10 Kuroken

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(Kleine Triggerwarnung vorweg, Gewalt und Missbrauch)
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„Alles gut?", die überflüssigste Frage der Welt. Natürlich war nicht alles gut, gar nichts war gut, das verrieten schon die salzigen Tränen, die aus seinen Augen liefen, die Wange hinunter, in das rot Blut glitten.

„Ist schon okay", eine liebevolle Stimme die eine absolute Lüge von sich gab, nichts war okay, schon gar nichts gut, aber er konnte es nicht sagen, konnte ihm, der sowieso längst kaputt war nicht noch seinen Schmerz aufbürden.

„Das ist gut, kommst du ins Wohnzimmer, es gibt Abendessen", keine Frage, auch wenn es so wirkte, es war keine, es war eine Anweisung, eine liebevolle, aber dennoch eine Anweisung, ein Befehl, dem sich der Ältere nicht widersetzen konnte.„Klar!", das Lächeln eine reine Lüge, die Antwort standardisiert, anders dürfte sie nicht lauten, sie beide wussten das, taten nichts dagegen.

Ja er befolgte seine Anweisungen, seine Befehle, nicht weil er sein Vorgesetzter war, das war früher einmal der Grund gewesen, sondern weil er ihn liebte, sie liebten sich gegenseitig.

Der Jüngere verschwand nicht etwa aus dem Bad, er kam auf ihn zu, fuhr mit den zarten Finger am Wannenrand der unnötig teuren Badewanne entlang, ein Designer Meisterwerk, dass kein verdammter Mensch brauchte, sie beide nicht mochten, dennoch in ihrem Badezimmer stand.

„Nicht.", flüsterte er leise, als Kenma dazu ansetzte in die Blut gefüllte Wann zu steigen, seine sonst so starke, oft neckende Stimme, ängstlich, kaputt. Er hörte nicht auf ihn, warum sollte er auch. Kuroo hatte auf ihn zuhören, das war seine Aufgabe, die Aufgabe auf die er sein Leben lang vorbereitet worden war, die Aufgabe ihn zu schützen, die Aufgabe die für das Blutgemisch in der Luxuswanne gesorgt hatte.

Sein schmales Bein schwang er über den Rand, sah dabei anmutig aus, stellte sich aufrecht in das Blut, blickte auf den Älteren hinunter, drückte seinen schwarzen Schopf an sich, drückte seines eigenes Gesicht an die Schulter des Sitzenden.

Kuroo spürte wie sich seine Hände in die Haare krallten. Kenma war kaputt, einfach nur kaputt. Erbarmungslos hatte die Welt ihn niedergedrückt, alles zerstört, ihn schamlos verletzt. Er hielt das nicht aus, schon so lang nicht mehr und er fühlte sich so verdammt machtlos.

Bilder schossen in seinen Kopf, Bilder die er vergessen wollte. Grausame Bilder, die so schmerzhaft für ihn waren, dass er sich fragte wie schmerzhaft sie wohl für den Betroffenen sein mussten.

Das erste Bild war, er hätte es, als er es in Real gesehen hatte, für das Schlimmste gehalten, es waren unzählige gefolgt, die noch viel brutaler, herzloser, verstörender waren, bestand aus einer solch ekelerregenderen Szene, das Kuroo, jemand der erbarmungslos und ohne eine Miene zu verziehen Menschen folterte, es als ekelerregend empfunden hatte.

Was genau davor passiert war wusste er nicht, warum jemand so etwas tat, wusste er nicht, er wusste nur, dass es passiert war, er still zugesehen hatte wie Kozume gelitten hatte.

Sein Vater, nicht sein eigener, Kenmas, hatte mit einer Lederpeitsche auf seinen eigenen Sohn eingetroschen, damals war er sechzehn, Kenma zwölf gewesen, und offensichtlich war es schon damals nichts neues für den schmächtigen Jungen, das Kind das er damals, zumindest äußerlich gewesen war, gewesen, während er sein Genital erbarmungslos in ihn gerammt hatte. Danach hatte er von ihm gefordert sich für seinen Fehler zu entschuldigen, und sich höflich bei ihm für die 'notwendige Maßregelung' zu bedanken.

Kuroo hatte es angeekelt, auch seine Eltern, explizit sein Vater war kein sonderlich warmherziger Mensch und auch er hatte die ein oder andere Ohrfeige von ihm kassiert, definitiv nicht in Ordnung, aber die Art wie Kenmas Vater mit seinem Sohn umgegangen war, es immer noch tat, war eine andere Art von extrem, selbst für den Boss einer kriminellen Vereinigung.

