49.🐳

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Frustriert mit den Händen in den Jackentaschen lief ich über den Asphalt. Mein Tasche hing über meiner Schulter und rempelte jedes mal von hinten, wenn ich einen Schritt nach vorne lief die Innenseite meiner Knie an. Doch mir war das egal. Indessen lief ich wütend und mit knirschenden Zähnen immer weiter zu diesem verdammten Kran. Nicht mal die Zigarette von davor, hatte meine Wut und mich besänftigen können.

Ich wusste ganz genau welchen Kran dieser V meinte. Dieser war schließlich einer der höchsten im Park und dazu noch direkt von meinem Haus aus sichtbar. Angepisst kickte ich irgendeinen Stein vom Grund vor mich hin. Ich hatte jedes Recht mich aufzuregen. Immerhin hatte mir V nicht nur einen schönen Morgen mit reichlich Frühstück und einem guten Kumpel versaut, sondern mich auch gezwungen trotz meiner Schmerzen von der Prügelei Sport zu betreiben.

Mein Blick blieb an dem Kran stehen, während ich vor dem Zaun der Baustelle stehen blieb. Wie sollte ich da nur rüber kommen, wenn ich mich kaum noch normal Strecken konnte ohne dass mein Organe direkt versagen würden? War das ein scheiß Scherz?

Gereizt über den Fakt schmiss ich meine Tasche zu Boden. Weil heute sowieso ein Unwetter herrschte und kaum Leute draußen waren, würde sie schon kaum einer klauen, dachte ich mir. Außerdem würde sie mir auf dem Kran nur unnötigen Balast bescherren.

Als ich dann fix und fertig die halbe Baustelle überquert hatte, schlich ich mich an den Kran an. Zuerst bestieg ich das Fundament, was in Anbetracht der Umgebung ziemlich einfach war. Danach führte mich mein Weg zum dem Grundgerüst. Dieses war ausgestattet mit einer Leiter. Zwar war davor ein Gerüst, wo ein Schloss befestigt war, jedoch schien dieses gebrochen, beziehungsweise mit etwas Hartem auseinander geschlagen worden. Dies ließ mich automatisch vermuten, dass V wohl vor mir am Ort angekommen sein musste und die Kette, welches die Leiter abschloss, zerstört haben musste. Dies bewies mir umso mehr, dass ich recht mit der Theorie hatte, dass V sich in meiner Nähe befand. Also in Seoul.

Schluckend öffnete ich das Gerüst. Danach legte ich eine Hand auf die Stange und fing an zu klettern. Es bereitete mir schon ein wenig Angst, da das Stahl so leicht wackelte, nichts desto trotz ignorierte ich das.
Immer höher und immer weiter stieg ich die Leiter empor. Schließlich  befand ich mich irgendwann so hoch, dass ich vor Furcht nicht einmal mehr nach unten sehen konnte. Viel zu sehr packte mich die Angst einen Fehler zu machen und abzurutschen. Mit Schweiß in meinem Tshirt stieg ich allerdings weiter. Mittlerweile waren meine Hände so dermaßen verschwitzt, dass ich befürchtete abzurutschen und die Leiter hinab zu fallen. Folglich wollte ich also schneller oben ankommen und beeilte mich.

Danach nach mehreren Minuten erreichte ich endlich das Ende des Kranes. Es war nicht schwer auf die Platform zu kommen, da diese offen stand. Fertig vom Klettern und mit den Nerven am Ende, weil ich so ziemlich das Gefühl hatte abzustürzen, setzte ich mich auf die kleine Plattform. Das Gerüst war kartiert und mit Löchern überseht, wodurch man hinab zum Abgrund blicken konnte. Mein Herz raste und meine Atmung erschien nicht mehr regulär. Mir war schwindelig und flau zu gleich im Magen, weshalb ich beschloss nur noch gerade aus zu schauen. Direkt vor mich befand sich dann auch ein einmaliger Ausblick auf die gesamte Stadt mit all ihren Hochhäusern, den Lichtern und Bäumen.

Sprachlos über die atemberaubende Aussicht zückte ich mein Handy. Ich musste schließlich noch ein Bild zu Stande bringen, was ich dann auch erledigte. Kurz darauf schickte ich die Datei auch wie befohlen an V.

Danach stand ich von meinem Platz auf. Mein Herz pochte zwar noch wild, aber das störte mich nicht. Viel mehr bereitete es mir Probleme wieder von dem Kran hinab zu steigen. Nervös kaute ich auf meinen Lippen. Wenn ich hinab sah, verdrehte sich alles auf einmal ganz plötzlich und der Schwindel stieg wieder auf. Mir war ganz unwohl und ich wollte alles andere als jetzt wieder herunter zu klettern. Doch ich hatte keine andere Wahl.

Ich konnte doch schlecht die Feuerwehr rufen. Wann & wie sollte ich ihnen denn erklären, wieso ich hier oben war? Etwa bevor ich sie bitte mich von hier abzuholen, weil ich ein dämliches Spiel spiele oder danach?

Mit zittertem Leib, setzte ich wieder einen Fuß auf die Leiter. Ich hielt mich zusätzlich mit den Händen so stark am Geländer fest, dass ich aufpassen musste, die auch wieder von da abzubekommen. Fast schon panisch richtete ich den zweiten Fuß dann auf eine andere Stange. Mir stieg wieder Schweiß auf die Stirn, während ich mich darauf konzentrierte keinen Fehler zu begehen. Zwar fühlte ich so ein gewisses Stechen in meiner Schläfe, doch ignorierte ich es. Indessen kletterte ich immer weiter bis ich wieder heil den Boden erreicht hatte und auf dem Grundgerüst des Kranes stand.

Zu Frieden über meine Leistung und den Mut, den ich erbracht hatte, kehrte ich wieder zurück zum ehemalige Zaun, wo ich meine Tasche abgelegt hatte. Mit viel Schwung sprang ich drüber und wollte gerade meine Tasche greifen, da schnappte sie jemand vor mir.

"What the fuck?!" Murrte ich entsetzt und mein Blick flog zu dem Besitzer der Hand, der vor meinen Augen die Tasche entwendet hatte. Was sollte jetzt der Scheiß? Ehe ich mich versah, registrierte ich das Gesicht der Person und mir wurde klar, um wen es sich handelte. " Heilige scheiße..." murmelte ich dann wie vom Schlag getroffen.

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Felou

Bluewhalechallenge✔ °vkookWhere stories live. Discover now