Traummann

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„Hm?" fragte ich zerknirscht als ich einen gehauchten Kuss auf meiner Stirn spürte.
Manu entgegnete im leisen Ton, dass wir da seien.
Ich öffnete die Augen doch dies war nicht die enge, dunkle Garage der Villa.

Verwirrt fragte ich leise wo wir waren, das Licht schien abgedunkelt. Wir standen nicht in einer Garage welche für 2 Autos gemacht war sondern eher für 20.
„Wir sind zu Hause, bei mir..." ich nahm ein Lächeln auf seinen Lippen wahr als er mich abschnallte.
Ich versuchte zu protestieren, ich könne das selber. Doch er bestand darauf dies für mich zu erledigen, sogar zu dem Aufzug wollte er mich tragen.

Ich kam mir vor wie seine Prinzessin und das erste Mal war ich traurig dass ich diese eben nicht bin. Seine Prinzessin.
Ich verstehe natürlich dass die Umstände unpraktisch sind, dass ich nur eine Sekretärin und er eben dieser weltbekannte Millionär ist aber irgendwas tief in mir schreit, dass er doch zu mir stehen muss.
Aber diese Stimme muss nun Pause machen, es geht um wichtigere Dinge.

Während er mich trug erkundigte ich mich müde, ob wir denn in München seien, wenn nicht, nehme ich doch das Taxi. Er schüttelte nur mit dem Kopf.
„Das klappt morgen alles, versprochen, in null Komma nichts wirst du morgen früh an der Arbeit sein."
Er schenkte mir ein Lächeln sowie einen Kuss und legte mich auf seinem Bett ab, nachdem der Aufzug direkt in seiner Wohnung hielt. Zeit zum protestieren und zu verlangen, dass ich bei mir schlafe war nicht.

Ich ließ mir die Hose von ihm ausziehen und war bereits wieder am eindösen als er mir ins Ohr hauchte, Gut zu schlafen.
Bevor er nachkam war ich bereits dabei einzuschlafen.
Ich nahm lediglich wahr, dass er seinen Arm um mich legte.

„Ich habe gar keine Klamotten für morgen..." nuschelte ich unzufrieden im Halbschlaf.
Die Klamotten welche ich heute anhatte wollte ich nur ungern morgen an der Arbeit tragen. Es war zwar schick aber hatte ein paar Flecken abbekommen.

„Ich kümmere mich darum." versicherte mir Manu und streichelte meine Taille leicht.
„Schlaf jetzt in Ruhe..."

Auch wenn ich wirklich viel darüber nachdenken wollte konnte ich nicht. Innerhalb kürzester Zeit überkam mich die Müdigkeit.

Und das erste mal seit ich ihn kenne träumte ich von ihm. Von der Torwartlegende, the wall, dem Welttorhüter.

Er fuhr mit einem Speedboot über die Wellen.
Wir schossen nur so über jene.
Sie waren wunderschön blau.
Manus Haare wehten im Wind, seine Sonnenbrille wurde ihm fast von der Nase gerissen, so schnell waren wir.
Aber wir waren ganz alleine.
Nur er und ich.
Kein Land in Sicht.
Die ruhigen Wellen, sonst existierte nichts.
Nur wir beide.
Er sah mich an, sprach mit mir.
Ein Lächeln zeichnete seine Lippen.
Aber ich hörte nicht was er mir sagen wollte.
Ich hörte gar nichts.
Nur das Rauschen der Wellen.
Wir wurden immer schneller.
Nur er und ich.
‚Manu, ich will das nicht!'
Doch er schien mich nicht zu hören.
Nur wir beide wissen, dass wir auf diesem Boot sind.
Niemand würde uns finden.
Wir waren geheim.
Ich dachte darüber nach.
Niemand würde wissen, dass ich existierte.
Ich bin ein Niemand.
Manuel würde gesucht werden.
Ich bleibe zurück und alleine.
Ich alleine weiß, wir sind auf dem Boot.
Die Wolken zogen sich zu.
Alles wird dunkel.
Es blitzt.
Es donnert.
Die Wellen werden höher.
‚Stopp! Anhalten!'
Er hörte mich nicht.
Er hörte nicht auf mich.
Die Wellen wurden riesig.
Sie reißen unser Boot in zwei.
Manuel wird gerettet.
Ich bleibe zurück.

Wie kaltgebadet wache ich auf und schrecke hoch.
„Hm?" nuschelte Manu leise, meine plötzliche Bewegung schien ihn geweckt zu haben.
Ich antwortete nicht, vielleicht schläft er ja dann wieder ein, doch im Gegenteil.
Er setzte sich auf, schaltete eine kleine Nachttischlampe an und rieb sich die Augen.

Ohne dass ich mich erklären musste, legte er seine Arme um mich.
Seine Hand drückte meinen Kopf an seine Brust.
Sein Herzschlag war beschleunigt, vermutlich durch den Schrecken.
„Willst du drüber reden?" flüsterte er leise und legte seinen auf meinen kopf.

Ich wusste nicht mal, wie ich ihm das erklären soll. Es war wie eine Warnung meines Bewusstseins.
Ich verneinte also leise, strich über sein Shirt und sorgte dafür, dass wir uns beide wieder hinlegen.
Meine Hand tastete nach dem Lichtschalter und schaltete die Lichtquelle aus.

Und wieder kam mir in den Kopf, was für ein fürsorglicher, liebevoller Mann das ist.
Dicht an dicht schliefen wir beide wieder ziemlich schnell ein und wurden erst wieder durch den Wecker geweckt.

Abseits des Stadions  - Manuel NeuerWhere stories live. Discover now