneiten Tagen, der ewigen Wunschtirade-Fragen, will ich, um ehrlich zu sein, einfach nur um mich schlagen.

Denn meine Wünsche sind zu schwierig, weil ich mit Sicherheit weiß, ich bin viel zu gierig, dennoch bin ich neugierig, was du mir zu entgegen hast. Okay, überzeugt, einverstanden, ich mache auf deinem Schoß kurz Rast.

Ich wünsche mir ein Zuhause, in dem man mich liebt, meine Gedanken beherzigt und meine Klagen nicht mit Lächeln beiseite schiebt. Wünsche mir wenige bis keine Apellkontrollen, wünsche mir die Wächter wären für längere Zeit verschollen.

Wünsche mir, dass Gastdasein hinter mir zu lassen, wünsche mir Licht in völlig verdunkelten Gassen. Ich wünsche mir einen Ort für die Seele. Kenne einen passenden wie diesen nur, wenn ich mich in meinen Träumen davon stehle.

Ich wünsche mir eine Heimat, vielleicht auch einen sich neu fokussierenden Elternbeirat. Wünsche mir doch nur, die Größe meiner Ohren nicht zu justieren, ohne im Nachgang die Trümmer zu reparieren. Wünsche mir nur Ruhe und Frieden, ohne zu prüfen, ob die Stimmung beginnt zu sieden.

Ich wünsche mir geduldige Ohren, auf die meine Stimme klagend trifft, fokussierend, ebenso einen selbst bedienbaren Stimmungslift.

Möchte doch so gern die Regeln selbst schreiben, vielleicht aus Prinzip, um einmal andere in den Wahnsinn zu treiben. Möchte so gern einmal zurück geben, was ich bekomme, während ich mich im Schein fremder Probleme sonne.

Ich wünsche mir Sicherheit in mehr als den mich umgebenden Wänden, keine Almosen, keine desolaten Trost-Spenden. Denn ich bin gesättigt an geheuchelten leeren Worten, beschönigenden Aufschriften auf Überraschungstorten, Fragen zu stellen, ohne sinnvolle Antworten, und inmitten all dies nerven mich am meisten die verschieden eingesetzten Machtsorten.

Ich wünsche mir ein zur Ruhe kommendes Herz, muss nicht jetzt sein, es reicht auch erst Mitte März.

Aber vielleicht ist diese Liste etwas lang. Und um ehrlich zu sein, füllen sich meine Zeilen nur mit Drang, etwas loszuwerden, was sich sowieso nicht erfüllt. Diese Geschenke wären nicht dafür gemacht, für etwas, was man in Papier dekorativ verpackt und einhüllt.

Deswegen wünsche ich mir ein schönes Paar Socken, die wärmend an meinen Füßen mit mir vor dem Kamin hocken. Mit Sicherheit sind sie im Laden zu finden, es würde sogar reichen einfach eine kleine Schleife ringsherum zu binden.

Und ich werde sie dankend annehmen, weil nichts von meinen Wünschen gehört zu deinen Problemen. Ich möchte keine Umstände bereiten, möchte ihn nicht sprengen, den Rahmen deiner Arbeitszeiten.

Weihnachten ist schließlich nur einmal im Jahr, drum bin ich zufrieden mit diesem, von Herzen kommenden Sockenpaar.

Melodien meiner GedankenWhere stories live. Discover now