zu Hause

219 9 0
                                    

Wir blieben bis spät abends in der Gastwirtschaft.
Doch alles hat ein Ende. So auch unser Treffen.
Wir verabschiedeten uns alle voneinander.
Dies gab mir die Chance den Mädels zu sagen, wie sehr es mich gefreut hat, sie kennen zu lernen.

Vielleicht wird es mir noch hilfreich sein in dieser Situation Verbündete zu haben.
Frauen welche vorher wenig bis keine Bekanntheit hatten und nun mitten im Rampenlicht stehen.

Unsere Wege trennten sich am Parkplatz. Die hochpreisigen, nebeneinanderstehenden Audis waren definitiv auffallend.

Als wir in Manus roten Wagen stiegen seufzte ich erschöpft.
Ich bin tot müde und einfach nur ausgelaugt. Vielleicht waren die Shots am Ende doch etwas zu viel.

Das Navigationssystem verband sich automatisch mit Manuels iPhone.
56 Minuten bis nach Hause wurden uns angezeigt.
Wo sich wohl sein zu Hause befindet? Ich war ja bisher nur in seiner Villa am See und in seiner kleinen Wohnung auserhalbs des Zentrums in Ingolstadt.

Als er sich anschnallte und den Elektromotor startete schloss ich müde meine Augen.
Zu merken wie er Rücksicht nahm durch das runtersteigen der Musik und seinen zärtlichen Berührungen verblüffte mich.
So viel Feinfühligkeit hatte ich bisher kaum von einem Mann erfahren.
Auch wenn es ein Gedanke war, welchen ich zu verdrängen versuchte, vielleicht liegt dies an seinem Alter.
Ein wenig Unterschied bestand ja schon. Er mit seiner Mitte-Ende 30 verfügte einfach über mehr (Lebens-)Erfahrung als ich sie von meinen letzten Bekanntschaften gewohnt war.

Ein vibrieren riss mich aus meinem Halbschlaf.
Ich schreckte auf, auch Manu zuckte zusammen.
„Wir sind gleich da..." hauchte er.
Während ich nach der Ursache meines erwachens suchte, meinte ich die Umgebung des Starnberger Sees zu erkennen.

„Ja?" meldete ich mich müde ohne überhaupt auf das Display zu schauen.
Aufgeregt hörte ich vom anderen Ende der Leitung meinen Namen klingen.
Es brauchte mich eine Sekunde doch es war mein Chef, Herr Dr. Senkit.
Er schien völlig durch den Wind zu sein und schien bereits durch meine Anrede gemerkt zu haben, dass sein Anruf mich weckte.

„Entschuldige die späte, unprofessionelle Störung...in der Kanzlei gibt es ein Problem. Wir wurden Opfer eines Hacker Angriffs, alle sensiblen Kunden Daten schweben in Gefahr. Ich konnte bereits den IT-Notfallservice konsultieren doch ich brauche dringend jede Hilfe die ich kriegen kann."
Mein Gott, der war ja kaum zu stoppen. Seine Sätze schienen sich schon fast zu überschlagen.
„Ich weiß, wir haben morgen Sonntag, du kommst frisch von der Dienstreise, aber bitte, ich brauche dich morgen früh hier. Kannst du dir das einrichten?"
Bevor ich antworten konnte fügte er noch hinzu, dass wir uns aufgrund der dazu gewonnenen Überstunden sicherlich einig werden können.

Ohne es mit Manu abzusprechen sagte ich zu.
Dieser Mann hatte mir in einer schwierigen Zeit geholfen, nun helfe ich ihm.
Eine Hand wäscht die andere.

Ich verschränkte meine Finger mit Manus'. Seine Hand lag ruhig auf meinem Knie.
„Kannst du mich nach München fahren...nach Hause?" mir fielen meine Augen während des Sprechens zu, so müde war ich.
„Es gab ein Problem in der Kanzlei, ich muss morgen früh da sein."

Ich ärgerte mich selbst über diese Bitte. Manuel war sicherlich genau so müde wie ich. Ihn nun noch eine Stunde nach München fahren zu lassen erschien mir nicht als fair.

„Obwohl, entschuldige, fahr weiter. Ich bestelle mir ein Taxi, vielleicht kann ich es meinem Chef in Rechnung stellen." ich schmunzelte, schloss die Augen und lehnte mich an den Gurt. Damit war das Thema für mich abgeschlossen.
„Weck mich, wenn wir bei dir sind..." hauchte ich noch bevor ich müde seine Hand hochnahm, einen Kuss auf diese hauchte und einschlief.

Abseits des Stadions  - Manuel NeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt