Chapter Forty One

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Am nächsten Tag kommt Zedd wieder in mein Gefängnis. Meine Hände sind wie jeden Morgen, kalt. Also mache ich automatisch Fäuste, um sie etwas zu wärmen.

"Guten Morgen, Skylar!" lächelt er von Ohr zu Ohr und setzt sich auf den Stuhl, den der Stuhlträger - so nenne ich ihn mittlerweile - neben meinen Stuhl setzt. Ich ignoriere ihn und schaue zum Meer hinaus. Ihn anzusehen tut weh.

"Hast du gut geschlafen?" fährt er fort. Als würden wir uns in einem Restaurant wie normale Freunde zu einem Brunch treffen.

"Ja, Zedd, ich habe in euren Räumlichkeiten hervorragend geschlafen. Dank der Fesseln, die ihr mir anlegt, falle ich nachts auch nicht vom Stuhl." gebe ich sarkastisch zurück.

"Es tut mir Leid, dass die Umstände dir nicht gefallen."

"Dir tut gar nichts Leid." gebe ich hart zurück. Ich habe keine Lust auf den Schwachsinn, den er faselt. Die Worte, die er mir vor einigen Tagen zugeflüstert hat, kommen mir in Erinnerung. "Ich bin hier Skylar. Mach dir keine Sorgen. Egal was geschieht, ich werde nicht zulassen, dass man dir auch nur ein Haar krümmt." ich schaue ihn an, als ich sein Versprechen in gespielt tiefer Stimme wiederhole. "Nicht das ich lache." sage ich bitter.

Zedd schaut mir wortlos aus zwei dunklen, seelenlosen Löchern in die Augen. Nicht ein bisschen gestört von der Lüge, die er mir erzählt hat. Kein Funken von Reue.

Der Tuchtyp bringt mir ein Tablett mit Frühstück, legt es auf den Boden und löst meine Fesseln. "Boss egal wie oft wir den Stuhl zur Wand drehen, wir finden sie jedes mal wieder so auf."

"Wenn ihr mich denn schon fesselt, dann gewährt mir zumindest die schöne Aussicht." gebe ich zurück und massiere mir die Hände, bevor ich mich über das Essen hermache. Ich spüre Zedd's Blick auf mir. Mir ist es egal, dass ich unmenschlich aussehe und alles bis zum letzten Krümel esse. Ich bin hier tagelang verhungert und verdurstet. Ich wäre fast gestorben. Seit dem hat Nahrung einen neuen Stellenwert in meinem Leben. Vor Allem in Gefangenschaft.

Nachdem ich fertig bin, benutze ich das Badezimmer. Als ich wieder gefesselt auf dem harten Stuhl sitze, kommt ein Typ rein, der ein Stativ Mitten vor mir aufstellt. Dann befestigt er ein Tablet an dem Stativ. Nachdem er fertig ist, schaut er zu Zedd und wartet.

"Was wird das?" frage ich verwirrt.

"Ich hole mir die Infos, die ich brauche." beantwortet er meine Frage ohne mich eines Blickes zu würdigen und nickt dem Typen zu.

Ich schaue zu dem Tablet und sehe, dass ein Video Call gestartet wurde. Es klingelt einige Male, dann wird der Anruf entgegengenommen. Am anderen Ende ist mein Vater.

"Oh mein Gott, Skylar." ruft er aus und mir kommen die Tränen. Ich unterdrücke sie. Schwach werden ist keine Option. Er hat tiefe Schatten unter den Augen, sein Gesicht ist Aschfahl und seine Lippen blutlos. Ich habe ihn so sehr vermisst und ihn so zu sehen, bricht mir das Herz.

"Dad, du siehst furchtbar aus." Ich sehe wahrscheinlich nicht besser aus. "Hast du geweint?"

"Schätzchen, wie geht es dir?" er hört sich so schwach an.

"Na ja, den Umständen zufolge gut." wie kann es auch einem Menschen gehen, der entführt und hintergangen wurde und jetzt als Geisel gehalten wird.

"Ich werde dich da rausholen." sagt er und packt seinen Bart. Sind seine Haare ergrauter als vorher?

