Siebenundfünfzig

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~ Linn ~

Mein Zimmer war warm, als ich aufwachte und die Decke so kuschlig und komfortabel, dass ich mich selbst mit einem Goldschatz nicht hätte dazu bewegen können aus dem Bett aufzustehen. Still schlang ich die Decke enger um mich und zog sie mir bis zur Nase hoch. Mein Kopf tat weh. Meine Augen noch mehr.

Irgendwo im Haus war ein Fenster offen, sodass kalte Zugluft durch den kleinen Spalt zwischen meiner Zimmertür und Boden eindrang und meine Vorhänge leicht anstubste.

Musik war auch von irgendwo zu hören und schwere Schritte, die durch das Haus wandern.
In meiner jetzigen Lage wäre es mir sogar egal gewesen, wenn Einbrecher im Haus wären und das Hab und Gut zusammensuchten und abtransportierten.

Halbwach bildete sich stückchenweise der Tagtraum in meinem Schädel, dass ich mit der Decke um die Schultern die Stufen hinunterwandere und die Einbrecher auf frischer Tat erwische. Sie würden dann unter ihren schwarzen Sturmhauben einander schockiert anschauen und stumm darüber diskutieren, was sie mit mir machen sollen, während ich ihnen müde anbieten würde sie gehen zu lassen, wenn sie mir ein gutes Frühstück machen. Einer von denen würde dann auch zu einem Sternekoch mutieren, der mit dem Kochen gar nicht aufhören könnte und sich dann so sehr in Mamas Küche verliebt, dass er mir anbietet freiwillig und unbezahlt jeden Tag hier zu kochen, nur um diese Küche auskosten zu können.

Mulmig warf ich schließlich die Decke von mir und schwang mich aus dem Bett. Das war doch irre. Ich taumelte praktisch orientierungslos durch das Zimmer bis zu meiner Tür, bis nicht das Blut richtig anfing in meinem Körper zu arbeiten und ich mit jedem Schritt langsam wacher wurde. Ein lautes Gähnen entwich mir trotzdem, als ich das Zimmer verließ.
"Guten Morgen, Sonnenschein!"
Mein Gähnen wurde durch einen Schrei unterbrochen, als ich - jetzt wirklich hellwach - zu Leo herumfuhr, der sich im Gang dehnte. "Musst du mich so erschrecken? Was soll das?", warf ich ihm verwerflich vor.
"Gut geschlafen?", fragte er unbekümmert weiter und stützte sich für weitere Dehnübungen mit einer Hand an der Wand ab.
"Naja."
"Was soll denn das jetzt bedeuten?"
"Dass meine Tagträume auf alle Fälle verrückter sind als meine wirklichen Träume." Kopfschüttelnd ging ich an ihm vorbei ins Bad und vollzog meine Morgenroutine in aller Ruhe. Leo hörte ich weiter auf dem Gang irgendwelche Übungen machen und atemlos die ganze Zeit 'eins, zwei, drei' flüstern. Was macht er da? Trainiert er? Leo?

Als ich aus dem Bad trat versuchte er sich an Liegestützen, die ich wahrscheinlich sogar besser hingekriegt hätte. "Leo, wer bedroht dich? Wem schuldest du was?"
"Hä? Wovon redest du?"
"Ich kenne dich. Du machst nicht einfach so Sport. Also rede."
Ausatmend blieb er in einer Plankposition verharren und starrte verwundert zu mir hoch.
"Drei, zwei,...", zählte ich schon einmal vor und er stürzte zusammen. Er hat nicht genug Körperspannung für Liegestütze oder Plank.
Seufzend blickte er vom Boden zu mir auf und setzte sich dann hin. "Ich will vorbereitet sein.", ergab er sich genervt.
"Worauf? Liegestützwettbewerb bis der erste einschläft?"
"Ich wünschte." Grummelnd streckte er mir eine Hand hin, die ich ergriff und mit der ich ihm dann half aufzustehen. "Gleich kommt Noahs Vater vorbei, damit wir Noah umziehen und er was isst."

Achja. Das Problem gab es ja auch. Es lag mir auf der Zunge Leo zu fragen, wie es Noah ging, aber dann fiel mir ein, dass er es wahrscheinlich selbst nicht wusste. "Wozu brauchst du das ganze Aufwärmen dazu? Noahs Wolf kann ihn übernehmen und leiten. Ihr müsst ihn ja nur stützen."
"Linn, ihr seid Mates. Mates neigen dazu Gemeinsamkeiten zu haben und wenn Noah und du auch nur ansatzweise in euren Komas gleich seid, dann wird er ebenfalls aus dem Bett springen und mir an die Gurgel gehen. Dieses Mal will ich vorbereitet sein."
Schmunzelnd trat ich an das Zimmer heran in welchem Noah lag. Das Schlafzimmer meiner Eltern - aber meine Früh hatte gelassen angefangen, da wollte ich das Thema so weit hinauszögern wie ich es nur aushalten konnte.

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