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"Taehyung?" Schalte es anschließend nachdem ich die leisen Geräusche, als dessen Stimme identifizieren konnte. In mir herrschte das reinste Chaos und Aufregung breitete sich überall aus. Von den kleinsten Zellen meines Gehirns bishin zu den Fliesen spürte ich, wie mein Körper vibrierte und dass ich mich keine Sekunde mehr gedulden konnte. In mir loderte ein Feuer, welches unbedingt nichts weiter als endlich die Wahrheit wissen wollte.

Also brachten mich meine Beine genau dahin, woher ich das gedämpfte Schluchzen vernehmen konnte. Wie wild setzte ich einen Fuß nach den anderen auf den feuchten Grund, ehe das Rauschen in meinen Ohren immer stärker wurde und ich direkt vor einem riesigen Haufen an Büschen stehen bleiben musste.

Dadurch wurde die Aussicht versperrt, weswegen ich im nächsten Moment beide Arme voller Schwung energisch vor dem Hindernis aufbaute. Mit viel Kraft drückte ich die grünen Blätter dann zur Seite, woraufhin mir die Äste freieren Raum baten. Es knackte und rauschte noch, bevor ich einen unblockierten Gang besaß. Kurz darauf nutze ich die Chance und schlüpfte auch schon drunter, wodurch automatisch schon die Sicht auf etwas frei wurde.

Auf dem Boden erkannte man nämlich den Umriss einer seitlich liegenden Person. Wenige Meter daneben eine schwarze Tasche aus welcher dem Anschein nach Blut sickerte und ein silbernes Messer, dass unberührt auf dem Gras ruhte. Doch meine Augen fokussierten einzig und allein den Körper, welcher leblos auf dem nassen Gras weilte. Die helle Farbe der Haut brachte einen enormen Kontrast zum Boden auf. Sowie das Blut, das den splitternackten Rücken entlang der Wirbelsäule hinab rannte.

Obwohl die Gestalt mit dem Rücken zu mir gewandt war, so konnte ich dennoch Taehyung ausmalen. Die Umrissen ließen nämlich deutlich die schmale Taille hervorstechen, die gefolgt von zwei dünnen Beinen in Jeansstoff gewickelt war. Außerdem glänzte die Farbe seiner Haare im schwachen Sonnenlicht, welches durch die grauen Wolken schien, wodurch das Abbild genauer zu sehen war.

Ohne auch nur einen weiteren Moment zu zögern stürzte ich folglich zu ihm. Ich näherte mich seinem Abbild, kniete anschließend direkt neben ihn und ließ mich dann als ich endlich sein Gesicht vor Augen hatten vor ihm nieder. Mir standen die Tränen zu Berge und ich wollte den grausamen Anblick seiner selbst nicht wahrhaben. Alles war so tiefrot.

Die Erde unter uns stand in einer Pfütze aus scharlach roter Flüssigkeit und überall waren kleine Spritzer verteilt. In der Mitte davon lag der Ältere mit geschlossenen Augen. Er hatte kein Oberteil an und war obenrum nackt, wodurch auch tiefe, frische Schnitte und Einkerbungen sofort in der Haut zu sehen waren. Sein komplette Rücken war überseht mit Malen, während der Verletzte die Augen geschlossen hatte. Was war nur los?

Er schien bewusstlos zu sein vielleicht sogar tot, was bei dem Gedanken einen kleinen Stich in mein Herz gab. Mir war gleichzeitig zum Schreien und Schweigen zu Mute.

Mit Angst erfüllt drehte ich ihn auch wenn meine Arme zitterten an den Schultern vorsichtig zur Seite, sodass ich meinen Kopf behutsam an seine Brust legen konnte. Damit wollte ich sicher gehen, dass sein Herz noch schlug. Sobald ich dann auch das leise Klopfen von seinem Körper aus vernahm, fiel mir eine riesen Last von den Schultern. Er lebte noch.

Dennoch verstand ich nicht, was hier vor sich ging. Hatte er etwa versucht sich umzubringen? Ging das ganze so weit? Was war nur passiert? War es meine Schuld? Hätte ich nicht so hart sein sollen?

Ein schlechtes Gewissen überkam mich und ich hatte die Befürchtung, dass alles meine Schuld war. Auf der Stelle begann ich zu handeln und bitte zu meinem Handy in der Hosentasche. Ich musste augenblicklich Hilfe holen bevor es zu spät war. Denn die Furcht, dass Taehyung sterben könnte, breitete mir Sorgen.

Also wählte ich mit verkrampften Finger die Zahlen des Notrufes. Denn jede Sekunde, die ich zögerte, könnte sie Taehyung villeicht das Leben kosten. Immerhin quoll sein Blut noch aus den Wunden.

Verzweifelt reichte ich nach seiner Hand. Die Fingerspitzen waren eiskalt und wie abgestorben, während ich mich in den Zwischenraum klammerte. Ich versuchte ihn zu wärmen, während mein Handy die zentrale des Krankenhauses anrief. Das Wetter war kühl und es hätte gerade erst aufgehört zu regnen. Wie lange hatte Taehyung hier nur gelegen ?

Erst dauerte es eine Weile, bis eine weibliche Stimme am Apparat zu hören war und mich aus meinen Gedanken riss.
" Hallo, hier das Gangnam Yonsei Sarang Hospital in Seoul. Was ist ihr Anliegen?" Ertönte die Stimme von der anderen Seite. Mir graute dabei mein gesamter Körper. Ein Schauer fuhr über mich und eine Träne nach der anderen kullerte über meine Wangen, ehe sie zu Boden tropften und sich mit dem Blut vermischten. " M-mein Freund liegt blutend auf d-dem Boden...e-er ist verletzt und hat ü-überall Schnitte..." es fiel mir schwer zu Sprechen, weil sich ein Kloß in meinem Hals gebildet hatte. Gleichzeitig brach aber auch mein Herz bei dem Anblick von dem Braunhaarigen vor mir.

" Verstanden. Wo befinden Sie sich? " informierte sich die Frau, weshalb ich ihr sogleich die Adresse schilderte. Zwar brach meine Stimme einige Male ab, doch sie hatte mich verstanden. Danach dauerte es nicht mehr lange und sie versicherte mir, dass Hilfe unterwegs war. Anschließend legte ich auf und steckte das Handy zurück in meine Tasche.

Währenddessen konnte ich nicht einmal aufhören zu schluchzen, weil mir andauernd Tränen erfolgten. Zu dem war meine Sicht betrübt und ich war kurz vor dem umkippen; solch ein Schwindel überforderte mich. Mir war nämlich übel und ich konnte es kaum aushalten Taehyung so auf dem kalten Boden liegen zu sehen.

Folglich nahm ich also sein Gesicht in meine Hände und umrahmte es damit.
" T-tae..." murmelte ich. Mir war dabei so schlecht, dass ich mich übergeben wollte. Ich konnte nicht fassen, dass er einen Suizidversuch begangen hatte. Denn immerhin sprach alles dafür.

Das Messer, die Schnitte und selbst die Verletzungen. War das meine Schuld? Verzweifelt näherte ich mich seinem Gesicht. " T-tut mir so leid...Ich meinte das nicht so...i-ich will nicht, dass du stirbst..." hauchte ich gegen sein Lippen.

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Felou

Bluewhalechallenge✔ °vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt