43.🐳

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"Jungkook, es ist 22 Uhr wohin willst du bitte noch so spät alleine hin?" Durchbohrte Taehyung mich mit seinen Fragen und machte gerade die Betten unseres Zimmers wieder ordentlich. Nachdem wir unser Gespräch beendet hatten, waren wir wieder zurück ins Hotel gekehrt. Den restlichen Abend verbrachten wir dann damit am Handy zu sein. Während er also seine Serie geschaut hatte, schrieb ich nochmal mit Liam, um den genauen Treffpunkt zum Reden festzulegen.

Kurz checkte ich die Umgebung und entdeckte Taehyung neben dem Fernseher, den er soeben ausgeschalten hatte. Nun war er dabei sich bettfertig zu machen und ich mich auf die kommende Nacht vorzubereiten. "Ich muss dringend noch zu einem Laden, weil ich jemanden versprochen hatte etwas zu besorgen in Daegu. Habe das total vergessen." Redete ich mich diesmal aus. Doch nun war ich wenigtens etwas stolz auf die Ausrede, da sie nicht so spontan heraus geplatzt kam. "Achso...kann Ich dann mitkommen? Ich müsste auch noch was holen." Meinte Taehyung. Das Lob mit der guten Ausrede nahm ich in meinen Gedanken augenblicklich wieder zurück. Ich seufzte vernommen. Zwar war ich ihm unglaublich dankbar, wenn er mir ab und zu half, aber seine ständigen Fragen brachten mich manchmal wirklich zur Weißglut.

"Morgen, ja? Im Moment würde ich es vorziehen bisschen alleine zu sein." Erklärte ich und zog mir meine Lederjacke über den Pullover. Draußen war das Wetter nämlich kälter geworden und die Sonne schien nicht mehr hell am Himmel. Indessen strahlten funkelnde Sterne über der Stadt empor.

Taehyung sah mir bloß teilnahmslos zu. "Mach was du für richtig hälst." klang er etwas deprimiert. Seine Augen flogen einmal entäuscht über mich, bevor er sich beleidigt umdrehte und anfing zu schmollen. Er kramte in seinem Schmuckkästchen am Nachttisch, um  vermutlich von seiner schlechten Laune abzulenken. Auch wenn er versuchte dies zu verbergen, sah man es ihm irgendwie an.

"Oh, Taehyung..." meinte ich ebenso traurig, wie sein davoriger Blick. Er tat mir jetzt leid, vor allem weil er mir vorhin noch so geholfen hatte, aber ich konnte ihm nunmal unmöglich von der Sache mit der Bluewhalechallenge erzählen. Außerdem wollte ich ihn nicht unnötig in Gefahr begeben, indem ich ihn zum Treffen mitnehmen würde.

Mein schlechtes Gewissen zwang mich wieder aktiv zu werden, sodass ich zu Taehyung über den Teppich in Straßenschuhen rüber stampfte. Als ich ihn erreichte, umarmte ich ihn tröstend von hinten.

Ich schämte mich absolut- sowas tat ich normalerweise im Leben nicht ohne ausreichenden Anlass. Es passte einfach nicht zu meinem Charakter und ließ mich aussehen wie einen Idioten. Ich darf ihm jetzt bloß nicht ins Gesicht schauen- nein.

Also verbarg ich mein Gesicht in seiner Schulter und erstickte mich selbst in dem Stoff seines Mantels, wodurch ich automatisch seinen Geruch mit in meine Nase zog. Er roch nach etwas Frischen. Limonen, Zitronen, Minze...

Zögernd ging Taehyung darauf ein und lehnte sich mit dem Rücken in die Umarmung. Zum Glück auch, denn ansonsten wäre das hier ganz schön peinlich für mich gewesen.

