13 Dabihawks

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Klirr.

Laut krachend ergoss sich ein Scherben Regen über den Fußboden. Einige streiften während ihres Fallens die Haut seines Gegenübers, schnitten sie auf, verfärbten sich leicht rot und hinterließen kleine Flecke auf den hellen Fliesen.

Die Augen in die er starrte, sie viel mehr böse anfunkelte, blieben gleich, nichts an ihnen veränderte sich, der Ausdruck in ihnen blieb, obwohl er mit Gewissheit einen zumindest leichten Schmerz spürte, schließlich hatten sich ein paar der Scherben in seine Haut gebohrt.

Keiner der beiden Männer sagte etwas. Stumm blickten sie sich an, warteten auf den jeweils anderen.

„Fuck!", der Jüngere gab nach. „Sorry", entschuldigte er sich mehr oder weniger halbherzig, trat auf seinen Partner zu. Nah trat er an ihn heran, betrachtete eine der Scherben, die sich tief in das Fleisch Dabis gebohrt hatte.

Ja er hatte dieses verdammte Glas geworfen, er hatte getroffen, die Wand. Doch er hatte nicht wirklich bedacht, wie die Scherben fallen würden. Ja es war eine dämliche Aktion gewesen, aber irgendwie hatte er das gerade gebraucht.

Vorsichtig fuhren seine feinen Finger über die vernarbte Haut der Brust, Dabi trug kein Shirt, er war aus der Dusche gekommen als Hawks gekommen war, und seit genau diesem Zeitpunkt schreien sie sich nun schon gegenseitig an. Eigentlich schrie Hawks und Dabi ließ es über sich ergehen, erwiderte ab und zu einen knappen Satz, was den Andere irgendwann so wütend gemacht hatte, dass das Glas durch den Raum geflogen und an der Wand zersprungen war.

Leise zischte der Größere auf, als Keigo die Scherbe ergriff, leicht an ihr zog um sie zu entfernen. Sein Atem ging schwer gegen die trainierte Brust, das Schreien war anstrengend gewesen. „Lass gut sein Keigo", sanft legte Dabi die Arme um Keigo, strich mit der einen Hand über den Rücken, hielt am Ansatz der Flügel an, umkreiste sie sanft und strich sie hinauf, fuhr mit den warmen Fingern durch die roten Federn.

„Sorry, ich wollte dich nicht bewerfen", flüsterte Keigo, seine Stimme leicht brüchig, er hatte definitiv zu viel und vor allem zu laut geschrien. „Scheint als wäre werfen nicht unbedingt deine Spezialität Piepmatz!", tief hallte Dabis Lachen wieder, verwendete er mit dem letzten Wort wieder einen Spitznamen aus ihrer Anfangszeit. „Wenn du den Spitznamen nich gleich wieder aus deinem Kopf löschst, dann landet das nächste Glas absichtlich auf dir!", empört blickte Keigo in die Türkisen Augen.

„Aber jetzt mal ernsthaft", hätte Dabi sich jetzt noch geräuspert, Keigo würde behaupten sein Partner wäre ein alter Mann, „könntest du dir vielleicht abgewöhnen mich anzuschreien, und Gläser zu werfen, wäre vielleicht sinnvoller wenn wir normal miteinander kommunizieren würden und ohne diesen Krach."

Keigo hätte es ja damals nicht erwarte, aber Dabi war zugegebener Maßen ein ruhiger Mensch. Er konnte Geschrei nicht haben, zumindest wenn es um Konflikte ging, in manchen weniger wortreichen Situationen hatte er nicht unbedingt etwas gegen Schreie der Lust.

„Sorry, irgendwie war das gerade alles sein bisschen viel", Hawks schenkte dem Älteren ein reuevolles Lächeln. „Ich war auch nicht ganz unbeteiligt, also schon okay", behutsam löste sich Dabi von ihm, ging ein paar Schritte zur Küchenspüle und zog sich eine der feststeckenden Scherben aus der narbigen Haut. Blut tropfte in das Spülbecken. „Ich helfe dir", vorsichtig trat Keigo näher, versuchte nicht auf eine der Scherben zu treten.

Während sie da so standen, Keigo vorsichtig versuchte kleine Scherben aus der Haut seines Partners zog, fragte er sich, wie sie bitte miteinander funktionierten. Sie waren sich so verdammt unähnlich und manchmal so absolut gleich, das es ihn etwas beängstigte. Sie leibten einander, auch wenn sie es sich nie gegenseitig sagten. Einmal hatte er es ihm gesagt, einmal hatte er es von ihm gehört.

„Ich liebe dich", warum er das gerade jetzt sagte, er hatte keinen verfickten Schimmer warum. Irgendwie war ihm einfach danach gewesen, irgendwie hatte er ihm das gerade einfach sagen wollen. Es war irgendwie so ein Gefühlsding gewesen.

Keigo konnte seine Gefühle schlecht benennen, darin waren sie beide Weltmeister, definitiv mit ein Grund aus dem sie sich de Öfteren anschrieen, sie waren es einfach beide nicht gewohnt gewesen über ihre Gefühle zu sprechen, sie warne beide einfach absolut grauenhaft darin.

„Warum sagst du das?", Keigo blickte auf, fand den Blick des Älteren, verlor sich in den strahlenden Augen. Es war definitiv unbedacht ihn das zu sagen, aber die Reaktion verwirrte ihn. Warum sollte er das schon sagen, natürlich, weil es der Wahrheit war.

„Weiß nicht, irgendwie wollte das gerade einfach raus", er zuckte einmal mit den Schultern, tat als wäre es ihm egal, wollte nicht, dass Touya merkte, dass ihm das gerade sehr wichtig war. Was hatte er noch zuvor von Wahrheit gesagt, er log schon wieder verdammt.

„Hey, sieh mich mal an", fordernd legten sich die rauen Finger des Schwarzhaarigen um sein Kinn, zogen es nach oben, damit sie einander tief in die Augen sehen konnten. „Was ist los Keigo?", die Zärtlichkeit dieser Worte war schrecklich.

Zum einen lag es daran, dass sie selbst für Keigo, der sie öfter hörte als jeder andere Mensch, ungewohnt waren.

Zum anderen daran, dass er es nicht aussprechen wollte, aber dieser sanfte Blick, gemischt mit ehrlicher Besorgnis ließ ihm keine Wahl.

„Ach Scheiße keine Ahnung ich brauch grad irgendwie dieses emotionale Zeug!", er kratzte sich kurz am Hinterkopf, seine goldenen Augen entglitten denen Dabis und betrachteten eine der auf dem Boden liegenden Scherben, die im Einfall des Mondlichts silbern schimmerte.

Ein schönes Schimmern, der Farbton war angenehm, irgendwie beruhigend und kühl, erinnerte ihn seltsamerweise an den seines Partners. Zwar hatte das leuchtende Blau mehr Charakter als das blasse Silber, aber aus unerfindlichen Gründen waren beide Farbtöne für ihn einfach schön anzusehen, genau so wie Touya selbst.

Wieder schlossen sich warme Hände um sein Gesicht, legten sich auf seine Wangen, schenkten ihm ein Gefühl der absoluten Geborgenheit. „Hey Keigo", wieder diese verdammt warme Stimme die ihn mit dem Gefühl absoluter Geborgenheit erfüllte.

Sie blickten einander erneut an, sanft liebevoll war der Gesichtsausdruck Keigos und auch Touyas sprach lediglich von vollstem Vertrauen, größtmöglicher Liebe.

Die warmen Lippen des andere fühlten sich rau an, schmeckten nach Nikotin, egal wie lang er es versuchen würde, Keigo würde Touya niemals dazu bringen können, die Kippen beiseite zu legen.

Ein linder Kuss voller Gefühle, nichts weiter.

„Ich liebe dich", Touya flüsterte, Keigo erwiderte nichts, wollte er einfach nur wieder diese warmen Lippen auf den seinen spüren.

One-shot Adventskalender, oder soWhere stories live. Discover now