Siebenundzwanzig

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> Noah <

"Du weißt, dass du eigentlich hier bleiben kannst?", sprach ich Leo telepathisch zu, während die Mädchen Linn in Umarmungen tränkten, als ob sie nie wieder zurückkommen würde.
"Ich weiß, aber ich bleibe lieber noch bei Linn. Es wird ihr erster Vollmond seit dem Sommer und ich behalte sie dabei lieber im Auge.", atmete er angestrengt aus und stopfte die Hände in die Hosentaschen. Seine Augen lagen müde auf Linn, während er mir gegenüber am Auto der Eltern lehnte. "Außerdem musst du dir dann keine Gedanken um mich und Linns Eltern heute Abend machen. Wir werden außerhalb deines Reviers sein, also kannst du dein Gebiet nutzen ohne dass wir aufeinanderstoßen."

Da hatte er klarerweise recht. Dass die Familie Hambe bei dem Vollmond nicht in unserem Gebiet sein wird, ist ein gelöstes Problem für mich. Aber ich mochte es nicht, dass Linn für die Nacht verschwindet - egal wie sehr sie betont, dass sie zurückkommen wird. Das letzte Mal, als sie meinte wir würden uns morgen wieder sehen, lag sie eine Woche halbtot im Koma und ich war mir sicher, dass sie davon nicht vorher Bescheid wusste. Leo hatte mir gegenüber auch beteuert, dass es nur eine Nacht sein wird, aber ich traute den Eltern nicht ganz über den Weg. Die beiden oder zumindestens ihr Vater konnte mich überhaupt nicht leiden und sprachen nicht mehr als nötig, wenn wir uns mal über den Weg laufen.
Wer wusste schon, was sie hinter Linns und Leos Rücken wirklich planen. Am Ende lassen sie ihre Tochter dort noch zurück und kommen ohne wieder hierher.

"Ich habe dir schon verdeutlicht, dass wenn Linn morgen zur ersten Stunde nicht da ist-", wiederholte ich für Leo erneut.
"Dann wird weder ein Berg noch ein Meer dich aufhalten können zu ihr zu kommen.", unterbrach er mich genervt dröhnend.
Ich musterte ihn genervt. Warum fiel er mir ins gedankliche Wort? Dennoch hatte er recht. Falls ich herausfinden sollte, dass mit Linn etwas geschah, dann wird die Geschichte hier unschön enden.
"Weißt du, Noah? Langsam mutierst du zu einem dieser übervorsichtigen Helikoptermates. Ich meine wie oft willst du mir noch sagen, dass ich auf sie aufpassen soll? Wenn du so viel Schiss hast, komm doch selbst mit."

"Wie hat er uns gerade genannt?", rief mein Wolf mir empört entgegen. "Dieser Wolftunichtsgut wird noch sein buntes Wunder erleben, wenn er uns noch einmal mit Flugzeugpilotenmates vergleicht."
"Also eigentlich hat er übervorsichtiger Helikoptermate gesagt.", korrigierte ich meinen Wolf belanglos. "Und selbst wenn, dann meint er es bestimmt nicht erst. Immerhin will er noch zu uns ins Rudel und dafür muss er sich auf bewähren."
"Hmpf. Wir sollten ihn in der Kanalisation verstecken und nicht aufnehmen." Ja, er konnte Leo überhaupt nicht leiden.
"Wie oft noch? Leo verbindet uns mit Linn. Wir brauchen ihn derzeit noch."
"Ich hoffe auf den Tag andem wir von ihn in Vergangenheit reden können."
"Du hasst ihn mehr als ich. Was hat er dir getan? Ich war mit ihm in einer Klasse."
"Erbsenshirn, wo du bist bin ich auch." Ich mochte seinen Spitznamen für mich auch nicht.

"Was macht ihr denn da?", fragte schließlich Linns Mutter laut und fuhr sich unruhig durch die Haare. "Ihr tut ja so, als wäre das ein Abschied auf ewig.", warf sie den Mädchen vor und ließ sich auf den Beifahrersitz des Familienautos nieder.
Ich warf beiläufig einen Blick in die Inneneinrichtung. Es waren keine großen Reisetaschen oder Koffer gepackt und es gab auch nicht übermäßig Reiseproviant. Anscheiend haben sie wirklich nur einen Übernachtungstrip geplant.
"Das sind nur Geburtstagswünsche.", sprach sich Amy grinsend aus und wurde widerwillig von Jason zurückgezogen, bevor sie Linn erneut in eine Umarmung einfangen konnte. Kira hielt Linn nocheinmal eine Faust hin, in die sie einschlug und dann auch den Weg auf die Rückbank fand.
"Bis morgen, Leute.", wank sie uns noch zum Abschied zu, während Leo auf die andere Seite des Autos sprintete, bevor sie ohne ihn losfuhren.
"Sie werden so schnell erwachsen.", meinte Alex schließlich gespielt dramatisch und strich sich eine imaginäre Träne weg.
"Gestern war sie noch 17 und heute ist sie schon volljährig.", schloss sich Kira seufzend an.

ᴡɪᴇ ʜᴇɪßᴛ ᴅᴇɪɴᴇ ᴡᴏ̈ʟғɪɴ? ✔️Where stories live. Discover now