Kapitel 39- Sasukes Frage

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Sasuke hatte lange über die Worte seiner Frau nachgedacht und über Itachi und über seinen eigenen Wunsch, den er gehabt hatte, als er die Wahrheit über Itachi herausgefunden hatte und der ihn jetzt ängstigte. Wie wäre es, wenn sie wieder zusammen leben würden?

Sasuke erinnerte sich nur an seinen Teenager-Bruder, zu dem er aufgesehen, den er genervt hatte und bei welchem er sehr glücklich gewesen war, mit ihm Sachen zu unternehmen, einfach weil er sein großer Bruder war und alle kleinen Brüder etwas mit ihrem großen Bruder unternehmen wollten. Aber diese Zeit war nicht mehr. Sasuke war kein kleiner Junge mehr und so weit er hoffte, eiferte er Itachi auch nicht blindlings nach. Auch nicht, wenn Itachi ihn ab und an mit Sasukes nun langen Haaren aufzog. Er ging seinen eigenen Weg und selbst wenn sie wieder beieinander waren, die Situation war eine völlig andere.

Und egal wie sehr Sasuke sich weigerte, die ganze Idee triggerte unrealistische Ängste in ihm. Ängste, die er einfach beiseite schieben wollte, aber nicht konnte. Und so langsam wurde Sasuke klar, dass diese Idee nicht nur ihn in einen inneren Konflikt treiben würde, sondern auch Itachi und deswegen hatte er beschlossen, ihn einfach zu fragen, was er davon halten würde.

Sasuke wusste, dass Itachi in ihrer neuen Welt nicht richtig zurecht kam. Er war überfordert mit dem technischen Fortschritt und der Tatsache, dass niemand mehr öffentlich ein Schwert auf dem Rücken trug. Er verzweifelte an Drehtüren, Schnellzügen und dem hektischen Straßenverkehr und Sasuke wollte sich gar nicht ausmalen, wie Itachi auf das Konzept eines Handys oder einer technischen Ninjawaffe reagieren würde. Ein klein wenig würde es ihm mit Sicherheit Halt geben, wenn Sasuke selbst oder Sakura ihm fragen beantworten konnten... Aber all das musste Itachi auch ein Stück weit selbst entscheiden.

So war Sasuke nun auf dem Weg durch die Straßen von Konoha, um mit seinem Bruder zu reden. Sakura hatte recht. Je gesünder Itachi wurde, desto mehr wanderte er durch Konoha. Natürlich hatte Shikamaru angemerkt, dass es keine gute Idee war, Itachi einfach so herumlaufen zu lassen, sodass Naruto als Hokage, überrascht über Sasukes Zustimmung einen Ninja zu Observationszwecken abgestellt hatte.

Genau den hatte Sasuke auch angesimst, als er Itachi im Krankenhaus nicht gefunden hatte und er hatte etwas von einem Park geantwortet. Was auch immer Itachi in einem Park wollte. Sasuke war sich ziemlich sicher, dass Itachi seinen Verfolger schon längst bemerkt hatte, er hatte schließlich einen Überwachungsstaat an der Nase herumgeführt und er sah es als stilles Einverständnis seines Bruders, dass dieser den Observationsmann nicht schon längt abgewimmelt hatte. Das traute ihm Sasuke nämlich unumwunden zu.

Seine Füße trugen ihn wie von selbst zu den Kieswegen, die zwischen ein wenig zu hohen Wiesen hindurchführten und ab und an an einer Weggabelung eine Bank preisgaben.

Und genau auf solch einer Bank fand er seinen Bruder, neben dem eine Krähe über die Holzlehne hüpfte, um mit ein wenig gefiederschlackern auf Itachis ausgestreckte Hand zu fliegen. Itachi lachte auf und verlagerte das Gewicht seiner Hand, um dem Vogel besseren Halt zu bieten. Sasuke lächelte müde. Sein Bruder schien jedenfalls Spaß zu haben.

"Na?", zog er ihn ein wenig auf. "Schon dabei neue Freunde zu finden?" Itachi drehte den Kopf zu ihm, wenig überrascht, dass sein Bruder hinter ihm stand und lächelte ihn schelmisch an.

"Natürlich, ich entspreche schließlich allen Erwartungen zu hundertzwanzig Prozent. Da gehört ein aktives Sozialleben auf jeden Fall dazu." Ein wenig spitz war der Unterton ja schon, fand Sasuke und ein wenig sarkastisch auch, aber so war sein Bruder eben, wenn nicht alles ganz so autoritär war, hatte er gelernt. Er lächelte.

"Brillianter Kompromiss aus Sozialleben und dem Charakterzug Menschen aus dem Weg zu gehen."

