Alm

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Ich fand die Idee gut. Vermutlich war es hoch oben auch um einiges angenehmer als hier in der Stadt.
Ich zog mir schnell feste sneaker an und folgte ihm dann ins Parkhaus nebenan. Es war sehr gut bewacht, vermutlich hatte er es deshalb gewählt.
Wir liefen zu einem knallroten Audi. Auf meine Nachfrage wo denn sein VW sei mit welchem wir schonmal zusammen gefahren sind, antwortete er, dass dies sein Vertragswagen der UEFA war, der Audi ist jedoch aus dem Vertrag mit dem FC Bayern München entstanden und wird auch privat von ihm benutzt.
Es ist ein sehr sportliches E-Auto und echt modern eingerichtet. Gefällt mir sehr gut.
Um raus aus München und Richtung Süden zu kommen brauchte er anscheinend nicht mal ein Navi. Schon attraktiv, muss ich zugeben.
Als wir am Wachmann des Parkhauses vorbei und Richtung Stadtrand fuhren legte er seine Hand auf meinen Oberschenkel.
Mit seinem Daumen fuhr er über die Innenseite meines Beines und ebenfalls auch unter den Stoff meines Kleides. Ich genoss seine Berührungen sehr.
Meine Hand legte sich auf die seine. Auch mein Daumen bewegte sich ein wenig über seinen Handrücken.
Immer wieder sah ich ihn an. Er merkte dies die meiste Zeit und lächelte. Damit konnte er mich wirklich fesseln. Doch die Male bei welchen er es nicht bemerkte waren fast noch schöner. Sein fixierter Blick auf die Autobahn, die Geschichten welche er erzählte während wir an der Ausschilderung zum Tegernsee vorbei fuhren und die Art wie er sich seine Sonnenbrille ab und an die Nase hoch Schub.
Irgendwann Namen wir eine Ausfahrt, kurz vor der Grenze zu Österreich fuhren wir auf die Bundesstraße und immer weiter Richtung Alpen.
Nach einer halben Stunde waren wir angekommen. Zumindest am Parkplatz im Tal.
Wir würden mit dem Lift hoch fahren.
Nachdem wir beide ausgestiegen waren und Manu das Auto abgeschlossen hatte, legte er seinen Arm um mich und zog mich näher an sich.
Seine Nähe löste schon wieder Schmetterlinge in meinem Bauch aus.
So liefen wir gemeinsam Richtung Station. Er holte uns ein tagesticket für die Region.
Als der nächste Sessellift kam machten wir uns bereit.
Manu half mir, mich richtig hinzustellen, es war das erste mal, dass ich mit sowas fahre, um ehrlich zu sein.
Ich sah ihn an als die Sitzreihe von hinten abgefahren kam.
So wie er ließ ich mich mehr oder weniger auf den Sitz fallen und war heil froh als Manu die Stange runter machte.
Während er schon grinste wie ein honigkuchenpferd, hielt ich mich panisch an der Stange fest.
„Was ist?" fragte Manu mich aufmerksam. Als ich zugab, dass ich Höhenangst hab und mir das ganze nicht geheuer ist, schmunzelte er und legte mir seinen Arm um den Körper.
„Keine sorge, ich habe dich."
So blöd es sich anhört, ich fühlte mich tatsächlich ein wenig sicherer.
Die Aussicht war zwar wunderschön aber ich war dennoch heilfroh als es zu Ende war.
Oben angekommen machte ich erstmal eine kurze Verschnaufpause. Mein Blutdruck war vermutlich vor Panik in die Höhe geschossen.
Manu kam mir näher und gab mir einen kurzen, gefühlvollen Kuss.
„Good Girl..." er zwinkerte und grinste zugleich und nahm mich an der Hand.
Wäre ich in normalen Lebensverhältnissen würde ich mich vielleicht noch viel mehr über seine Bemerkung freuen.
Hand in Hand liefen wir einen guten halben Kilometer zu der Alm von welcher er sprach. Er hatte recht gehabt, die Aussicht ist wunderschön und auch die Hütte war liebevoll überarbeitet worden.
Zusammen setzten wir uns an einen Tisch und bestellten beide einen Almdudler. So viel Klischee muss dann doch sein.
Unsere Gespräche wurden von einem jungen Wanderer mit seinem Hund unterbrochen.
„Entschuldigung, sind Sie nicht Manuel Neuer?" er strahlte förmlich.
„Ich werd nicht mehr, der Manuel Neuer...ich heiße Chris, also Christian..." während er sehr nervös zu sein war sein Hund das krasse Gegenteil. Er schnupperte ein bisschen an uns und sah sich dann weiter um.
Nachdem Manuel noch ein Bild mit dem jungen Mann machte ging er überglücklich weiter.
Manu seufzte leise.
„Eigentlich genieße ich die Ruhe hier sehr aber ich hab das Gefühl, nicht mal am abgelegensten Punkt in Deutschland hat man seine Ruhe..." er versuchte zu lächeln doch ich merkte, er hatte es eigentlich nur satt.
„Einfach durchbrennen in ein Land in welchen mich niemand kennt..." mit einem Grinsen sah er mich an.
Ich zog nur eine Augenbraue hoch. Ich weiß ja nicht, ich bin gerne in einem Land, in welchem ich Muttersprachler bin. Zudem kennen wir uns höchstens eine Woche. Aber ich mag seine Gedankengänge.
Nachdem wir ausgetrunken und bezahlt hatten liefen wir noch ein bisschen weiter.
Ich konnte schöne Bilder von ihm und der Natur machen.
Schließlich bekam ich auch ein paar Selfies von uns beiden. Darunter auch eins auf welchem wir uns küssen. Dieses Bild wurde sofort favorisiert von mir.

Abseits des Stadions  - Manuel NeuerWhere stories live. Discover now