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Park Jimin
Montag 12:15

«Bitte»
Mein Ärger war bei Yoongis' Anblick sofort verflogen. Der Junge vor mir hatte etwas Verlorenes an sich.
Seine Haare waren wirr – wie gewohnt –, die Haut blass – auch nichts Neues – und der Mund war zu einer geraden Linie gezogen – ebenfalls etwas das mir bereits bekannt war.
Was mir jedoch sorgen bereitete waren seine Augen. Sie waren gerötet als Zeichen, dass er geweint hatte. Dunkle Ringe zeugten davon, dass der Junge kaum geschlafen hatte und er schien gar nicht wirklich hier zu sein, denn seine Augenlider zitterten und sein Blick ging an mir vorbei.
Verloren in den Gedanken eines Trauernden. Dachte ich.

Vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken, setzte ich mich neben ihn, stehts darauf achtend ihm nicht allzu nah zu kommen. Ich wollte ihn nicht bedrängen. «Was ist passiert, Yoongi?»
Er hob den Kopf und sah mich an, doch sagen tat er nichts.
Also lag es an mir, das Gespräch anzufangen. Ich räusperte mich. «Ist etwas passiert? Ist es wegen Samstag?» Hatte Jae heute irgendetwas getan? Oder hatte Yoongi etwa noch einmal darüber nachgedacht, wie ich ihn allein gelassen hatte?
Eine Antwort blieb wie erwartet aus.

«Yoongi», setzte ich erneut an «Du musst mir nichts erzählen, wenn du nicht willst, aber vielleicht würde es dir helfen.»
Ich wusste nicht, wie ich ihm helfen konnte. Mehr als ein offenes Ohr konnte ich ihm im Moment nicht geben, aber ich hatte das Gefühl, das würde nicht reichen.

Der Ältere sah mich lange an und schliesslich liess er die Schultern sinken.
«Es ist nicht wegen Samstag», dann schwieg er kurz, als würde er sich überlegen was genau er mir erzählen sollte. «Ich habe gerade schlechte Neuigkeiten erhalten.» Als er diese Worte aussprach lief ihm doch tatsächlich eine Träne über die Wange.
Ich, Park Jimin, sah wie Min fucking Yoongi weinte. Und was ich als Nächstes tat überraschte mich umso mehr. Denn automatisch rutschte ich näher an ihn ran, legte einen Arm um ihn und keinen Moment später lag sein dunkler Haarschopf auf meiner Schulter.
Mein Herz schlug wie wild. Und wenn uns jemand sah?

«Du musst eines wissen Yoongi», setzte ich nach einer Weile der Stille an. «Und bevor du etwas sagst, ich weiss, das habe ich dir auch schon geraten und du hast es bestimmt schon zu genüge von anderen gehört. Aber bitte nimm dir meine Worte zu herzen. Der erste grosse Schritt, um sich selbst zu helfen ist, über seine Probleme zu reden. Wenn dir das nun mal nicht leichtfällt, ist das auch in Ordnung. Du musst dich nicht dazu gezwungen fühlen. Aber du bist mein Freund, ich würde dir immer zuhören.»

Yoongi schwieg immer noch und wischte sich stumm eine Träne von der Wange, doch das sanfte Nicken des Schwarzhaarigen zeigte mir, dass er dankbar war für meine Worte.
Ich liess dem Jungen neben mir Zeit, so viel er brauchte. Ich wollte ihn nicht drängen. Und als er auch nach 5 Minuten immer noch still neben mir sass akzeptierte ich dies, auch wenn es mich traurig machte, Yoongi nicht helfen zu können.

Ein Blick auf meine Armbanduhr verreit mir, dass bereits die Hälfte unserer Mittagszeit um war und mein Magen knurrte verräterisch, da ich mit dem Essen auf Yoongi gewartet hatte. Hätte ich gewusst, dass es länger dauern würde als geplant hätte ich mir etwas von Tae's Teller geklaut.

Auf meiner Schulter bewegte sich Yoongi und nachdem er sich erneut über die Augen gewischt hatte, richtete er sich etwas beschämt auf. «Jetzt musst du wegen mir verhungern», murmelte er und ich kicherte. Also musste das Grummeln meines Magens selbst Yoongi nicht entgangen sein. Obwohl es mich nicht überraschen sollte, da der Ältere mir so nahe war und ich selbst jetzt noch seinen Körper an meiner Seite spüren konnte.

«Na ja, du hast bestimmt auch noch nicht wirklich viel gegessen» erwiderte ich und der Junge neben mir nickte langsam, in Gedanken wohl immer noch leicht abwesend. «Willst du mit reinkommen?», fragte ich vorsichtig.
Yoongi schien sich erst gut zu überlegen, was er antworten sollte und hob dann schliesslich den Blick. «Gerne. Seine Mundwinkel zuckten als wäre er sich nicht sicher, ob er lächeln sollte oder es doch lieber sein lassen sollte.

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