19 Sakuatsu/Osasuna

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Es war spät, die Sonne war gerda am untergehen und in dem kleinen Restaurant herrschte eine entspannte Atmosphäre. Das Radio dudelte im Hintergrund vor sich hin, sonst war es, ausgenommen von Osamus Pfeifen zu dem bekannten Song, still. Er war gerade dabei die letzten Vorbereitungen für den morgigen Tag zu beenden, war kurz davor in seine Wohnung zu verschwinden, die über dem Restaurant lag, er war mit Rintaro zum Videochatten verabredet.

Doch seine Abendpläne sollte er nicht umsetzten, in diesem Augenblick wusste er das noch nicht, war seelenruhig und hatte noch keinen Schimmer von dem Drama, dass ihn bis in die späten Abend, wenn nicht sogar Nachtstunden wachhalten würde.

Die kleine Glocke, die Gäste ankündigte bimmelte plötzlich und irritiert wandte Osamu sich um. Er meinte sich daran zu erinner das Schild auf geschlossen gedreht zu haben, warum also sollte sich jemand in den Laden verirren, wo doch das Licht auch schon weitestgehend erloschen war. Die Glocke, dass sanfte Leuten war, auch wenn er es nicht wusste der Startschuss für den wohl schlimmsten Abend, die schlimmste Nacht seines gesamten Lebens gewesen.

Als er den Vorraum betrat, in dem gut zwanzig Leute Platz fanden, verschwand die Frage danach wer seinen Laden betreten hatte, doch die Frage warum pochte so strak in ihm, dass er sich fragte, ob mit seinem Puls alles soweit in Ordnung war.

„Was machst du denn hier?", fragte er den schwarzhaarigen Lockenkopf, der wie üblich mit Schutzmaske vor Mund und Nase herumlief und nun an einem Freitagabend völlig unangemeldet in seinem Restaurant auftauchte.

„Du wirst es mir nicht glaube, aber ich war in der Nähe und da wollte ich einfach mal vorbeikommen, in Zukunft werden wir uns ja wahrscheinlich nicht mehr oft sehen, deshalb wollte ich einfach mal reinkommen"˛ erklärte Sakusa und in Osamu erwachten plötzlich neuartige Fragen.

Warum würden sie sich in Zukunft nicht mehr oft sehen? Plante sein bescheuerter Zwilling auszuwandern oder hatte er ein neues Jobangebot außerhalb Japans erhalten und ihm nur einfach noch nichts davon erzählt.

„Und was ist mit Tsumu?", war die einzige Frage die er noch heraus bekam, die einzige Frage die sein verworrener Kopf aus den vielen noch zusammengestückelt bekam. „Den wirst du vermutlich öfter an der Backe haben", antwortete der Schwarzhaarige sachlich.

„Wo wir schon bei Atsumu sind, wie geht es dem eigentlich?", und in diesem Moment, nachdem Sakusa diese Frage gestellt hatte war es endgültig um seine klaren Gedanken geschehen. Warum fragte Sakusa ihn das? Er sah Atsumu vielleicht alle zwei Monate einmal, Kiyoomi und er wohnten zusammen, warum also wollte er da besser Bescheid wissen?

„Gut denke ich", mehr eine Frage als eine Antwort, er war sich noch nie so unsicher über den Gefühlszustand seines älteren Zwillings gewesen. „Aber warum fragst du mich dass, da müsstest du doch besser informiert sein als ich?"

„Hat Atsumu dir das nicht erzählt?", irritiert blickte Osamu ihn an, jetzt verstand er wirklich gar nichts mehr. Was um Himmelswillen hatte sein verdammter Zwilling ihm verschwiegen? Warum tauchte Sakusa in seinem Restaurant ohne Tsumu auf und fragte ihn dann beiläufig über seinen eigenen Partner aus.

„Was hat Tsumu mir nicht erzählt. Sag jetzt bloß nicht, er hat irgendeine Scheiße angestellt und braucht meine Hilfe und weil ich ausraste wenn er fragt, hat er dich vorgeschickt und eigentlich wartet er nur vor der Tür um freudig in die Luft zu springen, wenn ich zustimme!", spekulierte er drauf los, redete sich in Rage, erwartete die Erklärung des Jahrhunderts, doch was dann kam, drauf war er absolut und definitiv nicht vorbereitet gewesen.

„Atsumu und ich haben Schluss gemacht", Osamu fühlte sich, wie ins kalte Wasser geschupst. Er war sich sicher, sich verhört haben zu müssen. Tsumus gesamte Welt bestand aus seinem Partner, immerzu schwärmte er von Kiyoomi, erzählte wie glücklich sie waren und jetzt das, dass konnte nicht sein, nein, dass war nur ein schlechter Scherz.

