Die Zigarette danach mit dem Geschmack des süßen Verbots

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Kapitel 3 Die Zigarette danach mit dem Geschmack des süßen Verbots

Ich sehe Antony in den nächsten Tag nur in der Vorlesung und im Seminar. Alles nur kurz und sachlich. Jeden weiteren Kontakt meidet er. Ich werde langsam, aber sicher wahnsinnig und es beginnt richtiggehend in mir zu brodeln. Selbst Anni bescheinigt mir eine andauernde schlechte Laune, obwohl ich mich ihr gegenüber zusammenreiße. Ich habe ihr nichts von unserem letzten heißen, aber ebenso ernüchternden Zusammentreffen erzählt. Nichts von dem unglaublichen Sex, den wir in seinem Büro hatten. Nichts von der Abfuhr und auch nichts von dem Gefühlschaos, welches seither in mir wütet, wie ein Tornado samt Taifun. Ihr das alles zu verheimlichen, hat die Schwierigkeitsstufe unendlich und sorgt beim Herauskommen für mein direktes Ableben. Ein schlagartiges Game over. Sie wird ausflippen. Zu meinem Leidwesen hat die Zusammenkunft mit Antony deutliche Spuren hinterlassen. Zwei Bisse am Hals und an meinem Schlüsselbein, ich kann sie nur schwer verdecken. Und ich habe eine Prellung an der Hüfte, die mir der Türknauf eingebrockt hat. Das schmerzt jetzt noch.

Blöd, dass ich an nichts anderes mehr denke als an seine köstlichen Lippen. An dieses feste, harte Fleisch, welches tief in mich eindringt. Ich habe wirklich versucht mich mit dem Gedanken anzufreunden. Dozent und Student. Mehr nicht. Doch ich schaffe es einfach nicht. Wenn ich meine Augen schließe, dann sehe ich die klaren ausdrucksstarken Augen, die mich in den Momenten der Lust gefangen nehmen. Der Gedanke ist jedes Mal gefolgt von einem intensiven Erzittern, welches durch meinen gesamten Körper jagt. Unkontrolliert und verlangend. Seine Stimme, die sich Millimeter für Millimeter in meine Haut brennt. Doch es ist kein unangenehmer Schmerz, sondern pure Wohltat. Ich will ihn. Ich will ihn nur noch mehr. Mit jedem Blick mehr, den er mir ungewollt und unbewusst schenkt. Im Flur, im Hörsaal oder auf dem Parkplatz. Ich weiß, dass es besser ist mich von ihm fern zu halten, doch ich suche seine Nähe. Das kurze Stelldichein in seinem Büro hat meine Gedanken und Gelüste nur noch verstärkt. Und Antony hat mich ebenso gewollt, wie ich ihn. So sehr, dass er seine neutrale Fassade nicht aufrechterhalten konnte. Ob ich der erste Student bin mit dem ihm das passiert ist? Vermutlich nicht. Doch ich hoffe, dass es so ist und ich der Einzige bin. Meine Gedanken hüpfen hin und her und das ernüchtert mich enorm.

Ich schiebe mein Tablett samt Essensreste zur Seite und lasse meinen Blick über die Studenten in der Mensa wandern. Die Meisten sind geschäftig in Gespräche, Hausaufgaben oder mit Essen vertieft. Ich schaue in die unterschiedlichsten Männergesichter. Adrette, markante, weiche. Alles ist vorhanden, doch keines, was mich sofort fesselt, so wie es Antonys in der Bar getan hat. Wieder spüre ich das Kitzeln, welches ich schon damals empfunden habe. Ein kurzer Blick auf die Uhr und ich mache mich auf den Weg zum Seminar. Antonys Seminar.

Bewusst setze ich mich eher abseits. Diesmal trägt er einen marinenblauen Pullover, der sich perfekt an die Konturen seines Körpers schmiegt. Die Farbe betont seine Augen. Seine Schenkel sind in eine lockere schwarze Stoffhose gehüllt und die dennoch seinen Hintern hervorhebt. Ich ertappe mich dabei, wie ich ihn anstarre. Seine perfekten Lippen. Sofort spüre ich das Bedürfnis sie zu berühren. Nur mit Mühe und Not schaffe ich es seinen Worten zu folgen und ertappe mich immer wieder dabei, wie ich ihn beobachte und dabei vergesse mitzuschreiben. Meine Aufzeichnungen sind dementsprechend löchrig. So geht es nicht weiter. Ich bleibe bis zum Schluss sitzen und erhebe mich erst, als der letzte Kommilitone durch die Tür verschwunden ist. Antony sammelt seine Unterlagen ein, schiebt die losen Blätter zusammen. Das leise Klopfen hallt durch den Hörsaal, als er sie begradigend auf das Pult schlägt. Er weiß ganz genau, dass ich noch da bin, aber er dreht sich nicht um. Ich habe seinen Blick gesehen, als sich der Raum leerte.

„Können wir reden?"

„Haben Sie eine Frage zum laufenden Stoff der Vorlesung?" Wieder das Sie. Er hält in seiner Bewegung innen. Ich seufze innerlich.

Kiss me hard before you goWhere stories live. Discover now