Halbfinale

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Der Tag an der Arbeit verging nur schleppend. Heute war kaum was los. Nichts was mich von meinen Gedanken ablenken könnte. Immer wieder huschte ich zwischen Akten kopieren, Rechtsfälle einfordern und Klienten kontaktieren zu dem deutschen Torwart mit der 1 auf dem Rücken. Wie er manchmal das Lenkrad umfasst hatte, sein Grinsen dabei...die Blicke welche er mir zuwarf. Es war zu viel. Zu viel um sich auf diesen Papierkram hier zu konzentrieren. Am liebsten hätte ich ihn wieder so nah wie gestern Abend noch. Seine Hände wollte ich mehr als nur auf meiner Hand spüren. An meinen Wangen, meiner Taille, meinem Hals, ich wollte von ihm berührt werden.
Die Minuten bis zum Feierabend zogen sich nur so dahin.
Als ich dann endlich auf dem nach Hause Weg war, entschied ich mich dazu, noch kurz einkaufen zu gehen. Ich hatte mich kurzfristig mit einer Freundin verabredet um morgen das Spiel zu sehen. Wir würden es bei mir schauen also wollte ich sie auch bekochen.
Auch auf dem Nachhauseweg lagen meine Gedanken nur bei Manu. Dieser geht vermutlich grad noch so einige Taktikbesprechungen durch.
Auch als ich abends auf der Couch lag und ein anderes Spiel sah, ging er mir nicht aus dem Kopf.
Ich nahm mein Handy vom Tisch und schrieb mir eine iMessage an meine richtige Nummer.
>Ich denke, ich brauche mein Handy recht schnell, vielleicht kannst du es ja einrichten wenn du wieder in Deutschland bist ;)<  ich lächelte. Allein der Gedanke, er steht vor meiner Tür machte mich glücklich. Ich wüsste gar nicht wie ich handeln würde. Muss ich wohl spontan sehen.
Kurz bevor ich schlafen gehen wollte leuchtete mein Display auf.
>Wir werden sehen. ;)< ich grinste. Zumindest war ich froh, dass er die Nachricht richtig interpretiert hatte.
Mit diesem guten Gewissen legte ich mich hin. Insgeheim wünschte ich mir, von ihm zu träumen. 
Zwar wurde ich in dieser Hinsicht enttäuscht doch die Umgebung machte mich glücklich. Alles in meiner Nachbarschaft war anlässlich des Halbfinale Spiels heute in schwarz rot Gold geschmückt. Das Wetter war wunderschön warm und irgendwer spielt lieblich sein Klavier. Der Tag kann nur gut werden. Auch wenn erstmal meine 8 Stunden Arbeit rumgehen müssen.
Am Abend entschieden meine Freundin und ich uns kurzfristig zum public viewing zu gehen da die Stimmung in so vielen Viertel so schön, gemeinschaftlich und einladend war. Das muss gefeiert werden.
Man sah nur wenig von unsrer Nummer 1 jedoch viel der anderen 10 Jungs auf dem Feld. Mit einer Nachspielzeit gewannen wir auch dieses Spiel. Es wurde gejubelt, Autocorsos fuhren durch die Stadt und sogar in einigen Biergärten wurde das Bier zur Feier des Abends verschenkt.
Es war spät, bestimmt 2 in der Nacht als ich endlich in mein Bett fiel.
Durch ein schrilles klingeln wurde ich am Morgen geweckt. Verärgert quälte ich mich auf um zur Tür zu stehen. Ich sah nicht wirklich einladend aus. Meine Haare waren zu einem Art Nest geformt und mein Schlafshirt war so ziemlich das einzige was ich anhatte.
Meine nackten Füße näherten sich der Tür. Noch geblendet von der hellen Sonne, kniff ich meine Augen zusammen. Meine Hand legte sich an den Türgriff. Langsam zog ich die Tür auf und sah durch den Spalt den großen Mann vor mir an.
Mit einem verschlafenen „Oh..." begrüßte ich ihn. Ich schmunzelte, damit hatte ich nicht gerechnet.

Abseits des Stadions  - Manuel NeuerWhere stories live. Discover now