Nicht mehr als ein weiterer verpasster Moment

759 90 157
                                    

Kapitel 8 Nicht mehr als ein weiterer verpasster Moment

„Ich kann gut einzuschätzen, wie groß das Interesse meines Gegenübers ist", bekennt Luka sanft brummend, während ich Mühe habe vor Spannung nicht vom Trainingsgerät zu fallen. Gut, dass ich nicht auf einem richtigen Fahrrad sitze. Weiterhin strömt mir seinen herben Duft entgegen. Das Kitzeln des Zigarettenaromas, welches scheinbar von seinen Lippen strahlt, ist ungewöhnlich intensiv. Er beugt sich zurück und ich sehe ihm nun direkt in die Augen. Doch mein Blick wandert weiter über sein markantes Gesicht. Feine Stoppeln auf seinem Kinn und den Wangen. Sie geben ihm einen rüden Ausdruck. Luka leckt sich ungeniert über die Lippen.

„Kannst du das?", frage ich leise und klebe wieder an seinen Lippen. Mein Herz schlägt hart gegen die Brust. Ich folge der Bewegung seiner Augen, die von meinem Hals über meinen Körper wandern.

„Ja, und ich weiß auch, wenn man mich hinhält", äußert er nun, dass eigentliche Problem dieses Gesprächs. Mein Herz setzt einen Moment aus. Ich versuche ihm nicht zu deutlich zu zeigen, dass er Recht hat, aber anscheinend sprechen meine Augen ihre ganz eigene Sprache. Als er mit der Musterung meines Körpers fertig ist, sieht er mich an.

„Wirklich schade", raunt er mir zu. Ich sehe das Glitzern der Erregung in seinem Blick und schlucke unmerklich.

„Luka", ruft eine helle, weibliche Stimme und ich schaue an ihm vorbei zur Tür. Die zierliche Frau aus der Bar steht am Eingang. Auch sie trägt ein sportliches Outfit. Ich kann mich nicht mehr an ihren Namen erinnern. Es war irgendwas Niedliches. Luka wendet sich nicht zu ihr, sondern sieht mich weiterhin an. Als würde er noch immer nach einer eindeutigen Bestätigung suchen. Seine Freundin gibt allerdings keine Ruhe und verlangt erneut nach ihm.

„Ich bin gleich da", ruft er ihr zu. Ich sehe ihn wieder an und fühle mich gezwungen etwas zu sagen.

„Tut mir Leid, aber ich bin einfach nicht der Typ für so was.", gestehe ich ein und erwarte kein Verständnis. Ich bekomme auch keins.

„Dann sendest du, aber die falschen Signale, mein Lieber. Also, was ist genau ist das Problem? Die Anziehung ist es nicht." Ich richte mich auf und kann nicht verhindern, dass ich meine Arme vor der Brust verschränke. Luka hingegen lehnt sich weiter nach vorn und stützt nun seinerseits seinen Oberkörper auf meinem Lenker ab. Sein Blick ist auffordernd und er wird keine lapidare Ausrede gelten lassen. Ich entscheide mich für die Wahrheit, auch wenn ich im Grunde noch immer keine Betitelung für das zwischen mir und Antony habe.

„Es gibt einen anderen...", sage ich klar und deutlich. Lukas Körper zuckt.

„Autsch." Seine Hand wandert zu seiner Brust. „Mein Herz es zerspringt." Zu theatralisch. Er schließt gequält seine Augen. Des Sterbensnahe geht er auf die Knie und neigt sich in Zeitlupe zum Boden, fällt aber nicht gänzlich um. Ich sehe seinem Schauspiel eine Weile zu und komme nicht umher kurz zur Tür zusehen. Seine Freundin wartet noch immer und verdreht übertrieben die Augen als ich zu ihr schaue. Ich zucke mit den Schultern, während sie verständnislos nickt. Luka beendet das Trauerspiel und beugt sich wieder zu mir ans Rad.

„Eco-Boy, ich kann damit umgehen, aber..." Er stößt sich ab und breitet seine Arme aus, „... aber du verpasst was." Sein selbstsicheres und überzeugtes Auftreten ist beeindruckend und ich kann nicht verhindern, dass ich einen Laut von mir gebe, der wie ein Eingeständnis klingt.

„Dessen bin ich mir sicher", gebe ich gespielt überzeugend von mir. Ich bin mir nur nicht sicher, wie gespielt es wirklich ist. Luka hebt zum Abschluss neckisch eine Augenbraue, beißt sich verführerisch auf die Unterlippe und zwinkert mir übertrieben zu. Luka gehört eindeutig nicht zu der Sorte, die Probleme hat jemand kennenzulernen und diese Person am gleichen Abend in sein Bett zu bekommen. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.

Kiss me hard before you goWhere stories live. Discover now