Graublau

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Ich grinste. All dies fühlte sich so unreal an. Seine großen Hände an meinem Gesicht, seine Lippen auf meinen...
Ich wollte umbedingt noch ein bisschen mehr. Vorsichtig strich meine Zunge über seine Lippen. Ich hatte Angst was falsch zu machen, doch bevor ich mir Datum überhaupt Gedanken machen konnte stimmte er durch seine Taten schon ein.
Mein ganzer Körper schien so geflasht zu sein, alles fühlte sich an als würde es kribbeln.
Als ich auf einmal seine Hand an meinem Hals spürte atmete ich kurz auf, damit hatte ich nicht gerechnet. Er übte nicht mal Druck aus, sie lag einfach nur dort. Immer wieder strich sein Daumen während des Küssens über meine Hauptschlagader. Diese Berührungen seinerseits genoss ich sehr. 
Wir wurden beide immer langsamer. Für ein paar Sekunden verweilten unserer Köpfe so nah aneinander, dass unsere Lippen sich noch berührten. Noch hielt ich meine Augen geschlossen. Ich konnte nicht anders als zu grinsen. Ihm ging es vermutlich ähnlich.
Langsam lösten wir uns von einander. Unsere Köpfe waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Fast synchron öffneten wir unsere Augen und suchten die Blicke des jeweils anderen. Auch er lächelte.
Während seine graublauen Augen mich ansahen und schon wieder fesselten erwähnte er mit einer ruhigen Tonlage, dass er froh war, mein Handy so früh vorbei gebracht zu haben.
Ich musste grinsen und nickte nur. Und wie froh ich war, dass er es vorbei gebracht hatte.
Seine Hände legten sich wieder an mein Gesicht, er rutschte ein Stück weg von mir.
„Ich muss zum Training..." wir beide schienen nicht sonderlich begeistert davon zu sein doch es ist sein Job.
Ich hatte keine andere Wahl als ihn direkt anzuschauen, da seine Hände noch immer mein Gesicht fixierten.
Da ich davon ausging, dass wir beide das hier gerne noch durchgezogen hätten, tat ich so, als würde es mir egal sein. Er würde schon verstehen wie ich das meine.
„Ich wünsche dir viel Spaß." das Lächeln auf meinen Lippen wurde zu einem frechen grinsen. 
Blitzschnell spürte ich, wie seine Mittel- und Ringfinger sich fester an meinen Kiefer legten. Er hatte es genau so verstanden wie ich von ausgegangen bin.
„Danke." auch er lächelte. Jedoch nicht frech sondern mit einem dominanten Unterton. Dieser lag auch ein seiner Stimme. Und beides in Kombinat ließ mich verrückt werden. Ich sollte ihn hier behalten. Doch ich wusste, er hatte keine Zeit mehr.
„Ich begleite dich noch mit zur Tür..." meinte ich worauf er seine Hände von meinem Kopf nahm und mir folgte.
Bevor ich die Tür öffnete bedankte ich mich nochmal.
„Wirklich, danke dir..." sein Blick sah fragend aus, er grinste jedoch. Er wollte hören wofür ich ihm dankbar war.
„Danke für das nach Hause fahren, das letzte mal, den Helm, und für mein Handy..." ich lächelte ein wenig nervös.
Nun waren es seine Blicke welchen von meinen Augen zu meinen Lippen huschten. Er kam mir einen Schritt näher und beugte sich ein wenig zu mir runter. Seine Hand legte sich erneut an meine Wange und zog diese ein wenig in seine Richtung.
„Sehr gerne..." gezielt doch vorsichtig drückte er mich sanft gegen die Wand hinter mir. Erneut sahen wir uns einige Sekunden an bevor er mich ein letztes Mal küsste. Es war zwar kein Kuss von langer Dauer aber ein sehr gefühlvoller.
„Auf Wiedersehen, Herr Neuer." verabschiedete ich ihn lächelnd als er im Hausflur stand. Warnend zog er eine Augenbraue hoch bevor er mit einem lässigen „Bis dann!" die Treppen runter schlenderte.

Abseits des Stadions  - Manuel NeuerWhere stories live. Discover now