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Am Abend deckten Mo und ich den Esstisch, während Mom und Dad das Essen zubereiteten

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Am Abend deckten Mo und ich den Esstisch, während Mom und Dad das Essen zubereiteten. Eigentlich bereitete Dad an diesem Abend das Essen vor und hatte Mom dazu angehalten es ab und zu zu probieren, um ihre Zustimmung zu geben. Wenn es gerade nichts neues zu probieren gab, drehte Mom das Radio etwas lauter, schnappte sich einen von uns und tänzelte mit uns durch die Küche, bis Dad das Radio wieder leiser drehte.
"Komm schon, Jin, dreh es wieder auf. Das ist Mos Lieblingssong", sagte Mom, während sie sich mit meinem Bruder umherdrehte.
"Ist es nicht, Mom", entgegnete dieser verwirrt, doch unsere Mutter legte sich einen Zeigefinger auf die Lippen und zwinkerte Mo zu.
Wir wussten alle, dass Dad ihn gehört hatte, aber er erbarmte sich und stellte das Radio wieder lauter. Mom lachte fröhlich und zog auch mich zu ihrem Tanz mit Mo dazu.
"Du bist ein Schatz, Jin", sagte sie und drehte sich mit uns hüpfend im Kreis.
"Weiß ich doch, Puma."

Das Essen war köstlich und wir alle saßen schließlich schweigend am Essenstisch und genossen es. Man hörte bloß das Klappern von Besteck, das Schmatzen, meines kleinen Bruders, bis Mom ihn anstupste, damit er es sein ließ und die leise Musik, die aus dem Radio kam.
Immer wieder sah ich meine Familie an, die so sehr ins Essen vertieft war, dass sie es gar nicht mitbekam. Diese Stille machte mich ziemlich hibbelig und ich begann mit dem Bein zu wackeln. Mo, der neben mir saß, merkte es schnell und sah mich böse an.
"Kannst du damit aufhören. Das nervt", sagte er erbost und ich begann nur noch mehr mit meinem Bein zu wackeln. Das brachte den Kleinen vollkommen aus dem Konzept, denn er konnte nicht mehr wegsehen, auch wenn er versuchte es zu ignorieren.
"Mom, Sol hört nicht auf mit ihrem Bein zu wackeln", petzte er und ich verdrehte die Augen. Mom sah uns beide kurz mit ihrem Ist-das-gerade-wirklich-euer-Ernst?-Blick an und wir benahmen uns sofort. Immerhin bedeutete dieser Blick, dass derjenige, der den anderen weiter provozierte am allwöchentlichen Putz-Sonntag die schlimmsten Arbeiten würde verrichten müssen.
Nach dem Essen benahmen wir uns besonders gut, deckten den Tisch ab, spülten das Geschirr, ich brachte den Müll raus, während Mo das getrocknete Geschirr einräumte und danach verschwanden wir still und heimlich in unseren Zimmern. Mo setzte sich bestimmt vor eines seiner Bücher und lernte fleißig nebenan, während ich mir meine Laufkleidung aus meinem unordentlichen Schrank herauskramte und auf das Bett warf, ehe ich mich umzog und meine zuvor getragene Kleidung über meinen Schreibtischstuhl hängte.

"Ich gehe Laufen!", rief ich durch das Haus, als ich vor der Haustür meine Schuhe anzog und gleichzeitig versuchte meine Playlist einzuschalten und mir die Kopfhörer in die Ohren zu stöpseln.
"Nicht zu lange, Sol! Du hast morgen auch noch Lauftraining!", rief Mom aus dem Wohnzimmer zurück, ehe sie im Türrahmen am anderen Ende des Flures auftauchte und sich dagegen lehnte.
"Ist gut, Mom. Nur eine halbe Stunde. Und morgen kann ich das Training wahrscheinlich sowieso nicht ganz mitmachen, weil ich ja aushelfen muss."
Ich zog mir meine Mütze auf den Kopf, zupfte meine Laufhose zurecht und öffnete die Haustür.
"Bis gleich, Mom", sagte ich noch mit einem kleinen Grinsen, das sie mit einem Lächeln erwiderte, und trat dann nach draußen.
Es war bereits ein bisschen kälter geworden, denn die Sonne war schon dabei unterzugehen und die sich gerade entwickelnde Frühlingswärme mit sich zu nehmen. Schnell lief ich los, damit mir in dem T-Shirt und der kurzen Hose nicht kalt wurde und stellte die Musik auf die höchste Lautstärke. Ich wurde zugedröhnt mit schnellen Rhythmen und kribbelnden Bässen und grinste in mich hinein, während ich durch Buksam lief und immer schneller wurde. Es war schon beinahe ein tranceartiger Zustand, in dem ich mich nach den ersten paar Sekunden befand und ich lauschte nur dem Bass, spürte meinen schnellen Herzschlag und das Beben, das durch meinen ganzen Körper lief, wenn ein Fuß auf der Erde aufkam und lief dem Sonnenuntergang entgegen, der alles in ein goldiges orange tauchte.

Jin In The Bottle 2 || park jiminWhere stories live. Discover now