15 Tododeku

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„Chimon!", rief eine tiefe Stimme durch das moderne Haus, in dem sicherlich mehr Menschen platz gefunden hätten als drei, obwohl nur drei darin lebten. „Chimon!", rief der Profiheld erneut nach seinem Sohn, das Abendessen stand dampfend auf dem Tisch, würde erkalten, wenn der Teenager nicht bald herunter kam.

„Verdammt Chimon, es gibt essen!", rief er noch einmal, lauter, kraftvoller, hoffte seinen Sohn damit zu erreichen. Er hörte hin, nichts nur Stille, die Stille des Hauses, eine immerwährende Stille die früher einmal nicht gegeben war. Als der Junge noch klein war, sie Bauklötzchen, Puppen und Legosteinchen über dem Parkett verteilt hatten, man gelegentlich auf diese getreten war, der Junge noch geschrien hatte. Doch jetzt war es ruhiger, kein spielendes Kleinkind mehr, keine Kindergarten, Sandkasten oder Schulfreunde, es war still, unangenehm still.

„Chimon!", noch einmal versuchte er es, hoffte seine Stimme würde erhört werden, doch nichts, es blieb still, nichts regte sich, keine Tür, keine Schritte, kein Lichtschalter, alles getaucht in den Mantel der stille.

Beruhigend fuhr er sich durch das zweifarbige Haar, einige der Strähnen vielen auf andersfarbigen Grund, rot mischten sich in weiß, weiß in rot.

Genervt ging er aus der Küche, durchquerte den Flur, in dem ordentlich aufgereihte Schuhe, sorgfältig aufgegangene Jacke ihren Platz fanden. Er stieg die Treppe hinauf, betrachtet einige der Bilder, die an den Wänden befestigt waren.

Das eine zeigte Chimon, wie er auf seinem Arm breit in die Kamera grinste, ein Nächstes den Jungen beim Eisessen, bekleckert mit allerhand klebrigem Schokoladeneis saß er da, lächelte wie die aufgehende Sonne. Bei dem Gedanke musste er lächeln, er war ein süßes Kleinkind gewesen, manchmal hatte er immer noch etwas von einem Kind ihr Junge.

Leise öffnete er die Tür, machte sich darauf gefasst von seinem Sohn zurechtgewiesen zu werden, dass Anzuklopfen war, bevor man ein fremdes Zimmer betrat, doch nichts dergleichen. Der Junge saß an seinem Schreibtisch, blickte hinaus aus dem Fenster in die dunkle Nacht, durch das Licht, dass aus dem Flur in das stille Zimmer schien, konnte Shoto Kopfhörer auf den Kopf des Jungen ausmachen, das war also der Grund, aus dem er nicht herunterkam.

Der Junge blickte hinab auf irgendetwas, Shoto vermutete er saß an seinen Hausaufgaben oder dergleichen. Säße er aufrecht da, würde aus dem Fenster blicken, hätte er das sich im Fenster spiegelnde Abbild seines Vaters gesehen.

Shoto räusperte sich einmal, keine Reaktion. Der wollte seinen Sohn nicht erschrecken, entschied sich also dagegen ihn an der Schulter zu berühren. Er trat auf ihn zu, keine leisen Schritte, die Musik war vermutlich einfach zu laut.

Erschrocken fuhr Chimon zusammen, fasste sich ans Herz, als die Kopfhörer von seinen Ohren gezogen wurden. „Hilfe Dad, hast du noch nie was von Anklopfen gehört? Du erschreckst einen ja!", stieß er schockiert aus, beobachte verwirrt wie sich ein Lächeln auf das Gesicht Shotos legte. „Warum wusste ich, dass du das sagst?", fragte dieser, wich der Anschuldigung seines Sohnes geschickt aus.

„Weil es stimmt", entgegnete dieser, „Warum bist du überhaupt hier?", fragte er dann. „Es gibt Abendessen und-", „Und du konntest mich nicht einfach rufen?", unterbrach ihn der Siebzehnjährige, blickte ihn empört an. „Und du bist nicht gekommen, als ich gerufen habe", beendete der Ältere seinen Satz, grinste überlegen.

Gegrinst hatte er früher nie, das war genauso neu für ihn gewesen, wie sich in einen Jungen zu verlieben, vor beidem hatte er zuerst Angst gehabt. Vor dem Lächeln weil er befürchtete es würde ihn schwach machen, vor dem Verlieben weil es unnormal klang, er hatte lang gebraucht um beides gut zu finden, genoss es deshalb nun umso mehr.

„Ist gut, ich komme ja", Chimon stand auf, stahl seinem Vater die Kopfhörer aus den starken Händen, die ihn als kleinen Jungen durch die Luft gewirbelt hatten, legte sie auf dem Schreibtisch ab. Die Tür fiel ins Schloss als sie nacheinander aus dem dunkeln Zimmer verschwanden, gemeinsam durch das hell erleuchtete Treppenhaus gingen.

One-shot Adventskalender, oder soWhere stories live. Discover now