Itachi zuckte die Schultern und Sasuke lehnte seine Oberarme auf die Lehne der Bank und seufzte. Die Krähe krächzte wütend in seine Richtung und Itachi grinste. "Schätze Krähen eignen sich nicht für dich als Grund, Menschen aus dem Weg zu gehen."

Sasuke grinste ebenfalls müde und fuhr sich dann durch die Haare. "Wir müssen reden."

Itachi sah Sasuke neckend von der Seite an. "In Saradas Geburtstagsgeschenkbuch steht, dass sagen alle Menschen, die anderen einen Korb geben wollen, aber ich hoffe mal, das ist bei dir nicht der Fall."

Sasuke warf seinem Bruder einen halb-genervten, amüsierten Blick zu und verfluchte nicht ganz ernst Itachis neue Spitzfindigkeit. "Dieses Buch hat einen schlechten Einfluss auf dich. Sakura sollte es dir wegnehmen und woanders verstecken. Außerdem hast du Sarada schon klammheimlich weitererzählt, was sie bekommt- tss."

Sie beide lachten, doch Sasuke wurde schnell wieder ernst. "Ich muss dich wirklich was wichtiges fragen."

"Ist es in Ordnung, dass Mr. Observierung dahinten mithört?", fragte Itachi abrupt und sein Lächeln wich in Sekundenschnelle einem etwas anklagenden Blick, dem Sasuke auswich.

"Du hast Angst", stellte Itachi fest und aufrichtiges Bedauern funkelten in seinen dunklen Augen. "Du erzählst mir so oft, dass du verstehst, dass du mir verziehen hast, aber eigentlich hast du doch Angst-" Es schien etwas, das Itachi stark mitzunehmen schien, denn seine Stimme zitterte leicht und plötzlich ging Sasuke auf, dass das das letzte war, was Itachi wollte und das was er am meisten bereute. Und irgendwie war es Sasuke plötzlich wichtiger als alles andere, diese Angst endlich zu besiegen. Und das seinem Bruder auch zu zeigen. Er wollte seinem Bruder mehr als alles andere auf der Welt das Vertrauen wieder aussprechen. Und es gab einen Weg, der das unmissverständlich klar machte... Der Satz, für den Sasuke überhaupt hierhergekommen war.

"Ich wollte dich eigentlich fragen, was du davon hältst, bei uns zu wohnen", sagte er so rasch wie möglich, um nicht versehentlich noch wegzulaufen. Er merkte selbst wie durcheinander seine Stimme klang und war mehr als überrascht dasselbe Chaos in Itachis dunklen Augen wiederzufinden.

"Du- was?", fragte sein Bruder schwach und beide sahen sich erschüttert an. Itachi sah fassunglos aus und plötzlich genauso befangen wie Sasuke. "Du- Du musst das nicht sagen, um irgendwas zu beweisen", wisperte Itachi und sah verstört zur Seite. "Ich wollte dich nicht dazu bringen irgendwas-"

"Ich wollte dich das seit ein paar Tagen fragen", fügte Sasuke ebenso leise hinzu. "Es wäre mir wichtig... und ich dachte es könnte schön werden..." Sasuke kam langsam um die Bank herum und ließ sich darauf niedersinken. Seine Beine zitterten leicht und ein bisschen schlecht war ihm auch, als er hervorwürgte: "Aber du hast Recht, ich habe Angst. Ich hasse es selbst und versuche so zu tun als wäre es nicht da, aber ich habe Angst, dass ich nochmal nach Hause komme und alles ist- kaputt."

Itachi nickte und beide vermieden es sich anzusehen.

"Ich würde dasselbe denken", sagte Itachi schließlich. "Ich habe auch Angst, dass ich nochmal alles kaputt machen könnte- Ich- Wenn euch etwas geschehen würde, ich könnte mir das nicht verzeihen."

Sasuke nickte und lehnte sich an Itachis Schulter. Aus einem unerfindlichen Grund gaben ihm diese Worte die Gewissheit, die er brauchte. "Irgendwie werde ich doch immer an deinem Rockzipfel hänge, egal wieviel älter ich auch bin."

Itachi lehnte seinen Kopf auch an Sasukes. "Und ich werde mir immer Gedanken machen, wie mein Verhalten dich beeinflusst, obwohl du einen sehr viel gefestigteren Charakter hast als ich. Und... Ich... würde sehr gerne bei euch wohnen", sagte Itachi dann leise. "Es wäre fast zu schön, um wahr zu sein. Und... ich kann verstehen, dass- alles. Deshalb weiß ich nicht, ob ich dieses Angebot annehmen kann."

Itachi ReturnsWhere stories live. Discover now