54.🐳

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"T-tae..." seufzte ich unter Schmerzen und versuchte durch Druck den Brand an meinem Arm zu unterdrücken. Ich hatte keine Ahnung, wie ich ihm einen derart großen Schnitt erklären sollte, geschweige denn das viele Blut, was bishin über den Parkettboden verteilt war.

" Ach du heilige Scheiße!" Hechtete der Braunhaarige zu mir. Sofort packte er mich behutsam am Arm und sah sich die Wunde an. Das Blut quoll dabei in Massen aus dem Fleisch, während sich Taehyungs Finger und die weißen Ärmel seines Pullovers ebenfalls in dunkles Rot färbten. Dies schien ihn allerdings  nicht zu interessieren, da er wie vernarrt die Verletzung analysierte. " Wo ist dein Badezimmer?" Fragte er bloß ernst, während ich mit meinem Kopf auf eine Tür im hinteren Teil deutete.

Taehyung schien zu verstehen und eilte in die Richtung." Beweg dich nicht, ich komm gleich wieder." Meinte er nur. Er zog nicht mal seine weißen Sneaker aus, so hastig hatte er es. Währenddessen kämpfte ich mit den Tränen. Ich wollte nicht vor Taehyung weinen, aber die salzige Flüssigkeit machte meine Augen ganz glasig und mit war zum Heulen zu Mute.

Mit bebender Hand wartete ich dann auf den Älteren bis dieser mit einem nassen Handtuch und mehreren Rollen zurück kehrte. Mit schnellen Bewegungen deutete er mir an mich hinzuknien, was ich auch befolgte. Zeitgleich setzte auch er sich im Schneidersitz auf den Boden. Anschließend nahm er wieder meinen Arm und begann mit dem Tuch das Blut ab zu tupfen.

" Wie ist das passiert?" Fragte er besorgt und war gerade dabei die Blutung zu stoppen. Er sah mir bedrückt in die Augen. Allerdings konnte ich nicht anders als den Tränen dann freien Lauf zu lassen. Wieso musste auch immer alles so scheiße sein? Warum passierte immer nur mir sowas?

" I-ich hab für uns gekocht..." schniffte ich. Mir war kurzzeitig eine Ausrede eingefallen." Oh man Jungkook du musst vorsichtiger sein. Das ist so ein tiefer Schnitt..." stellte er fest. Wenn er nur wüsste...

Als nächstes presste er ein Wattepad gegen die offene Wunde. Augenblicklich begann ich zu zischen, woraufhin er schnell reagierte. Er platzierte nämlich gleichzeitig eine Hand an meine Wange, was mich dazu brachte stumm zu werden. " Ganz ruhig, du musst noch bisschen durchhalten." Hauchte er sanft und streichelte mit dem Daumen über die nassen Tränen. Seine Finger waren warm und ganz soft. In gewisser Weise beruhigte mich dies dann auch und ich hatte nicht mal bemerkt, wie er schon mit der anderen Hand den Verband umgewickelt hatte. Seine Berührung hatten praktisch magische Effekte auf mich.

" Du hast es gleich geschafft." Redete Taehyung weiterhin ruhig auf mich ein und entfernte die Hand an meiner Wange. Sofort wurde die Stelle, an der er mich berührt hatte wieder kalt. Stattdessen legte er seine Hand wieder an den Verband und bearbeitete diesen noch richtig. " Wieso kannst du das so gut?" Fragte ich dann zögerlich. Es war nun schließlich das zweite Mal, dass er mich so liebevoll verarztet hatte und das nicht gerade schlecht.

" Naja, meine Mutter war früher Krankschwester und hat mir das beigebracht." Erzählte er, während ich ihn durchgehend musterte. Sein Blick hingegen blieb auf meinen Arm gerichtet. Einige dunkle Strähnen verdeckten seine Stirn. Er hatte sie zwar zur Seite gekämmt, doch durch die Gravitation hingen sie wieder in seinem Gesicht.

