24 Dabihawks

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„Ihr Name?", fragte die Frau hinter dem Tresen. Ihr Blick galt nicht etwa ihm, er war ganz allein dem leuchtenden Computerbildschirm zugewandt. Ihre Schultern waren strickt zurückgezogen, ihre Haltung akkurat aufrecht, ihr vermutlich langes Haar war zu einem strengen Dutt gebunden.

„Hawks", erwiderte er, er stellte sich immerzu mit diesem Namen vor, einfach weil er seinen richtigen Namen nicht mochte, nicht wollte dass die Welt ihn kannte.

„Okay, dann warten sie bitte ein paar Minuten dort drüben, einer der Kollegen wird sie in den Besuchsraum bringen", zu seinem Erstaunen war die Frau kein bisschen beeindruckt als er seinen Namen genannt hatte, sie hatte nicht einmal aufgeguckt.

Wie sie es gesagt hatte, ging er durch den Raum, setzte sich auf einen der Holzstühle, das Ding war absolut unbequem, aber er war nicht für Bequemlichkeiten hier, nichts an diesem Tag würde bequem werden. Er hatte ihn eine Zeit lang vor sich hin geschoben, da er ihn nicht wahrhaben wollte. Diesen Tag wollte er nicht erleben, doch er hatte heute frei, die perfekte Gelegenheit.

Eine Gelegenheit die er lieber verstreichen lassen würde, so sehr grauste es ihn vor dem Gespräch, dass er gleich führen würde. Es würde das schlimmste Gespräch seines Lebens werden, er hasste es, bevor es begonnen hatte.

Er hatte Angst. Nicht im Sinne von Angst um das eigene Leben, eher Angst vor sich selbst, Angst vor diesem Ausdruck, dieser Enttäuschung, diesem Hass der ihm entgegengebracht werden würde, gerechtfertigt war.

„Sir", ein Mann in einer strengen Uniform sprach ihn an, fischte ihn aus dem tiefen Angstmeer, in dem er in diesem Moment zu ertrinken drohte. Ehrlich er wäre lieber ertrunken, als in diesen Raum zu gehen, als ihn zu sehen, lieber wäre er elendig verreckt, aber jetzt war es sowieso zu spät.

„Folgen sie mir bitte", sagte der Beamte, ging, mit absolut geradem Rücken, ihm kam der Gedanke ob das eine Einstellungsvoraussetzung war, vor durch den reichlich besuchten Raum.

Sie kamen an einem Aufzug an, der Mann drückte auf einen Knopf, die Tür öffnete sich, sie traten ein, der Mann drückte wieder auf einen Knopf, Hawks konnte nicht sehen welches Stockwerk. Der Aufzug bewegte sich ruckelnd nach oben, hielt irgendwann, die Tür öffnete sich.

Sie traten aus dem Aufzug, der Mann ging vor, er hinterher. Sie leiden durch einen langen Flur, verschiedenfarbige Türen gingen von ihm ab. Hawks fragte sich warum sie derart bunt waren, solch eine Farbenpracht hatte er nicht unbedingt in einem Gefängnis erwartet, doch bekanntlich konnte man oftmals etwas neues lernen.

Sie hielten vor einer blauen Tür, er würde sie als aquamarin bezeichnen, ein simples Gedankenspiel, dass nur dazu diente ihn vor der bevorstehenden Hölle abzulenken. Immer noch versuchte er dem zu entfliehen, versuchte von diesen Gedanken zu flüchten, nutzlos wie er immer wieder feststellen durfte.

Der Beamte öffnete die Tür, hielt sie ihm auf. Er ging stillschweigend hinein, versuchte an etwas anderes zu denken. Natürlich funktionierte das nicht, wäre auch zu schön gewesen. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, noch nie hatte er Linoleum derart interessant gefunden.

Die Tür hinter ihm fiel ins Schloss, der Polizist war als verschwunden. Ein Räuspern war zu hören, es kam nicht von ihm. Er atmete tief durch, dann blickte er auf, und wünschte sich auf der Stelle verschwinden zu können, er wünschte niemals hergekommen zu sein, doch dafür war es nun wohl zu spät.

Dabi sah ungewohnt aus, mehr wie Touya als wie Dabi. Seine Haare waren nicht mehr schwarz, strahlten in einem hellen weiß, dass irgendwie nicht in der Lage war gut auszusehen. Es passte nicht zu der vernarbten Haut, zu den durchdringenden Augen, es war zu schwach, es fügte sich nicht passend ein, war dem Gesicht nicht ebenbürtig.

One-shot Adventskalender, oder soWhere stories live. Discover now