Falscher Tango auf dem Asphalt

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Kapitel 29 Falscher Tango auf dem Asphalt

„Nein, nein, nein, nein, nein... hey Luka, warte gefälligst...", rufe ich aufgebracht durch das Treppenhaus und schaffe es aus unerfindlichen Gründen, den anderen Mann einzuholen, ehe er die Wohnungstür erreicht. Scheinbar ist mein Vermögen Treppen rauf zu sprinten weniger beeinträchtigt, als das gleiche Prozedere abwärts oder Luka hat getrödelt. Mein hektischer Atem und der Schmerz in meinen Lungenflügeln widersprechen vehement und der Drehwurm in meinem Kopf spricht plötzlich spanisch. Olá. Ich greife nach Lukas Arm und ziehe ihn zurück, noch bevor sein Finger den Klingelknopf erreicht. Das Lächeln in seinem Gesicht ist nicht mehr ganz so entspannt wie zuvor, als er sich mir zuwendet und dazu noch leise seufzt, so als würde ich mich unmöglich verhalten. Ein guter Gastgeber bin ich wirklich nicht, aber er sollte nicht hier sein und das hätte er wissen müssen.

Da ich noch auf der Treppe stehe, bin ich wesentlich kleiner als er und dadurch schaut Luka leicht auf mich hinab. Plötzlich fühlt es sich an, als fehlte mir der Mut, ihn weiter mit meinem Groll zu konfrontieren. Lukas Blick ist forsch und wechselt schnell zu amüsiert, als er über das Klingelschild flackert. Er hat meinen Namen darauf erkannt. Der andere Mann ist also wirklich nicht hier, um mich zu ärgern. Er hat es nicht gewusst.

„Sieh mal an. Nun weiß ich endlich, wo du wohnst, Eco-Boy und zu deiner Information, ich bin nur hier, um ein bisschen Spaß zu haben, was nicht impliziert, dass dieser Spaß dich beinhaltet. Ihr und euer verqueres Was-auch-immer interessieren mich herzlich wenig", wiederholt er und zieht ein paar Kreise über unsere Köpfe hinweg. Es wirkt resolut und doch glaube ich ihm kein Wort. Dennoch bin ich mir in diesem Augenblick nicht sicher, ob ich vor Scham im Boden versinken oder vor Wut an die Decke gehen soll. Dank der Schwerkraft bleibe ich an Ort und Stelle.

„Sicher", raunt es hinter mir. Natürlich muss sich auch Antony einmischen. „Du hast deine Nase ja noch nie in die Angelegenheiten anderer Leute gesteckt." Jedes seiner Worte ist spottend und schnippisch. Ich lasse seufzend den Kopf sinken. Eigentlich sollte es ein schöner und lustiger Abend werden. Er hat auch so gut angefangen. Und jetzt? Es ist frustrierend und anstrengend. Antony schiebt mich zur Seite, um dem blonden Mann entgegen zu treten. Ich merke sofort, wie sich die Luft um uns herum weiter auflädt und das ist kein gutes Zeichen.

„Tja, wenn ich es nicht mache, macht es jemand anderes."

„Na klar, da ist auch gar kein Eigennutz bei", erwidert Antony und sein Blick flackert kurz zu mir, als er es sagt. Auch Luca schaut zu mir.

„Wenigstens war ich zu jeder Zeit ehrlich zu ihm, kannst du das auch behaupten Herr Dozent?", kontert Luca und kommt Antony etwas entgegen, jedoch ohne eine Stufe zu ihm runterzugehen, sodass er immer noch über ihm steht.

„Von wegen."

„Von wegen was? Ich habe ihm immerhin nicht verheimlicht, dass ich einen absurden, verrückten Ex habe, der mir regelmäßig auflauert." Luka hat nicht unrecht, aber trotzdem geht es ihn nichts an. Es fühlt sich an, als befände ich mich in meinem schlechten Film. Er begann am Anfang des Semesters und scheint nun seinen Höhepunkt zu erreichen.

„Ich habe keine Ahnung, woher du dir das Recht herausnimmst, dich einzumischen." Nun ist es Antony, der eine Stufe nach oben nimmt, sodass er dem angehenden Journalisten näherkommt. Luka lässt ein abschätziges Schnauben hören und beugt sich seinerseits dem Portugiesen entgegen.

„Du bist das allerletzte, weißt du das? Wie kannst du das nur zulassen und ihn dieser Gefahr aussetzen." Er stößt Antony seine flache Hand gegen seine Schulter. Nicht so stark, dass der Portugiese ins Wanken gerät, aber so heftig, dass er einen Schritt auf der Treppe nach unten machen muss. „Du bist ein elender Heuchler, Rochas"

Kiss me hard before you goWhere stories live. Discover now