1 Kuroken

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Kuroo vergruben seine Hände tiefer in den Taschen seines Mantels, der erste Dezember, der offizielle erste Tag der Weihnachtszeit, hatte eine enorme Kälte mit sich gebracht. Gemächlich lief er durch die Straße Tokyos, sah seinem Atem dabei zu, wie er in der kalten Luft empor stieg.

Es führte ihn in die zentrale Bahnstation, weiter in den Zug, zwei Stationen. Im Sommer lief er diese gern, doch bei diesen eisigen Temperaturen war das nicht unbedingt sein Ding, dafür war es ihm dann doch zu kalt.

Die Türen der Bahn öffneten sich wieder, wenige Menschen verließen den Zug, verständlich, in der nobelsten und teuersten Gegend Tokyos wohnten die wenigsten Bürger der Millionenmetropole. Die Immobilienpreise waren in dieser Großstadt sowieso schon enorm, da konnten sich die wenigsten mehr als zwei Zimmer leisten.

Als er die Tür des Apartmentgebäudes erreicht, suchte er kurz nach seinen Schlüsseln, öffnete sie dann und ließ sie geräuschlos hinter sich ins Schloss rasten. Einen Augenblick wartete er auf den Aufzug, die silbrige glänzende Tür schwang auf. Im inneren angelangt drückte er den Knopf des obersten Stockwerke, betete während der ganzen Fahrt, dass niemand zu ihm stoßen würde, er hatte gerade keine Lust auf soziale Kontakte. Und sieh an, es schien als meinten es die Götter heute gut mit ihm.

„Bin wieder da", er erwartete wie üblich keine Erwiderung, wusste er zu gut, was sein Freund gerade tat und dass er ihn dabei nicht hörte. Ordentlich hing er seinen Mantel an den Haken, legte seinen Schal beiseite und befreite sein Füße aus den Stiefeln.

Auf Samtpfoten ging er durch den Flur, stellte seine Aktentasche auf der dunklen Couch im geräumigen Wohnzimmer ab. Still ging er in ihr gemeinsames Schlafzimmer, öffnete den Kleiderschrank und suchte bestimmt zehn Minuten lang erfolglos nach seinem Lieblingspullover. Er fand ihn nicht, obwohl er schwören könnte ihn am vorigen Abend in seinen Kleiderschrank geräumte zu haben. Murrend gab er sich mit einem weißen Pulli zufrieden, wechselte das weiße Hemd gegen das gemütliche Baumwollteil, nicht dass seine Hemden nicht ebenfalls edel und weich waren.

Während er zurück in das Wohnzimmer ging, scrollt er kurz auf seinem Handy herum, beantwortete eine Nachricht seines besten Freundes. Die Polster der Couch waren weich und er sackte tief hinein.

Eigentlich hatte er geplant nur kurz die Augen zu schließen, geklappt hatte das nicht wirklich, denn als er die Augen öffnete, aus der gigantischen Fensterfront blickte, war es stockfinster, so finster, dass die eigene Hand vor Augen nicht erkennen zu war, stünde er draußen. Er spiegelte sich in der Scheibe, setzte sich aufrecht und fuhr sich einmal durch das leicht verwuschelte schwarze Haar.

Kurz lauschte er, geweckt worden war er von einem Klingeln. Er vernahm eine leise Stimme, ein fröhliches Danke und eine höfliche Verabschiedung, dann Schritte, und dann wurde er unterbrochen von einem leisen Miauen und einem weichen Gefühl an seinem Bein. Er lehnte seine Arme auf die Beine, stützte seinen Kopf auf sie und begutachtete das getigerte Kätzchen, dass sich an seine Beine schmiegte.

„Also bist du wach", die Stimme war nicht sonderlich laut, nichts neues. Kuroo blickte auf, sein Freund lehnte im Türrahmen, hielt eine weiße Plastiktüte in der Hand, sein mehr oder weniger blondes Haar war verwuschelt. „Ich hab Essen bestellt", leicht hob er die Tüte an.

„Lass uns auf der Couch essen!", schlug Kuroo vor, er hatte keine Lust starr an einem Tisch zu sitzen, wenn er auch gemütlich mit seinem Freund kuscheln konnte. „Klar, warum nicht", kurz zuckte er mit den Schultern, kam dann auf seinen Freund zu, setzte sich neben ihn.

