47.🐳

123 14 0
                                    

Wir wussten selbst nicht wohin uns unser Weg führte. Doch dennoch liefen wir immer weiter abseits des Bahnhofs. Taehyung schleppte die ganze Zeit über unsere Taschen, während ich mich stockend an seiner Hand festhielt. Die Schläge, die ich einstecken musste, zeigte wohl so allmählich doch ihre Wirkung. Denn jedes Mal wenn wir einen Schritt weiter rannten, schmerzte mein gesamter Körper. Ich spürte sogar Blut an meiner Zunge, weil mir der metallische Geschmack direkt auffiel.

Seufzend rannte ich Taehyung hinterher. Wohin rannten wir überhaupt? Hatten wir die anderen nicht schon abgehängt?

" Taehyung, wohin gehen wir? I-ich kann langsam nicht mehr..." gestand ich nach Luft schnappend. Meine Ausdauer hatte in letzter Zeit auch nachgelassen. Nun war also der Zeitpunkt gekommen, wo ich es bereute kein Sport mehr seit Jahren gemacht zu haben.

Schleppend zog mich der Dunkelhaarige hinter sich her, er schien wohl nicht annähernd so schlapp wie ich zu sein. " Keine Sorge wir sind fast da. Wir gehen nämlich zu mir." Versicherte er mir und verstärkte seinen Griff um meine Hand. Auch wenn teilweise nur noch Taehyung rannte, versuchte ich mit seinem Tempo aufzuholen. Schließlich musste er sich selbst, die Taschen und mich tragen.

Mühevoll und nach einem langen Lauf blieben wir letzten Endes vor einer recht großen Wohnung stehen. So außer Atem wie ich war stützte ich mich deshalb auf meine Knie, während Taehyung die weiße Tür aufschloss. Wir waren die letzten Strecken noch durch gerannt, weil wir befürchteten verfolgt zu werden. Als wir dann also endlich ankamen und uns folglich ausruhen konnten, war es so als wäre man im Himmel. Freundlich bat mich Taehyung dann herein. Er hatte die Wohnungstür geöffnet und richtete mir mit einer freundlichen Geste sein zu Hause.

Nickend und noch immer mit flachen Atem betrat ich taumelnd den Türrahmen. Vor meiner Sicht tanzten kleine, schwarze Punkte und ich war kurz davor gleich umzukippen, wenn es so weiter ging. Fast stolpernd flog ich nach vorne, spürte aber dann zwei Arme um meine Taille. Direkt sah ich nach hinten zu Taehyung, welcher mich aufgefangen hatte. Ich wusste nicht, wie ich mich jemals nur bei ihm bedanken sollte. Denn jedes Mal wenn ich ihn brauchte, war er auf der Stelle sofort bei mir.

" Jungkook, du siehst fix und fertig aus. Ich denke es ist das beste, wenn du dich heute bei mir erholst." Meinte er nur und zeigte auf sein Wohnzimmer, wo eine graue Coach aufgestellt war. " Setz dich, ich hol was zu trinken." Ordnete Taehyung an und ich ging seinem Befehl nach.

Der Braunhaarige hatte mich wieder los gelassen und war auf dem Weg zur Küche. In der Zwischenzeit hechelte ich unbeholfen bis zu seinem Sofa, wo ich mich dann schlapp darauf fallen ließ.
Nichts war besser, als sich endlich hinlegen zu dürfen. Glücklich darüber sah ich mich in Taehyungs Wohnung herum.

Überall war es zu meiner Überraschung ordentlich. Er besaß dazu noch viel Dekoration im Zimmer, wie Lampen, Planzen oder Vasen. Sein Wohnzimmer schmückte bis auf einen großen Fernseher noch mehrere Kommoden, einen Glastisch, weiche Fellteppiche und Bilderrahmen. Verblüfft über diese Aussicht staunte ich. In der Wohnung war sein Geruch verteilt. Man konnte Spuren von seinem Parfum und seinem neutralen Geruch ausmachen, weswegen ich fröhlich darüber nur lächeln konnte. Ich mochte diesen Duft doch sehr.

Im nächsten Moment kehrte Taehyung auch wieder ins Zimmer zusammen mit zwei Gläsern Wasser in der Hand und einem erste Hilfe Kasten unter dem Arm. Perplex beobachtete ich ihn wie er die Getränke auf dem Glastisch absetzte und sich dann zusammen mit erste Hilfe Kasten neben mich aufs Sofa setzte.

" Was machst du?" Fragte ich verwirrt und sah dabei zu, wie Taehyung den Deckel des Kastens auf dem Tisch ablegte, sodass das Innere dadurch freigegeben wurde.  Darin lagen Verbände, Wattepads, Desinfiktionsmittel und so viel mehr.
" Dich behandeln, was sonst?" Erklärte Taehyung das Offensichtliche, während er sich einige Materialen zusammen krammte. So kippte er zum Beispiel etwas vom Desinfiktionsmittel auf ein Wattepad. " Aber mir geht es doch gut." Wandte ich ein, während ich mir verlegen den Kopf kratzte. Er wollte mich jetzt nicht ernsthaft verarzten? Konnte er das überhaupt?
Oh Gott, das wäre mir alles andere als peinlich... " Bis auf paar leichte Schmerzen ist es nichts worüber man sich Sorgen machen müsste. " beruhigte ich den Braunhaarigen, doch dieser ließ einfach nicht locker.

" Jungkook, du siehst gerade alles andere als okay aus." Betonte Taehyung. " Ach was, du übertreibst bestimmt." Er griff nach einem kleinen Spiegel aus dem Kasten, um mir diesen vor Augen zu halten. Automatisch fuhr mir dabei ein Schauer herbei. Meine Augen waren gerötet, ein dunkler, blauer, lila Fleck schmückte eines, während frisches Blut aus meiner Nase rann und eine aufgeplatzt Wunde an meinen Lippen zerrte. Geschockt über meinen eigenen Zustand fiel mir fast die Kinnlade runter.

Doch anstatt, dass ich weiterhin über mein Aussehen innerlich quengeln konnte, hatte mir mein Gegenüber auch schon den Spiegel wieder weg genommen. " Glaubst du mir jetzt? " meinte er vorwurfsvoll und ich musste etwas beschämt weg schauen.
" Ja." Brummte ich bloß und ließ es zu, dass er die Wattepads auf mein Gesicht drückte. Anfangs brannte es noch unheimlich und ich wollte meinen Kopf weg ziehen, aber Taehyung hatte seine Hand an meinen Nacken gelegt und drückte mich so näher an sich.
Zischend gewöhnte ich mich langsam an die Schmerzen und ließ mich auf die Berührungen ein.
Er ging auch ganz zart mit mir um und dadurch, dass er mir so nah war, hatte ich wieder die Aussicht von seinem strahlenden Gesicht vor Augen. Er hingegen hatte wohl mein verkorkstes Gesicht.

Während er nämlich darauf konzentriert war, die Tupfen sorgfältig auf meinem Gesicht zu verteilen starrte ich ihn bloß, stumm an. Die braune, verklebte Strähnchen hingen ihm auf der Stirn, die wahrscheinlich vom Schweiß stammten. Außerdem waren seine Pupillen geweitet, sodass man kaum seine braune Iris sehen konnte. Mal wieder hatte ich mich komplett in meinen Gedanken versunken, als er mich plötzlich ansprach. " Ich schlage vor, dass du heute übernachtet. Es ist sowieso Freitag, also müssen wir morgen auch nicht zur Schule." Schlug Taehyung vor, während sein Blick noch immer auf meine Nase fokussiert war. Er konzentrierte sich darauf, das Blut mit dem Stoff in seiner Hand weg zu wischen. " Okay." Stimmte ich dem zu.

________

Felou

Bluewhalechallenge✔ °vkookWhere stories live. Discover now