Achtzehn

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[Alex]

Mit Amy an meiner Seite lief ich los, als wir Jonas Befehl gehört haben. Wir haben vor Aufbruch zur Suche alle eine Hand voll kleiner Hunderfutterkekse eingesteckt, damit wir uns im Wald finden können, falls etwas passieren sollte. Es war ein alter Werwolftrick mit dem früher sogar in Rudeln Verstecken gespielt wurde und gleichzeitig der Geruchssinn trainiert wurde. Ich hoffte nur, dass Timmy nicht die Kekse seiner Brüder aufgegessen hat.

"Wo müssen wir überhaupt hin? Ich rieche mindestens zwanzig Kekse im Wald.", keuchte Amy laufend. Mir krachte der Ast mitten ins Gesicht, den sie sich weggehalten hatte.
"Jonas ist bei Noah und die beiden sind in der Mitte des Waldes.", antwortete ich und bekam prompt Seitenstechen. "Da muss... eine kleine Keksansammlung sein... und -" Shit, ich brauchte Luft. "Wenn Kira-... und Jason da sind..."
"Okay, also auf zur Ansammlung.", verstand Amy sofort und legte einen Zahn zu.

Ich hasste Sport.
Als letzter kam ich bei Noah und Jonas an und sah Noah breitlächelnd und daumendrehend am Boden sitzen. Rund um ihm standen alle von uns und sahen verwirrt zu ihm. Mich trugen nur leider meine Beine nicht mehr, weswegen ich mich schwerfällig auf den Boden plumpsen ließ. Kira warf mir aus dem Augenwinkel einen amüsierten Blick zu, aber dann wandte sie wieder den Kopf zu unserer neusten Problemquelle. Noah.
Mit roten Augen und einem riesigen Grinsen auf dem Gesicht begutachtete uns unser baldiger Alpha stumm. Sein Blick blieb an Kira und Amy hängen, wo er fragend den Kopf schief legte und sie langsam von oben bis unten musterte.

Mir wurde schlecht. In mir spannte sich jeder Muskel an und ich war kurz davor aufzuspringen und Kira hinter mich zu ziehen, damit ich mich beschützend vor ihr aufbauen konnte. Das konnte doch nicht wahr sein? Was war mit Noah los? War das wirklich er?
"Hat er geredet?", fragte Amy vorsichtig und schlang ihre Arme um sich, während Noahs Blick ins Leere wanderte. Ich bekam Angst, denn das sah noch gruseliger aus als es eh schon war. Diese Grinsen auf seinem Gesicht war irritierend, denn es wirkte irgendwie... aufgesetzt und falsch.

"Er ist am Boden gesessen als ich kam und hat Selbstgespräche geführt.", erzählte Jonas und starrte fassungslos zu seinem Bruder. "Danach sind seine Augen rot geworden und er brach zusammen. Ich hab versucht ihn aufzuwecken und dann ist er plötzlich so aufgesprungen und hat sich so mechanisch aufgesetzt und naja... ihr seht es ja selbst." So entsetzt habe ich Jonas noch nie erlebt und der Rest um mich herum anscheinend auch nicht. Kira wurde automatisch eine Stufe blasser. Verständlich. Jonas war beziehungsweise ist noch immer der früherer Alpha des Nebelrudels. Er hat damals den Papierkram für mich erledigt, sodass ich zu ihren Rudel tauschen konnte und er hatte mich mit strengen, aber offenen Armen empfangen. Ihn nun so zu sehen, traf mich genauso sehr ins Herz wie Noahs Anblick.

Jason trat vorsichtig nach vorne und fuchtelte mit einer Hand vor Noahs Augen herum, der noch immer weit grinsend auf dem Boden saß und Daumen in einer unheimlich schnellen Gescheindigkeit drehte. Und seine Daumen drehten sich immer schneller.
"Ich glaube jetzt ist er komplett durchgedreht.", diagnostizierte Jason, als Noah nicht einmal mit der Wimper zuckte. Der Diagnose schloss ich mich automatisch an.
"Okay, wer überbringt Linn die Trauernachricht?"
"Jason, du bist ein Idiot.", konterte Amy genervt.

Kira schlich vorsichtig zu mir, während sie Noah noch immer mit den Augen fixierte. Schnell schlang ich meine Arme um sie und zog sie zu mir. Ihr Duft stieg mir in die Nase, der so verrückt wie sie selbst war. Veilchen, Zimt und Pinienkerne.
Wer hätte je gedacht, dass diese wirre Sachen so gut harmonierten. Komischerweise roch ich seit der Markierung immer mehr feiner Duftnoten aus ihren persönlichen Duft heraus - etwas wie Apfel, Erde, Tannen und Hirsch.

Kiras Kopf mit diesen wunderbaren schwarzen Locken lehnte sich an meine Schulter und ich strich ihr sanft über die Wange. Sie bewunderte ständig Linn und Amy für deren Aussehen, dennoch war nur sie für mich die schönste und einzige. Ich mochte es, dass sie anders war und das genoss. Und mal ehrlich ich stand total darauf, dass sie auf mich abfuhr. Mal wieder sah sie zu mir hoch und erwischte mich schmunzelnd beim Starren, doch es machte mir nichts mehr aus. Ich liebte es, wie ihre grünen Augen mich sternenhaft anblitzten und ihre Lippen ihre liebevolle Art widerspiegelten. Am liebsten würde ich jetzt mit ihr abhauen und den ganzen Tag zu zweit in meinem oder ihrem Zimmer verbringen. Sie einfach nur anschauen und ihr die Wange streicheln oder durch die Haare fahren. Das Gefühl ihrer Haut unter meinen Fingern spüren. Die neusten Ideen, die sie sich ständig ausdachte, um mich zu wecken oder mir Scherze zu spielen. Ich hab es ihr versprochen, dass sie bei mir so sein kann, wie sie wirklich ist und all ihre Seiten ausleben kann. Das Versprechen möchte ich mit jeder Faser meines Körpers halten.

ᴡɪᴇ ʜᴇɪßᴛ ᴅᴇɪɴᴇ ᴡᴏ̈ʟғɪɴ? ✔️Where stories live. Discover now