Chapter Three

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Skylar

Als die Sitzung endlich beendet ist, bin ich schon vor Zedd aus der Tür raus.

Ich brauche Luft. Mein Gehirn fühlt sich wie Brei an, den man zu lange in der Sonne stehen lassen hat.

"Das mit den nächtlichen Ausgängen bleibt doch unter uns, oder?"

Er läuft schweigend neben mir her. Aber ich weiß, dass er es nicht meinem Vater sagen wird. Erstens hätte er es schon längst getan, wenn er gewollt hätte.
Zweitens ist Zedd nicht blöd. Wenn mein Vater erfährt, dass er mich unbeaufsichtigt nachts auf die Straße gelassen hat, dann reißt er zuerst ihm den Kopf ab, danach mir.

"Wo gehen wir heute Pizza essen?" frage ich, als wir in seinen Wagen steigen. Es riecht nach ihm.

"Zuhause!" antwortet er knapp.

"Bitte lass uns nicht Zuhause essen. Ich esse schon die letzten Wochen jeden Abend Zuhause. Lass uns in ein schönes Restaurant gehen. Bitte?" flehe ich ihn an.

Er schüttelt den Kopf. "Ich habe heute Abend etwas zu tun. Du bleibst in der Wohnung bis ich zurück bin." warnt er mich. "Ich meine es ernst. Du gehst nicht raus." er wirft mir einen ernsten Blick zu und schaut wieder auf die Straße.

So viel zur frisch erlangten Freiheit. Ich hatte gedacht, dass ich, wenn ich endlich studiere und weg bin von meinem Vater und seiner Gang, wirklich frei sein würde. Normal sein konnte. So leben könnte wie jedes andere Mädchen in meinem Alter. Ich meine ich lebe auf einem anderen Kontinent.

Ich studiere seit diesem Semester in Amerika. Eigentlich komme ich aus Deutschland. Jetzt bin ich Meilen weg und trotzdem keine Freiheit in Sicht.

"Wo gehst du hin?" frage ich nach. Mir gefällt der Gedanke alleine in dem Apartment Zeit zu verbringen gar nicht. Jeden verdammten Abend in den letzten Monate in dieser kleinen Stadt irgendwo im Nichts habe ich drinnen verbracht. Außer die Nächten, die ich aus dem Apartment raus geschlichen bin.

Man kann hier nicht viel machen. Es gibt eine Mall in der Stadt und das Stadtmuseum. In der Mall hängen die Studenten für gewöhnlich ab. Sonst sind sie auf dem Campus oder auf einer Party. Mehr gibt es in dieser Stadt nicht. Es gibt nicht einmal ein Starbucks hier. Wo bin ich nur gelandet?

Auch wenn es mehr geben würde, würde es mir nichts nützen. Ich bin gefangen in diesem Kaff mit meinem Babysitter.

Und wem habe ich das zu verdanken? Meinem lieben Vater, der mich hierher verfrachtet hat, weil es hier sicherer ist als zum Beispiel in New York, wo ich eigentlich hin wollte.

Ich muss zugeben, dass Zedd heiß ist. Aber sein Charakter ist das genaue Gegenteil. Eiskalt. Und er macht den Aufenthalt hier nicht unterhaltsamer.

Außer wenn er nur mit einem Handtuch um die Hüfte aus dem Bad kommt. Und sein Haar noch nass ist und die Tropfen auf seine breiten Schultern fallen und seine dunklen Augen....

"Das brauchst du nicht zu wissen." gibt er knapp zurück und zerrt mich aus meiner Tagträumerei. Mein Gesicht wird warm. Woher kommen diese Gedanken auf einmal?

Ich schaue schnell aus dem Fenster, damit er mein Gesicht nicht sieht. Als ob man meine Gedanken in meinem Gesicht sehen könnte. Dumm, ich weiß.

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mir sagt wo er hin will. Um ehrlich zu sein, will ich es auch gar nicht wissen. Mich interessiert eher etwas anderes.

Ich schaue ihn unschuldig an, nachdem mein Gesicht nicht mehr so warm ist. "Und wie lange bleibst du weg?"

"Ich werde erst morgen zurück sein. Ich werde dich nicht in den Unterricht begleiten können. Aber einen Tag solltest du alleine ohne Schwänzen überstehen, oder?" er wirft mir einen Blick zu.

Manchmal ist Zedd einfach zu naive. Ich lächle und nicke.

Nachdem er mich vor dem Apartment ablegt, krame ich mein Handy aus der Tasche.

Hol mich um 23 Uhr ab ^^


My Bodyguard and Me Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt