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Pov Nic

„Luc, ich kann nicht mehr", keuchte ich und hielt mir meine stechenden Seiten, während ich nach Luft schnappte. „Komm schon wir sind gleich da", rief er mir zu. Er hatte mich heute morgen spontan gefragt, ob wir zusammen joggen gehen wollten. Am Wochenende! Um sechs Uhr morgens! Ich hatte versucht seine Nachrichten zu ignorieren, aber dann kam er einfach bei mir vorbei und scheuchte mich aus dem Bett. Wir waren gerade mal zwei Kilometer gejoggt, als ich auch schon Seitenstechen bekam und anfing zu jammern. Luc ignorierte mich einfach die ganze Zeit, weshalb ich jetzt aus Protest ganz stehenblieb.

Er drehte sich zu mir um und joggte gemächlich zurück, bis er vor mir stand. „Na los, jetzt ist es nicht mehr weit", grinste er, während ich vor Erschöpfung verreckte. Von wegen nicht mehr weit. Das sagte er mir schon seit fünf Kilometern! Schmollend griff ich nach seinem Arm und zog ihn schwungvoll in meine Richtung, sodass Luc sein Gleichgewicht verlor, wir beide zu Boden fielen und er auf meinem Schoß landete. Bevor er aufstehen konnte, schlang ich schnell meine Arme um seinen Bauch und hinderte ihn somit daran.

„Lass mich los, Nic!", beschwerte er sich lachend, doch ich schüttelte den Kopf. „Nur, wenn wir wieder nach Hause gehen", bestimmte ich und lächelte ihn unschuldig an. Er zappelte in meinem Griff, wodurch meine Nase kurz seine warme Wange streifte. Wie immer, wenn ich ihm nah war, fühlte ich mich wohl, doch gerade machte sich noch ein anderes Gefühl in mir breit. Bevor ich dieses definieren konnte, verschwand es auch schon wieder.

In der Zeit, in der ich abgelenkt war, nutzte Luc seine Chance und befreite sich aus meinem Klammergriff. „Okay, dann geht es jetzt wohl nach Hause", seufzte er, streckte mir aber seine Hand zum Hochziehen hin. Dankbar ergriff ich diese und gemeinsam machten wir uns auf den Weg nach Hause.

„Morgen um zwölf Uhr bei mir?", fragte Luc mich, als wir schon vor meinem Zuhause standen. „Geht klar", antwortete ich, winkte ihm nochmal kurz zu und öffnete dann die Haustür. Sofort sprang Lucy mir entgegen und lächelnd streichelte ich sie. „Jemand Zuhause?" Keine Antwort, ich hörte nur ein leises Gekicher aus dem Zimmer der Zwillinge.

Schmunzelnd lief ich auf Zehenspitzen die Treppe hoch und riss dann mit einem Ruck die Zimmertür auf. „Buuh!", rief ich und sprang auf Tara zu, die mit Tim auf ihrem Bett saß. Die beiden sahen sich gerade ein Wimmelbuch an und erschraken bei meinem Auftritt. „Du Doofi", schrie Tara da auch schon los und ging mit ihren kleinen Fäusten auf mich los. Tim jauchzte und stürzte sich auf meinen Bauch, auf dem er sich niederließ. „Tim, i-ich bekom-me keine Luft mehr", ächzte ich, während ich versuchte, ihn von mir runterzuschieben.

Nach einer Weile beruhigten sich die Kleinen wieder und ließen mich los, beziehungsweise kletterten von mir runter. „Lies uns etwas vor", verlangte Tim und Tara nickte zustimmend. „Was möchtet ihr denn hören?", fragte ich, woraufhin eine Diskussion ausbrach, ob ich das Märchen von Aschenputtel oder von Rumpelstilzchen vorlesen sollte. Am Ende entschied der vollkommen faire Spruch „Ene mene mu und raus bist du". Tara wusste genau, wie sie dabei mogeln konnte, sodass ich letztendlich Aschenputtel vorlesen musste. Während ich las, hatten es sich die beiden unter ihren dicken Decken gemütlich gemacht und hörten mir aufmerksam zu. Ich liebte es mit meinen Geschwistern Zeit zu verbringen, auch wenn das hieß, ich musste ein Märchen, das die beiden schon in und auswendig kannten, ein weiteres Mal vorlesen.

„Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute", beendete ich das Märchen. Zufrieden sah ich, dass beide tief und fest schliefen und ich deckte sie nochmal ordentlich zu, bevor ich mich auch fertig machte, um ins Bett zu gehen. Da ich vollkommen erschöpft von diesem Tag war, schlief ich auch schnell ein.

Do you love me like I love you? |boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt