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Pov Nic

„Nicolas! Es ist sieben Uhr!"
So wurde ich heute morgen von meiner Mutter geweckt. Ja, ich war ein Langschläfer, aber das gab niemandem das Recht, mich so früh zu wecken. Die Schule begann um acht Uhr und davor schaffte ich es locker, mich innerhalb von zehn Minuten komplett fertig zu machen, inklusive Frühstück.

Ich blieb solange liegen, bis meine Mutter entnervt in mein Zimmer stürmte und mir mit einem Ruck die Decke wegzog. „NICOLAS STEH ENDLICH AUF!", rief sie entrüstet und ich sah lieber zu, dass ich aus ihrer Reichweite kam.

Ich liebte meine Mutter, nur in letzter Zeit war sie oft wegen der Zwillinge genervt, was ich auch gut nachvollziehen konnte.

Die eineiigen Nervensägen, alias meine fünfjährigen Geschwister, gingen seit einigen Wochen zur Grundschule und meine Mutter hatte noch keine Nachmittagsbetreuung für die beiden gefunden, weshalb sie selbst momentan diesen nervenaufreibenden Job übernahm und deswegen fix und fertig war.

Ich unterstützte sie zwar so gut es ging und auch mein Vater nahm sich so oft er konnte frei, doch zwei Kinder in diesem Alter waren einfach anstrengend.

Seufzend zog ich mich an, packte noch schnell meine Schulsachen und ging dann in die Küche um zu frühstücken. Die Zwillinge, Tara und Tim, saßen schon am Tisch und aßen Nutellatoasts. Dabei stritten sie sich darüber wer von ihnen das leckerere Toast hatte, wobei sie sich gegenseitig mit Nutella beschmierten. Als ich mit essen fertig war, half ich daher meiner Mutter noch beim Saubermachen der kleinen Ferkel.

„Danke, mein Schatz", seufzte sie und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Viel Spaß in der Schule", rief sie mir noch hinterher, während ich schon aus dem Haus ging.

Wir wohnten im Erdgeschoss eines dreistöckigen Altbaus, welcher in einer ruhigen Nebenstraße stand, in der wir glücklicherweise vom Lärm der Hauptverkehrsstraße nichts mitbekamen. Trotzdem lag das Haus sehr zentral, sodass ich einen kurzen Schulweg hatte, der sogar durch unseren Stadtwald führte. Besonders im Frühling liebte ich meinen Schulweg.

Als ich aus der Haustür trat, wartete Luc schon auf mich. „Hey", begrüßte ich ihn lächelnd und auch seine Miene hellte sich auf. „Alles klar bei dir?", fragte Luc, vermutlich wegen meiner leichten Verspätung. „Die Zwillinge...", erwiderte ich nur augenverdrehend und er schaute mich mitleidig an.

Luc und ich hatten uns in der fünften Klasse kennengelernt und waren seitdem beste Freunde. Wir wohnten nicht weit voneinander entfernt und teilten die gleichen Interessen, wodurch wir noch enger zusammengewachsen waren.

Trotz, dass wir uns auch mit unseren Klassenkameraden gut verstanden, war unsere enge Freundschaft etwas ganz besonderes. Luc war wie ein Zwillingsbruder für mich, der für jeden Scheiß zu haben war und dem man alles anvertrauen konnte.

„Wollen wir los?", fragte mich Luc in diesem Moment und riss mich damit aus meinen Gedanken. „Klar." Er lief, sein Fahrrad neben sich herschiebend, vor mir her. Heute trug Luc sein verwaschenes Lieblingsshirt mit einer schwarzen Jeans und Sneakern.

Ich brauchte gar nicht an mir herunterzuschauen, um zu wissen, dass meine Kleidung, wegen der Eile heute morgen, aus zusammengewürfelten Stücken bestand. So war es schon immer bei uns gewesen. Luc, derjenige der meistens pünktlich und organisiert war und ich, derjenige der verpeilt und chronisch unpünktlich war.

Ich konzentrierte mich wieder auf den Weg und beeilte mich, um Luc über die gelbrote Ampel zu folgen. Hinter dieser wurde der Weg breiter und führte in den großen Stadtwald.

Auch Luc schlief gerne lang, sodass wir morgens oft schweigend nebeneinander her liefen und die angenehme Stille genossen. „Willst du heute nachmittag mit zu mir kommen?", fragte er mich plötzlich und ich nickte sofort.

„Gerne", sagte ich erleichtert, was ihn zum Lachen brachte. „Sooo schlimm sind Tara und Tim doch gar nicht", erwiderte Luc grinsend, doch ich verzog nur mein Gesicht. „Du musst ja auch nicht mit denen unter einem Dach leben!", beschwerte ich mich.

„Du hast ja Recht", meinte er einlenkend und klopfte mir mitfühlend auf den Rücken. Mittlerweile waren wir an unserer Schule angekommen und während Luc sein Fahrrad anschloss, betrachtete ich unser neues Schulgebäude, das erst vor wenigen Wochen fertiggestellt worden war. „Es ist gleich acht Uhr", hörte ich Lucs Stimme. „Na dann, auf in den Kampf", sagte ich lustlos und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu unserer ersten Unterrichtsstunde.

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Erwartet nicht zu viel von dieser Story, sie ist schon ein wenig älter :')
Ich hoffe trotzdem, dass sie euch gefällt <3

Do you love me like I love you? |boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt