16 Daisuga

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Kraftvoll drückten sich seine Hände in den Teig, drückten ihn zusammen, ließen ihn wieder fallen, kneteten weiter. Sein Gesicht war von Mehl bestäubt, im Haar klebte eine nicht nicht wahrnehmbare Menge Teig. In der gesamten Küche roch es nach frisch Gebackenem, nach Gewürzen, nach Orangen, nach Weihnachten.

Still beobachtete der Jüngere seinen Partner, sah ihm dabei zu wie er gefühlvoll den Keksteig weich knetete, ihn mit einer gewissen Kraft ausrollte, sich dabei leicht auf die Unterlippe biss.

Wusste Koushi eigentlich wie heiß er dabei in seinem engen T-Shirt aussah, dass er aufgrund der Hitze durch den ständig laufenden Backofen angezogen hatte? Sachte aber dennoch bestimmt bohrten sich die schlanken Finger in den Teig, der Ring, der für gewöhnlich den die linke Hand schmückte lag neben dem Tisch auf einer kleinen Kommode.

Fuck. Koushi sah verdammt heiß aus und unweigerlich schossen Daichi Bilder des vorangegangenen Abends in den Kopf. Er konnte schließlich auch nichts dafür, dass sein Mann so gut aussah.

Doch diese Gedanken gehörten nicht, in die sich vor ihm abspielende Szenerie, sie gehörten an einen anderen Ort, an einen Ort von lusterfüllter Luft, voller Begierde, Begierde nicht etwa für wohlschmeckendes Weihnachtsgebäck, viel mehr für Körper, Liebe, Einander, Sex.

Der Ofen klingelte, riss Koushi aus dem Ausstechen der Kekse, er Leif zum Ofen, suchte kurz nach den Ofenhandschuhen, zog sie sich über und holte ein weiteres Blech aus der Hitze. Sie waren hellbraun gebacken, perfekt.

Wie viele Bleche er nun schon gebacken hatte, wusste er selbst nicht genau, nur so viel war sicher, niemand würde am diesjährigen Weihnachten über Süßkrammangel klagen können. Höchstenfalls Hinata, wobei dieser sich mit Kageyama, der nicht so sehr auf Süßes stand, immer die größte Packung teilte.

Es war seit Jahren Tradition, dass Koushi all seinen Freunden einige Kekse zukommen ließ, um ihnen eine kleine Freude in der Weihnachtszeit zu schenken. Auch seinen Schülern brachte er immer ein paar mit, erklärten ihnen jedoch jedes Mal, dass übermäßiger Zuckerkonsum nicht gut war.

Vor ewigen Zeiten hatte er versucht dass auch Hinata nachzulegen, doch ging es um Dinge die eine ungesund hohen Zuckeranteil enthielten, war er Feuer und Flamme, und das als Profisportler. Der Ältere konnte also nur beten, dass sich kein Kind der Welt Hinata als Vorbild für Zuckerkonsum nehmen würde.

Er stellte das Blech in der völlig überfüllten Küche ab, schob das nächste in den Backofen und stellte sich eine Eieruhr in Form eines Volleyballs, ein Weihnachtsgeschenk.

In der viel zu kleinen Küche stapelten sich Bleche, Keksformen, leere Rührschüsseln in denen einmal verschiedenste Keksteige ihr Dasein gefristet hatten, Dosen in denen er die Kekse aufbewahrte, bis er am morgigen Tag mit dem Verzieren beginnen würde. Kurzgesagt es war die reinste Unordnung.

„Dürft ich mir einen Tee kochen", Sawamaru stieß sich vom Türrahmen ab, hielt kurz demonstrativ seine Tasse hoch, auf der ein rundlicher Weihnachtsmann abgebildet war. Zum Beginn der Adventszeit hatte Koushi alles umweihnachtliche in den Keller geschleppt, weshalb er nun diese Tasse für seinen geliebten Grüntee einsetzen musste.

„Hilfe, erschreck mich nicht so. Ich bekomm noch einen Herzkasper!", übertrieben grinste der Ältere, fasste sich spielerisch an die linke Brust. „Du bist noch kein Rentner", erwiderte der Größere völlig rational. „Immerhin bin ich älter als du. Was den Tee betrifft, wenn du einen Ort findest, an dem du ihn hier machen kannst, dann bitte", er deutete auf den Saustall, der einmal ihre Küche war, widmete sich dann wieder den Ausstechformen.

Sawamura hatte das Gefühl, dass jedes Jahr mindestens zehn Neue Metallförmchen den Weg in den Besitz seines Ehemanns fanden, eine Sammlung die mittlerweile derart gigantisch war, dass er längst den Überblick verloren hatte.

Die meisten Kekse waren tatsächlich rund, der Ältere dekorierte sie nach dem Auskühlen mit bunter Glasur, so das sie wie Volleybälle aussahen. Gleiches geschah mit den Raben, welche zusätzlich ein funkelndes Auge bekamen.

Sawamura öffnete den Küchenschrank, betete innerlich kurz, dass ihm keine Teigschüssel entgegenkommen würde, erblickte zum Glück nur eine Reihe Teepackungen und zog sich einen Teebeutel heraus, hängte ihn in die Weihnachtstasse. Er aktivierte den Wasserkocher, beobachtete seinen Mann, während er auf das vertraute Pling des Elektrogeräts wartete.

Koshi beförderte gerade allerhand Sterne auf ein Backblech, auf welchem sich bereits Tannenbäume und Herzen befanden. Sawamuras Lieblingsworte waren diese Herzen, Koushi tunkte sie zur Hälfte ihn Schokolade und drückte eine Mandel hinein, wenn sie fertig gebacken waren, er konnte in diesen Keksen baden so gut schmeckten sie.

Der Wasserkocher gab das vertraute Geräusch von sich, er drehte sich wieder um, wandte sich der Küchenzeile zu und übergoss seinen Tee, der gerade noch so Platz auf der Arbeitsfläche fand.

Er drehte sich wieder um, seine innere Uhr wusste genau, wann die Ziehzeit abgelaufen sein würde. Leise näherte er sich dem Älteren, blickte ihm grinsend über die Schulter. Seine Hand schnellte vor, geschwind klaute er sich ein Stück des Nussteiges und aß es, roh.

Für Koushi eine Horrordarbietung, roher Teig war definitiv nicht gesund, deshalb durfte er davon nichts erfahren, schließlich predigte er das Sawamura jedes Jahr aufs neue, jedes Jahr vergeblich.

„Hör auf"; erklärte der Ältere ruhig, rollte erneut Teig aus, dieser war für gefüllte Marmeladenkekse gedacht. „Warum?", fragte er frech nach, wuschelte seinem Ehemann einmal durch das helle Haar, ließ die Hand an seinem Nacken stoppen.

„Roher Teig ist ungesund und außerdem sollen daraus Kekse werden", erklärte Koushi, widmete sich wieder dem Ausrollen des Teiges, streute noch etwas Mehl darauf, da er am Nudelholz hängen blieb.

„Du backst sowieso zu viel", säuselte der Jüngere, ließ seine zweite Hand an die Taille des Kleineren gleiten, zog ihn an sich, zog den tiefen Duft ein, der vor allem nach Zimt nur so zu schreien schien.

„Solltest du nicht arbeiten?", fragte der Ältere, erinnerte Sawamura an die Akten, die sich unglücklicherweise auf seinem Schreibtisch häuften, Büroarbeit war zwar ruhig, aber auch eben meist recht langweilend.

„Ist ja gut, ich lass dich mit deinen Keksen allein", er löste sich von seinem Ehemann, hob beschwichtigend die Hände, sah ein leichtes Schmunzeln über Koushis Lippen huschen. Er drehte sich zu seinem Tee um, zog den Beutel heraus und warf ihn in den Müll. Dann verschwand er mitsamt seines Tees aus der betörend duftenden Küche, zurück an seinen Schreibtisch.

One-shot Adventskalender, oder soWhere stories live. Discover now