Aufmunternd tätschelte ich dann gegen seine Schulter. " Es liegt nicht an dir."
Nein, sondern an diesem beschissenem V, dessen bescheuertes Spiel ich geheim halten musste. "Du weißt, dass ich das auch nicht böse meine, sondern einfach nur bisschen Zeit für mich beanspruchen will, weil ich in letzter Zeit über vieles nachdenken muss."
Ja, zum Beispiel über den Plan, wie ich V zum Scheitern bringen würde.

"Na dann..."
Taehyung drehte auf einmal seinen Oberkörper zu mir hin, sodass ich ihn nun direkt in die Augen sah.
Er war so nah an mir, dass nur noch wenige Zentimeter unsere Nasenspitzen trennten. Davon mal abgesehen spürte ich seinen warmen Atmen auf meinen Lippen.
Oh Gott- nein bloß keinen Augenkontakt jetzt, wie unangenehm....

Augenblicklich richteten sich alle meine Nackenhaare auf und ich musste nervös auf meine Lippen beißen. Das schwache Licht der Lampe im Zimmer ließ seine Pupillen zu riesigen Knopfaugen werden. Es setzten sich Schatten von seinen Haaren und der Nase auf seiner linken Gesichtshälfte an und nasse Stränen vom Duschen tropften hinab auf seinen weißen Bademantel, den er trug. Dadurch stand sein kompletter Hals, ein Teil von den Schlüsselknochen und ein Spalt von seiner Brust offen.

Was war denn jetzt mit mir los? Jeon raff dich...

" Geh ruhig, ich hab kein Problem damit."
Plötzlich wurde es so leise und mir viel es schwer bei gedämpften Licht klar zu denken, während Taehyungs Anwesenheit mir so nah stand. Könnte der Kerl nicht mehr Abstand halten, verdammt? Dabei war ich es doch der zuerst näher gekommen war...ich merkte wie meine Wangen heiß wurden.

Verärgert und beschämt löste ich mich wieder von ihm und verfluchte mich selbst innerlich dafür ihn umarmt zu haben.

Taehyung kicherte bloß etwas.
Was zur Hölle? Warum lachte er denn jetzt?! Sah ich blöd aus? Nein...war ich etwa rot?! " Warum lachst du so?" Fragte ich leicht genervt, aber auch verlegen. " Ach nichts." Tat er es bloß am und lächelte wieder so als wäre nichts passiert.

"A-also okay. W-wir gehen einfach morgen raus. Okay?..." stockte ich ein wenig merkwürdig vor mich hin. Wieso verhielt ich mich bloß so?

"Ja, okay." wisperte er. "D-dann Tschüß." Verabschiedete ich mich hastig und entfernte mich von ihm. "Tschüß." Hörte man auch Taehyung. Irritiert über mein eigens Verhalten verschwand ich im nächsten Moment auch hinter der Tür. Danach lief ich mit großen Schritten aus dem Gebäude.

Die erfrischende Abendluft kühlte meine überhitzte Wangen, während meine verschwitzten Hände wieder anfingen zu trocknen. Davon mal abgesehen, dass Taehyung mir ständig ein schlechtes Gewissen bereitete, begann ich nun mich auch komisch gegenüber ihm zu verhalten. Lag es etwa daran, dass er mein einziger Freund zur Zeit war? Oder waren meine Nerven mit V schon so am Ende, dass mein Verhalten eigenartig deswegen wurde?

Verkrampft und mit zusammen geballten Fäusten steuerte ich auf eine Kreuzung hinter dem Hotel zu. Meine Gedanken waren zu beschäftigt damit, dass ich nicht mal richtig realisieren konnte, dass ich in wenigen Minuten gleich Liam Koong treffen würde. Aufgeregt darüber hetzte ich die restliche Strecke bishin zu seinem Apartment, dessen Adresse er mir per Nachricht verschickt hatte. Und schon gleich stand ich nun vor seiner Haustür.

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Felou

Bluewhalechallenge✔ °vkookWhere stories live. Discover now