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Park Jimin
Samstag, 19:00



Niemand sprach es aus, aber jeder Einzelne von uns war nervös, wohin das Gespräch zwischen Jungkook und Taehyung führen würde. Jedem war klar, was Taehyung seinem besten Freund zu sagen hatte, sogar Yoongi wusste Bescheid, und dieser hatte das ganz schliesslich nur als Aussenstehender beobachtet. Doch da keiner wusste, was in Kookies Dickschädel manchmal vor sich ging, konnte auch niemand die Situation richtig einschätzen. Es galt also für uns alle nur zu warten.

Wir betraten gerade plappernd die Auffahrt der Familie Kim – die Vorfreude auf die Party hatte schliesslich doch noch unsere Sorgen zunichte gemacht - als Namjoon's Eltern in ihrem teuren Auto auf uns zu rollten. Man sollte meinen, der Anblick von Namjoon's zu Hause sollte mir nach all den Jahren nicht mehr den Atem rauben. Doch wie immer beeindruckte mich das grosse Haus, der gepflegte Garten und die blitzblanke Auffahrt, auf der jetzt deren umso teurer Audi stand von Neuem.

Namjoon grummelte unverständliche Worte und trat dann vor das orange Auto. Langsam wurde die Scheibe heruntergefahren und eine hübsche Frau erschien dahinter. Ihr geübtes Lächeln liess ihre weissen Zähne hervorblitzen und auf ihrer zierlichen Nase war eine Designersonnenbrille geklemmt, das ganze wurde von einem grossen Sonnenhut gekrönt. Sie winkte uns allen glücklich zu, ihr Mann daneben jedoch nickte zur Begrüssung lediglich mit dem Kopf.

«Schätzchen, ich habe heute noch Salzstangen gekauft und Mineralwasser hat es im Keller ebenfalls zu genüge. Ihr seid schliesslich mehr als zehn Leute, das sollte also reichen», Mrs Kim tätschelte ihrem Sohn die Wangen und schickte ihm ein Luftküsschen zu.
«Natürlich Mom, geniesst euer Essen.» Namjoon wirkte ungeduldig und warf uns einen unbehaglichen Blick zu. Am längsten blieb er an seinem Freund hängen, der sich geduckt im Hintergrund hielt. Joonies Eltern konnten Jin nicht leiden, was für Namjoon ein weiterer Grund von vielen war, warum er ihnen noch nichts von seiner Beziehung mit ihm erzählt hatte.

Endlich startete sein Vater den Motor und der teure Audi rollte vom Platz. Namjoon entspannte sich augenblicklich und drehte sich mit einem strahlenden Lächeln zu uns.
«In zwei Stunden kommen die Gäste. Alkohol ist unter meinem Bett. Ihr wisst wo die teuren Vasen zu verstauen sind.»
Lachend betrat ich das grosse Haus und freute mich schon darauf, wenn im kargen, beinahe steril sauberen Wohnzimmer endlich wieder laute Musik dröhnen und es von Partygästen nur so tummeln wird.

Hobi und Yoongi folgten mir, doch Namjoon und Jin blieben noch zurück. Ich sah, wie Namjoon seinen Freund in die Arme nahm und ihm dann liebevoll die Stirn küsste.
Ich lächelte. Das tat Namjoon immer, wenn sein Freund von dem Zusammentreffen mit seinen Eltern verunsichert war. In der Schule konnten die beiden nach all den Jahren endlich offen zusammen sein, doch zu Hause nichts von ihrer Beziehung erzählen zu können, tat beiden nicht gut.

«Ähm Jimin», jemand tippte mir auf die Schulter und ich sah mich zu Yoongi um. «Wie viele Leute kommen eigentlich heute?» Er redete leise, so als wollte er nicht, dass Hobi etwas davon mitkriegen konnte. Doch der Rothaarige war sowieso schon lange verschwunden, wahrscheinlich auf der Suche nach Namjoon's Alkohol, der laut dem Älteren in seinem Zimmer versteckt war.
Ich betrachtete Yoongi und fragte mich, was der Junge jetzt am liebsten hören würde.
«Wenn es um Namjoons Party geht, können nie genug Leute kommen», kam schliesslich meine plumpe, zugegeben etwas taktlose Antwort.

Yoongi nickte verstehend, doch wirkte alles andere als glücklich. Er schien zu überlegen und gerade als er zum Sprechen ansetzen wollte, stürmte Jin mit Namjoon im Schlepptau das Wohnzimmer.
„Määädels, an die Arbeit! Namjoon schmeisst heute eine fette Party und die soll so richtig der Hammer werden!"
Yoongi verspannte sich kaum merklich und ich fragte mich nicht zum ersten Mal, ob es nicht doch ein Fehler war, den Älteren zu fragen. Auch wenn ich mich auf eine absurde Art und Weise darüber freute, dass er dabei war, war da trotzdem dieses nagende Gefühl des schlechten Gewissens.

Ich bedeutete Yoongi mir zu folgen und führte ihn in die geräumige Küche. Seit Beginn an war ich für Snacks und Getränke zuständig, wenn es zur Vorbereitung jeglicher Party kam.
Die grosse Einkaufstasche mit Knabbersachen, die ich in der Küche vorfand hatte ich schon gestern bei Namjoon abgeladen und verteilte jetzt den ganzen Inhalt auf der blitzblanken Küchenablage.

Yoongi zuliebe tat ich so, also wäre mir entgangen, wie er sich innerlich gegen die Party sträubte, doch ein Gefühl sagte mir, dass er es wusste und er froh war, dass ich ihn etwas unter meine Fittiche nahm. Denn kaum umfing uns die Stille der Küche, schien er tief Luft zu holen und liess die Schultern sinken. Als ich den Jungen so betrachtete, nahm ich mir fest vor, heute Abend ein Auge auf ihn zu halten.

„Wir füllen diese Dinge einfach in Schälchen um und verteilen sie im Wohnzimmer", erklärte ich und schob dem Älteren eine Tüte Chips mit einem Stapel Pappschälchen hin und schweigend machten wir uns an die Arbeit.

„Ich kann es nicht glauben, wo ich hier gelandet bin", murmelt der Schwarzhaarige schliesslich nach ein paar stillen Minuten. Er hatte seine Arbeit unterbrochen und stand jetzt mit dem Rücken an die Küchenablage gelehnt da. Die Augen hatte er geschlossen und sein Atem ging flach.

Ich verkniff mir ein Grinsen und liess ebenfalls meine Tüte sinken. „Du bist nicht gerne auf Partys, hab ich recht?" Während ich sprach, drehte ich mich so, dass ich den Jungen direkt anschauen konnte. Mit den Händen stütze er sich auf dem kühlen Marmor ab und ich war beeindruckt, wie stark seine Unterarme aussahen. Kein Wunder war Yoongi so gut beim Basketballspielen.
„Warum auch?», schliesslich wandte auch er sich mir mit dem ganzen Körper zu und sein Blick schien mich gefangen zu halten.
„Na ja, es macht doch Spass mit Freunden zu feiern», meinte ich nur schulterzuckend.
„Wenn man welche hätte", kam es leise von ihm, und bevor ich etwas erwidern konnte, hatte er sich seine Schalen geschnappt und war aus der Küche verschwunden.

Mich liess er mit einem Duzend Snackschalen und umso mehr Fragen im Kopf, in der Küche zurück.

look here - YoonminWhere stories live. Discover now