Acht

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~ Linn ~

"Wir müssen reden."

"Du bist echt ein tolles Mädchen, aber ich kenne dich kaum und du bist ehrlich gesagt auch nicht mein Typ."

"Ich will dir keine falschen Hoffnungen machen - zwischen uns hätte wahrscheinlich sowieso keine Beziehung lange gehalten."

"Ich... ich will nichts liebestechnisches von dir, Linn."

"Ich seh keine riesige Eistruhe darin. Heißt dass, das du keinen Liebeskummer hast?"

"Bei dir fühl ich mich wohl, aber ich spüre keine Schmetterlinge im Bauch oder so einen Quatsch."

"Das war ein Fehler."

"Ich will mit dir nichts anfangen und dich dann unnötig verletzten."

"Vergessen wir einfach den Kuss von gestern. Er hat uns doch beiden nicht viel bedeutet. Zumindestens mir nicht. Es war nur einer von vielen."

"Tut mir leid, Linn. Nimm es mir nicht allzu übel."

Was ist dein Geheimnis, Linn? Was verheimlichst du?"

Noah Worte halten immer wieder durch meinen Kopf, während die Bilder der letzten Wochen vor meinen Augen wie ein unaufhaltsamer Film aufblitzten. Seine Stimme klang ruhig, monoton und kühl, als würde er das alles irgendwo ablesen, dennoch änderte dies nichts an meiner Situation.
Noah hatte mich abgelehnt - mehrmals.
Leo war wieder in der Stadt - in unserem Haus.
Mama und Papa haben mir meinen Wolf genommen - jetzt schon zum zweiten Mal.

Saure Tränen schossen mir in die Augen, als ich an die Versieglung zurückdachte. Doch es hätte früher oder später kommen müssen. Sie war viel zu labil.

Papa hatte angefangen aus dem Buch zu rezitieren, wobei ihm der Schmerz deutlich anzusehen war. Nein, nicht nur ansehen, denn ich konnte jede Unze davon erspüren. Er wollte es doch eigentlich nicht, er fühlte sich dazu gezwungen das zu machen. Mama stand neben ihm und weinte stumm. Beide haben kurz nachdem Leo und ich das Haus betreten haben ein Schutzschild aufgebaut. Von draußen hörte man, wie jemand versuchte das Schild zu durchbrechen. Mama griff zittrig zu dem verwunschenem Messer, mit dem man die Schutzschilder bauen konnte, doch Leo nahm es ihr schnell ab.
"Ich mach das schon, bleibt bei ihr."

Die Worte, die Papa murmelte fühlten sich wie giftige Dornenstiche für mich an. Ein Prozess wurde in Bewegung gesetzt und die schweren Steine rollten unentwegs weiter und würden erbarmungslos alles zu Brei machen, was ihnen in den Weg kam. Ab hier gab es kein Zurück mehr, das war mir total klar. Die einzige Möglichkeit mit dem kleinsten Trauma aus allem herauszukommen war, wenn ich freiwillig mittat und nach der Versiegelung stabiles Verhalten zu Mama, Papa und Leo pflegte, da nur sie mir meine Wölfin wieder zurückgeben konnten. Doch meine ach so kluge Wölfin widersetzte sich dem allen und nahm die qualvolle Tortur auf sich und mich. Ich wollte ihr vernünftig zureden, doch sie hatte die Kontrolle über meinen Körper und sie hatte mich verstummen lassen.
Alles tat weh! Stellen, von denen ich nicht wusste, dass sie wehtun könnten, taten so schrecklich weh.

Meine Wölfin stand erhaben in unserem kleinen Gefängnis und starrte tödlich alles und jeden zugrunde, während sie weiter Morddrohung vor sich her murmelte. Bei denen sprach sie immer von ihm und Noah was ich absolut nicht verstand. Ich war aber auch zu sehr vom Denken abgelenkt, weil erstens Papa noch weiterhin magische Worte zitierte und zweitens meine Wölfin alle Schmerzen auf mein schwaches Unterbewusstsein wegdrückte, sodass sie keine hatte. Danke für gar nichts.

ᴡɪᴇ ʜᴇɪßᴛ ᴅᴇɪɴᴇ ᴡᴏ̈ʟғɪɴ? ✔️Where stories live. Discover now