Vorbereitung ist der halbe Weg zur Katastrophe

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Kapitel 27 Vorbereitung ist der halbe Weg zur Katastrophe

An meinem Wohnhaus angekommen, schicke ich Rick vor der Haustür eine Nachricht und erhalte die Bestätigung, dass Marie noch immer schläft. Beschwingt schleiche ich mich nach oben, verstaue unter enormen Anstrengungen das grüne Ungetüm in meinem Zimmer und lasse mich danach geschafft in der Küche auf einen Stuhl fallen. Rick lehnt am Küchentresen, schnuppert an einer Tasse mit frisch aufgebrühten Kaffee und schürt meinen Neid. Er beobachtet mich dabei, wie ich den vertrauten Geruch erschnüffele und offensichtlich einen bedürftigen Eindruck mache. Ich erwidere seinen Blick und ziehe nach einem Moment Schweigen meine Augenbraue nach oben. Rick spiegelt meine Mimik und zieht dabei eine leichte Fluppe, während er beginnt, mit den Augenbrauen zu wackeln. Ich lasse passend dazu beide Augenbrauen zucken. Und als nächstes brechen wir beide gleichzeitig in Gelächter aus. Ich spüre, wie sich ein warmer Schauer in mir ausbreitet und begreife erst jetzt, wie sehr ich eine solche vertrauensvolle Verbindung brauche. Dieses ganze Durcheinander mit Antony, Anni und Luka hat mich geschafft. Physisch und psychisch. Dieses unbeschwerte Zusammensein mit Rick ist beruhigend und heilend. Wie sagt man so schön? Normal?

„Schönen Abend gehabt?", fragt Rick amüsiert, nimmt einen Schluck von seinem Kaffee ehe er, ohne konkret nachzuhaken, den Wasserkocher anschaltet und Kaffeekrümel in eine frisch abgewaschene Tasse füllt.

„Jup... war ganz gut...", erwidere ich zurückhaltend und versuche so ruhig zu klingen, wie ich kann, schaffe es aber nicht, mir das deutliche Grinsen zu verkneifen, welches die euphorischen Erinnerungen an den letzten Abend mit sich bringen. Antonys süße Lippen. Seine tiefen, intensiven Blicke. Das Gefühl von Haut auf Haut. Ich schwelge benebelt und Rick durchschaut es sofort.

„Nur ganz gut, ja?" Er schenkt mir ein verstehendes Lächeln mit passend tanzenden Augenbrauen. Mimik ist doch etwas Feines.

„Vielleicht war es auch...", beginne ich und zucke mit der linken Schulter, „... fantastisch." Wir grinsen uns beide an.

„Er war also nicht eifersüchtig?", fragt Rick und schüttelt die Kaffeebrösel in der trockenen Tasse umher.

„Doch, aber nachdem ich ihm erklärte, dass du mein Mitbewohner bist und damit keinerlei Gefahr darstellst, hat er eingesehen, dass Eifersucht nicht nötig ist."

„Und damit hat er sich zufriedengegeben?", fragt er unaufgeregt. Der Wasserkocher klickt und Rick lässt sogleich das heiße Wasser in die vorbereitete Tasse verschwinden.

„Ja, sicher. Du bist immerhin mein Mitbewohner und dazu noch seit Jahren glücklich mit einer Frau liiert. Absolutes Totschlagargument, oder nicht?" Dass ich so ausführlich gar nicht geworden bin und nicht werden musste, führe ich nicht aus.

„Ja... wohl wahr." Die kleine Pause lässt mich aufhorchen. Er wirkt seltsam unglücklich damit, aber ich hake nicht weiter nach, sondern stecke grabschend meine Hände nach dem wachmachenden Heißgetränk aus, welches Rick als Geisel auf dem Tresen behält. Es dauert einen Moment, bis er aus seinen Gedanken zurückkehrt und begreift, was meine Geste zu bedeuten hat.

„Oh, entschuldige." Damit händigt er mir den Kaffee aus. Ich winke ab und seufze glücklich, als ich den wohltuenden Geruch tief in meine Nase einsauge. Es ist warm und lecker. Nur beim Riechen. Kaffee ist etwas Feines und jeder, der etwas anderes behauptet, soll mir nicht unter die Augen treten.

„Okay, also wie ist der Plan für heute?", fragt Rick euphorisch und setzt sich zu mir. Ich lasse meine Finger über den kalten Henkel meine Tasse streichen, während ich darüber nachdenke, wie wir das Ganze am besten angehen. Planlos bedeutet immer Katastrophe. Wobei ich auch mit Plänen zu Desaster neige. Noch ist der Kaffee zu heiß, um auch nur einen Schluck davon trinken zu können, also schnuppere ich den aromatischen Dampf ein.

Kiss me hard before you goWhere stories live. Discover now