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Lautes Atmen war zu hören

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Lautes Atmen war zu hören. Mein Atmen, das Atmen meiner Eltern, Jimins Atmen hinter mir. Schluchzen, eine Welle der Erleichterung. Es war vorbei. Guillaume hatte sich einfach in Luft aufgelöst. Der Verlust seiner Magie war wirklich das einzige gewesen, das ihn aufgehalten hatte.
Als ich den Kopf zu Jimin umwandte, sah ich die Erleichterung in seinem Gesicht, in seiner Körperhaltung. Wie ich, hatte er die Schultern gesenkt. Er sah zu mir hinab und ich ließ von Mom und Dad ab, ging zu ihm und schlang die Arme um seinen Körper.
"Ich bin so froh, dass nichts schlimmeres passiert ist", sagte ich und dann begann ich zu weinen, so wie Mom, die noch immer Dad fest umklammert hielt.
Jimin strich mir übers Haar und alles war gut. Es hatte alles aufgehört.
"Da das nun erledigt ist", sagte Lydia an uns gewandt, "solltet ihr euch nun von der Magie verabschieden."
Wir alle richteten unsere Aufmerksamkeit auf sie und ich merkte ein ziehen in meinem gesamten Körper, als würde jemand nach meiner Haut greifen, an jeder erdenklichen Stelle. Alarmiert sah ich zu Jimin.
Ohne, dass wir darüber sprechen mussten, wehrten wir uns gegen die Magie, die an unserer zerrte und versuchte, sie uns zu entreißen. Nicht so, wie wir die Magie eingesammelt und in die Welt entlassen hatten, sondern, als würde uns etwas lebenswichtiges entrissen werden. Lydia zerrte nicht nur an der Magie, die wir noch immer in uns trugen, sondern ebenso an den Lebensgeistern, die uns lebendig machten.

Wieder tauschten Jimin und ich einen Blick. Das war nicht richtig. Wenn sie sich die Magie nahm, wie sie es bei Guillaume getan hatte, dann würden wir ebenso wie er zu Staub zerfallen. Wir schienen das selbe zu denken.
"Wir werden dir die Magie nicht geben. Wir werden sie loslassen. Vielleicht solltest du das auch tun", sagte Jimin und ich nickte zustimmend. Die Magie einfach ziehen zu lassen, war das einzige, was keinen Schaden anrichten würde.
Lydia kam auf uns zu und bei jedem Schritt riss ich mehr und mehr die Augen auf. Teile ihres Gesichts bröckelten ab, ein Finger nach dem anderen rieselte, zersetzt in Staubkörner, zu Boden, ihr Gang wurde wackelig, aber nicht weniger furchteinflößend. Am Ende war nur noch ein dürrer Körper übrig, an dem der elegante Hosenanzug aussah wie ein Kartoffelsack. Und ein Gesicht, das dem einer Mumie glich.
"Wenn ihr mir diese Magie nicht gleich aushändigt, dann werde ich genauso wie Guillaume zu Nichts werden. Ich brauche jeden Funken, um meinen sterblichen Körper zu erhalten. Nun gebt mir die Magie, als Dankeschön dafür, dass ich euch gerettet habe. Es ist doch nur eine kleine Wiedergutmachung für euch, wenn ihr die Magie doch ohnehin loswerden wollt."
Wieder spürte ich das Ziehen, doch Jimin und ich hielten standhaft dagegen.
"Du raubst uns nicht nur die Energie, sondern unser Leben, wenn du das tust. Das macht dich kein bisschen besser als Guillaume", entgegnete ich und verschränkte meine Hand so fest mit Jimins, dass es beinahe wehtat.
"Glaubt mir, ich will euch nicht schaden. Niemand wird zu Schaden kommen." Sie hörte sich beinahe ernsthaft besorgt darüber an. Aber nur beinahe, denn ein Teil ihrer Gedanken hallten ihren, für alle hörbaren, Worten nach und offenbarten, dass sie es kaum abwarten konnte, die Macht wieder vollkommen an sich zu reißen. Zumindest das, was noch davon übrig war.

Wieder verstärkte ich meinen Griff um Jimins Hand und hoffte, dass er mich auf diese Weise verstand. Wir mussten Lydia die Magie entziehen, so wie wir es bei Guillaume geplant hatten.
Lydia ergriff erneut das Wort, dieses Mal eindeutig als Warnung: "Solange ihr mir die Magie überlasst, wird niemand zu Schaden kommen."
Sie erhob die Hände und die Magie sammelte sich um sie herum. Dafür, dass ihr Körper bereits den Prozess der Verwesung eingeleitet hatte, schien sie noch ziemlich mächtig zu sein. Womöglich nicht zuletzt, da sie auch Guillaume die letzten Kräfte und vielleicht sogar noch etwas mehr geraubt hatte.
Jimin machte sich bereit, nach Lydias Magie zu greifen. Ich konnte es spüren und es fühlte sich beinahe so an, als würde ich mit ihm danach greifen, obwohl mir die Fähigkeiten dafür fehlten.
Dann aber erfasste Jimin ein kurzes Zögern. Ich nahm meinen Blick kurz von Lydia und dem Strom an Magie, der sich wie eine Schlange um sie wand. Seine Bedenken waren beinahe greifbar.
"Wir schaffen das. Denk vor allem daran: Du bist meine Stärke und ich bin deine. Es wird alles gutgehen."
Ich wusste nicht, woher diese Zuversicht kam, aber jetzt, da Guillaume nicht mehr das Hauptproblem war, schien alles nicht mehr ganz so schlimm sein. Auch wenn die Magie wie in einem Wirbelsturm um Lydia herumwirbelte, würden wir sie aufhalten.

Jin In The Bottle 2 || park jiminWhere stories live. Discover now