Eng hielt er den Jüngeren an seiner Taille, drückte ihn näher an sich, bemerkte wie sich der weiße Stoff des Hemdes und der kurzen Shorts, durch seine Hand rot färbten. Er fühlte die kalten Tränen, die aus Kozumes Augen rollten, sein dreckiges, ehemalig weißes, viel zu teures Hemd, durchnässten.

Ein weiteres Bild schlich sich vor sein inneres Auge, zwischen dem ersten und diesem war etwas Zeit vergangen, zwei weitere dieser Bilder waren dazwischen entstanden, doch dieses übertraf sie in einer absoluten Abscheulichkeit.

Kenma war nackt mit Lederriemen an ein protziges Himmelbett geschnallt, seine Augen waren mit einem seidenen Tuch verbunden, seine Beine gespreizt. Sein sogenannter Vater stand daneben, betrachtete seinen Sohn, der keinen Ton von sich gab, in der Manier erzogen, dass man so etwas nicht tat, seinen Mund nicht öffnete, dem Vater nicht widersprach, dessen Worte in steingemeißeltes Gesetz waren, man bestraft wurde, wenn man es wagte Widerworte zugeben, seine Entscheidungen anzuzweifeln, dass das alles so gehörte, dass normal, richtig war.

Neben dem Bett stand noch ein zweiter Mann, hielt ein erhitztes Eisen, dass ein Muster aus wirren Linien zeigte, die wenn man genau hinsah ein Zeichen ergaben, ein Zeichen, dass einen Menschen für immer als Spielzeug makierte.

Ein Wink genügte und der stemmige Mann bewegte sich auf den Befehl seines Bosses hin, stand nun direkt neben dem Bett. Und dann passierte es, ohne zu zögern drückte er das glühende Muster, frontal unter die Stelle, an der der Oberschenkel begann auf das grazile Bein.

Und dann schrie er, nicht er, er durfte es nicht, Kozume schrie, nicht so laut wie erwarte, doch er schrie, so schmerzerfüllt auf. Es war ein solch verzweifelter Schrei und er hatte nichts getan, weiterhin an der Wand gelehnt, zugsehen wie der Junge, den er liebte, beschützte, verletzt wurde. Er hatte hingesehen, nicht zumindest dabei zuzusehen hätte er sich nicht verzeihen können, doch aktiv etwas getan, hatte er auch nicht.

Der Mann mit dem glühenden Eisen war zurückgetreten, schnell und stumm aus dem Raum verschwunden. Der Vater war näher getreten, seine behandschuhten Finger hatten über die verbrannte Haut gestrichen. „Sehr schön, jetzt bist du noch hübscher", hatte er leise gehaucht und seine Finger tief in die frische Verbrennung gedrückt und gelächelt.

Dann hatte er sich über den damals fünfzehnjährigen gebeugt, ihm, wie so oft den prallen Schwanz in den schmächtigen Körper gerammt, dabei seinen Oberschenkel fest umgriffen und auf die Verbrennung gedrückt, ihm damit noch mehr Schmerz zugefügt.

„Beim nächsten Mal will ich keinen Ton hören, hast du das verstanden Kozume!", hatte er befehlerisch nach seiner Vergewaltigung gedonnert, seinem Sohn dabei mit der Pranke den Hals gewürgt. „Ja Vater", hatte der Junge geröchelt. „Sehr schön", und dann war er verschwunden, als hätte er nicht gerade ein halbes Kind völlig zerstört.

Und Kuroo hätte sich beinah übergeben, so angewidert war er von der Art des Mannes gewesen. Degoutant verletzte er seinen eigenen Sohn auf infernalischste Weise mit einem Lächeln auf den Lippen. Und Kuroo hatte sich in diesem Moment zum ersten Mal gefragt, ob dieser Mann überhaupt noch ein Mensch war.

Ein weiteres, noch grässlicheres Bild drohte wieder zu erwachen, ein weiters Bild auf dem der Vater seinen Sohn erzog, ihm merklich machte wie machtlos er war, doch es entstand nicht ganz.

„Lass uns jetzt essen, ja Tetsuro", der Jüngere hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, bewahrte ihn vor den Bildern, in denen der Mann den er liebte ruchloseste, auf brutalste Weise verletzt, wie ein Spielzeug zerbrochen wurde.

One-shot Adventskalender, oder soOnde histórias criam vida. Descubra agora