" Früher? Und was ist sie dann jetzt ?" Fragte ich neugierig. Das Gespräch lenkte mich wenigtens ein wenig von den Schmerzen ab.

" Tot." Meinte Taehyung dann nur knapp. "Oh das tut mir leid..." murmelte ich daraufhin verlegen. Augenblicklich überkam mich ein schlechtes Gewissen und ich bereute es so direkt gefragt zu haben. Warum musste ich denn auch direkt mit der Tür ins Haus fallen? Wo war mein Taktgefühl geblieben? Hatte ich jetzt die Stimmung zerstört?

" Das braucht es nicht. Du wusstest das schließlich nicht. Zu dem erinnere ich mich sowieso noch kaum an sie." Gestand er, während er meinen Arm angenehm begann zu streicheln. Der Verband war komplett eingewickelt und seine Hände in Blut getunkt. Genauso wie seine Ärmel und mein Tshirt. Allerdings wirkte er dennoch zu Frieden mit dem Resultat seiner Arbeit.
Wie konnte so ein hilfsbereiter Mensch nur keine Freunde haben? Das konnte man sich doch nicht mal vorstellen. Nicht bei seiner Persönlichkeit.

" Egal jetzt. Lass uns nicht darüber sprechen. Du hast also Essen gemacht?" Wechselte er so plötzlich das Thema. Nickend bejahte ich seine Frage. " Ja, aber ich glaube bevor wir essen, sollten wir uns umziehen." Ich hatte aufgehört zu weinen und wischte nun die letzten Tropfen von meinem Gesicht. " Ich kann dir einen Pullover leihen." Schlug ich vor und zeigte mit dem Finger auf seinen nun nicht mehr weißen, sondern roten Pullover.

" Stimmt, dann kannst du deine Quittung begleichen." grinste mich Taehyung daraufhin an. " Welche Quittung?" Fragte ich jedoch irritiert nach. "Letztes Mal gab ich dir meine Klamotten. Jetzt ist es andersrum." Erklärte er mir, woraufhin ich auch schmunzeln musste.

Den restlichen Tag verbrachten Taehyung, während er meinen Pullover trug und ich also gemeinsam im Wohnzimmer. Wir hatten das köstliche Essen völlig weggeputzt und uns danach einen Film im Fernseher angeschaut. Dabei schaufelten wir uns Snacks ein und es kam sogar irgendwann dazu, dass Taehyung mit dem Kopf auf meiner Schulter eingeschlafen war. Die Schmerzen am Arm waren dabei noch kaum präsent und über die Stunden in den Hintergrund gerückt.

" Hyung! Hyung, wach auf." Versuchte ich den Schlafenden zu wecken. Eigentlich wollte ich ihn nicht im Schlaf stören. Besonders weil er so süß und friedlich dabei aussah, jedoch war es schon ziemlich spät und wir mussten morgen früh noch zur Schule." Es ist fast Nacht, Tae. Wie willst du morgen noch so früh aufstehen?" Meckerte ich und rüttelte nun am Saum seines Oberteils. Noch verschlafen und völlig abwesend öffnete der Ältere dann seine Augen.

" W-was ist los?" Fragte er noch komplett neben der Spur. Im Hintergrund lief noch der Film, den ich eingeschalten hatte, aber keiner von uns hörte mehr zu. " Du bist eingeschlafen." Erklärte ich und Taehyung hob den Kopf von meiner Schulter. Daraufhin verschwand auch sein Geruch in meiner Nase. " Achso, ich sollte dann langsam gehen, oder?" Meinte er und stand vom Sofa auf. Ich tat es ihm gleich. " Ja, sonst stehst du morgen zur Schule gar nicht erst auf." Lachte ich.

Der noch müde Taehyung mit den nun zerzausten Haaren rieb sich benommen die Augen. " Stimmt ja...morgen Ist Schule..." grummelte er.

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Felou

Bluewhalechallenge✔ °vkookWhere stories live. Discover now