„Das ist ein Scherz, oder?", fragte er vorsichtig nach. Es musste so sein, es war nicht wahr, nein, wenn sie nicht mehr zusammen waren, dann, dann-. Für Atsumu würde damit alles zerbrechen, alles würde zerfallen, sein ganzes so gut aufgebautes Leben würde in den Abgrund fallen, allein würde er nicht leben können, dafür war er zu fragil, zu kaputt.

„Kein Scherz, wir sind seit gut einem Monat nicht mehr zusammen", erläuterte Sakusa die genaueren Tatumstände, ließ seinen Blick kurz durch den kleinen Laden schweifen. „Ich muss los, meine Bahn fährt bald", sein neutraler Blick war an der Wanduhr stehengeblieben.

Osamu war erstarrt, er tat nichts bewegte sich nicht, bekam Sakusas Abschiedsgruß nicht mit, bekam nicht mit wie er ihn bat Atsumu schöne Grüße auszurichten. Das durfte nicht wahrsein, nein, nein, nein. Kiyoomi und Atsumu waren das Traumpaar schlechthin.

Als sie zusammengekommen waren, hatten sie Tag und Nacht miteinander geschrieben, alles wovon sein Bruder geredet hatte war Sakusa gewesen, er war innerhalb von wenigen Tagen zu einem Experten für den Schwarzhaarigen geworden, hatte jedes noch so kleinste Detail über ihn erzählt bekommen.

Tsumu war zum ersten mal seit langer Zeit wieder richtig glücklich gewesen, hatte gelächelt und Dinge mit Freude getan. Es konnte nicht sein, völlig ausgeschlossen.

Nach einiger Zeit des herum Stehends, des schockiert Seins kehrte Leben in ihn zurück. Im Eiltempo hechtet er in die Küche, suchte die Arbeitsplatte nach seinem Smartphone ab, er fand es nicht. Bevor er in seine Wohnung ging, schloss er die Türen ab, beeilte sich, er musste mit Atsumu sprechen.

In seiner Wohnung angekommen musste er nicht lang nach dem Handy suchen, es lag neben dem Schuhregal auf dem Holzboden, er hatte es vermutlich am Morgen beim Schuhanziehen dort abgelegt und vergessen es mitzunehmen.

Gehetzt wie er war, nahm er sich keine Zeit um die Schuh auszuziehen, ging gleich durch in seine Küche, scrolle schon auf dem Weg dorthin hektisch durch seine Kontakte, schließlich fand er den Namen seines Bruders, drückte auf das Hörersymbol und wartete.

Bitte geh ran Tsumu. Bitte geh ran Tsumu. Bitte geh ran Tsumu. Wie ein Mantra wiederholte er die Worte, betete dass seine Bitte erhört wurde, sein Idiot von einem Bruder sich gleich am Telefon melden würde. Naiv wie er war hoffte er ihm würde es gut gehen, er könnte mit der Trennung umgehen, er war auch dafür gewesen, dass Kiyoomi und er getrennte Wege gingen.

„Ja?", erklang es fragend aus seinem Telefon, Tsumus Stimme, aber irgendwie klang er ein wenig verwirrt. „Geht es dir gut Tsumu?", fragte er, sein ganzer Körper betete vor Sorge um seinen großen Bruder.

„Ja, ja, warum rufst du an Samu?", wank er ab, wenn sie gegenübergestanden hätten hätte Osamu gesehen wie sich sein Zwilling leicht genervt durch die Haare fuhr, eine Strähne zwirbelte. „Sakusa war hier und. hat gesagt-", er brach ab, wagte es nicht die Worte auszusprechen. „Er hat gesagt, ihr habt euch getrennt."

Stille, Schweigen, keine Reaktion auf Atsumu Seite. Osamu hatte die Luft angehalten, betteten falsch zu liegen, auch wenn er das sicherlich nicht tat.

„Ach so, ja wir sind nicht mehr zusammen, hat einfach nicht mehr funktioniert", Gleichgültigkeit war wohl das passendste Wort um Atsumus Stimme zu beschreiben. „Geht es dir gut damit?", fragte Osamu besorgt nach. „Klar, wir haben uns gemeinsam dafür entschieden. So ist es besser", erklärte Atsumu schlicht, keinerlei Trauer in seiner Stimme.

Osamu atmete auf, seinem Bruder ging es gut, er konnte mit der gemeinsam getroffenen Entscheidung umgehen und schien nicht in einem Loch zu versinken, eigentlich positive Neuigkeiten.

Doch aus irgendeinen Grund konnte er das nicht ganz glauben, irgendwas stimmt nicht, aber er wusste eben nicht was, es war nur ein nerviges Piksen in seinem Unterbewusstsein, dass dafür rebellierte, die ganze Nacht rebellieren würde.

One-shot Adventskalender, oder soWo Geschichten leben. Entdecke jetzt