"Ich vermisse dich, Dad." keuche ich und kann die Tränen nicht mehr lange halten. Sie fließen unaufhaltsam meine Wangen runter und tränken meine Kleidung. Ich verspüre den Drang, sie mir wegzuwischen, aber meine Hände sind gefesselt.

"Tom hör mit dem sentimentalen Scheiß auf. Du kriegst deine Tochter, wenn du mir meine Mutter gibst." Zedd unterbricht unser Wiedersehen mit seinem harschen Ton.

"Zedd, mein Junge, ich weiß nicht wo Viktoria ist. Ich habe sie all die Jahre für tot geglaubt." richtet sich mein Vater an Zedd. Ich sehe die Traurigkeit in seinen Augen. Meinen Vater so gebrochen zu sehen, macht mich wütend.

"Denk ganz genau nach Tom, ich habe deine Tochter." warnt Zedd. "Ich will meine Mutter. Du kannst sie nicht vor mir verstecken."

"Bei Gott Zedd, wenn du meiner Tochter auch nur ein Haar krümmst, dann..."

"Dann was?" provoziert Zedd. Seine Augen funkeln wie schwarze Löcher, die alles in sich saugen und vernichten. Nach seinem Geständnis, sollte mich sein Verhalten nicht wundern, tut es aber. Auch wenn ich ihn für tot erklärt habe, wünscht sich ein kleiner Teil in mir, dass ich mich irre. Das macht mich umso wütender. Habe ich überhaupt ein Überlebensinstinkt? Leide ich etwa unter dem Stockholm-Syndrom, nur rückwärts? Ich habe mich zuerst in ihn verliebt, dann bin ich gekidnappt worden.

"Dad, mach dir keine Sorgen. Ich weiß, dass du die Wahrheit sagst." Er schaut mich mit seinen warmen Augen an.

"Skylar, es tut mir so Leid, Schätzchen. Ich hätte dich nicht aus den Augen lassen sollen. Ich kann nicht glauben, dass ich den gleichen Fehler wieder gemacht habe."

"Mach dir keine Vorwürfe, Dad." Ich schaue zu Zedd rüber. "Du konntest doch nicht wissen, dass wir Zedd nicht vertrauen können." Bei den Worten beißt Zedd sich auf die Zähne und ballt die Fäuste zusammen. Ich weiß nicht wie lange Zedd mich mit meinem Vater sprechen lassen wird. Er tritt schon ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden. Ich muss meinem Vater irgendeinen Anhaltspunkt geben. Irgendetwas, das ihm hilft, mich zu finden. Dann fällt mir etwas ein, was eventuell behilflich sein kann. "Dad?"

"Ja, mein Schatz."

"Bu, dad, Bu." sage ich und schaue ihn ernst an. Der Typ, den ich nach dem Ort gefragt habe, konnte mir zwar nicht den ganzen Namen nennen, aber was ich habe könnte vielleicht hilfreich sein. Zedd scheint noch nicht zu verstehen, wovon ich rede.

"Was meinst du?" fragt mein Vater verwirrt nach.

"B und U, Dad. So beginnt der Name der Stadt in der ich bin. Oder des Ortes...." erkläre ich ihm schnell, bevor Zedd versteht, was ich hier mache.

"Das reicht jetzt." schnappt er und steht abrupt auf. "Das wird euch auch nicht helfen. Bring mir meine Mutter und du bekommst Skylar zurück!"

"Dad, egal was passiert, ich liebe dich und ich weiß, dass es nicht deine Schuld ist. Bitte mach dir keine Vorwürfe, falls ich...." weitere Tränen laufen mir über die Wangen. Falls ich es hier nicht lebend raus schaffe, dann sei nicht traurig, will ich sagen, aber ich kann mich nicht dazu bringen.

"Ich werde dich da rausholen, Skylar, wenn es das letzte ist, was ich tue. Zedd, wenn ich dich in die Finger kriege, dann bist du ein toter Mann, hast du mich verstanden."

Zedd legt auf.

"Warum, Zedd?" meine Stimme bricht, als ich ihn durch die Tränen anschaue. "Warum tust du uns das an?" weine ich und ich hasse es, mich so schwach zu fühlen.

"Keiner wird dich hier finden, also mach die keine Hoffnung."

Zedd geht.

Zedd geht

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My Bodyguard and Me Where stories live. Discover now