„Wie war dein Tag?", fragte der Ältere, während er Kenma dabei beobachtete, wie er zwei Nudelverpackungen aus der Tüte zog, kurz darin nach den Stäbchen suchte, ihm dann die größere der zwei Boxen reichte und ein Pärchen der Stäbchen. „So wie immer, Chiisai hat auch wieder richtig gefressen", deute er auf den kleinen Kater der immer noch an Kuroo kuschelt, mittlerweile allerdings auf der Designercouch saß.

Das, zugegebenermaßen ziemlich gemütliche Möbelstück, war ein Geschenk gewesen, wäre es keines gewesen, wäre ihnen die Couch, auf der bestimmt zwei ganze Volleyballmannschaften Platz fanden, machte man es sich nicht ganz so breit wie vor allem Kuroo es oft tat, niemals ins Haus, oder eben in die Wohnung gekommen.

„Und wie war dein Tag?", früher einmal hatte Kenma diese Frage sinnlos gefunden, doch da sie Kuroo wichtig war, mochte auch er sie mittlerweile in einem gewissen Maße. „Ein bisschen anstrengend, sonst sehr gut, mittlerweile ist es aber echt kalt!", erzählte Angesprochener, beobachtete wie Kenma ein paar seiner gebratenen Nudeln schlürfte.

Nach dem Essen, es war nicht still gewesen, ein wenig hatten sie sich unterhalten, so wie sie es immer taten, lagen sie auf der Couch, wobei auf der Couch nicht ganz richtig war. Kuroo lag mehr oder weniger halb an die Rückenlehne gelehnte dort, auf seinen Beinen saß der Jüngere, der Kater auf seinem Schoß. Als sie sich hingesetzt hatten war das flauschige Felltier von Kuroo gewichen und hatte es sich auf Kenma gemütlich gemacht. Das Verhalten des Katers hatte der Untenliegende nur mit einem gezischten „Verräter", kommentiert, dann weiter durch das Haar seines Freundes gestrichen.

Kenmas Ansatz wuchs mal wieder heraus, so wie es immer kam, mittlerweile war bald die Hälfte seines Haars dunkel, die andere blond. „Willst du sie nicht nachfärben?", fragte Kuroo, strich weiter durch die weichen Strähnen. „Weiß nicht, ist so viel Arbeit", erklärte der Jüngere, gähnte einmal kurz. „Soll ich sie dir färben?", bot Kuroo an, zwirbelt eine der Strähnen um seinen Zeigefinger. „Warum nicht", Kenma zuckte mit den Schulter, fuhr ihm einmal durch sein kurzes Haar und strich ihm eine Strähne aus der Stirn, die direkt zurückfiel.

Mit einem leichten Lächeln quittierte der Jüngere den Rückfall der Strähn, was unweigerlich ein Schmunzeln auf das Gesicht Kuroos zauberte, weil Kenmas Lächeln selten, und so wunderschön war.

„Lass sie mal wachsen, dann kann man sie hinter deine Ohren schieben und sie hängen nicht so blöd rum", entschied Kenma, strich weiter durch die kurzen Haare. „Danke, der mit den langen Haaren bist du, das steht mir nicht!", schnaubte Kuroo, musste schmunzeln. „Hast du es schon mal ausprobiert?", Kuroo genoss, wie Kenma ihm durch die haare wuschelte, auch wenn er wusste wie sehr seine Frisur darunter litt. „Nein, aber ich will auch nicht!", erklärte er seinem Freund dann.

Kuroo betrachte wie sich der Brustkorb seines Freundes gleichmäßig auf und ab bewegte, rhythmisch, ruhig, einer der schönste Anblicke die es für ihn gab. Und dann fiel ihm etwas auf, was er den ganzen Abend lang nicht bemerkt hatte.

Kenma trug seinen roten Lieblingspullover, der ihm mehr als zu groß war, ihm aber verdammt gut stand und ein liebevolles Lächeln legte sich auf seine Lippen.

One-shot Adventskalender, oder soWhere stories live. Discover now