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Min Yoongi
Dienstag, 18:20

Das Schweigen zwischen uns machte mich ganz kirre. Konnte Jimin nicht einfach etwas sagen? Wir gingen jetzt schon bestimmt gute zehn Minuten nebeneinander her und nur das Klackern unserer Fahrräder war zu hören. Unser Weg führte uns an einem schmalen Bächlein vorbei und die Bäume, die jenes säumten, warfen lange Schatten über die Wiese daneben. Der Anblick wäre wunderschön, wären da nicht diese erdrückenden Schwingungen zwischen uns. Ich beobachtete gerade konzentriert zwei Schmetterlinge, die sich in der warmen Abendsonne jagten und versuchte, mein lautes Gehirn damit zu dämpfen, als Jimin endlich das Schweigen durchbrach.

«War es nun so schlimm im Schwimmbad?», fragte er mich und grinste mich belustigt an. Entweder liess ihn das Ganze völlig kalt oder der Junge konnte es gut überspielen.
«Mein Lieblingsort ist es noch immer nicht», brummelte ich.
Jimin lachte leise und starrte geradeaus. «Meiner auch nicht.»

Ich runzelte die Stirn und betrachtete ihn still, doch Jimin schien meine unausgesprochene Frage zu verstehen.
Er hob die Schultern. «Ich mag den Basketballplatz lieber.»
Ich verdrehte die Augen, war ja klar. «Nach den Prüfungen Morgen hast du wieder genügend Zeit dafür.»

Jimin strahlte und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen beim Anblick seiner kindlichen Freude. «Und du musst keine Angst mehr haben um deinen Zimmerschlüssel», lachte er.
«Na das will ich hoffen!», ich zupfte an meinem – oder eher Jimins – T-Shirt und versuchte seinen Augen auszuweichen. Es stand eine unausgesprochene Frage zwischen uns, das war uns beiden bewusst.

«Wie wird es danach weitergehen?», wagte Jimin sie auszusprechen.
Ich zuckte mit der Schulter. «Sag du es mir.» Ich wusste genau, was ich wollte, aber zugleich war mir bewusst, dass mein Wunsch nicht möglich war.

Der Orangehaarige blieb still und betrachtete seine Schuhe. Entweder fand er nicht die richtigen Worte oder er wollte mir schon gar keine Antwort geben. Gerade als ich sein Schweigen akzeptieren wollte, blieb der Junge stehen und drehte sich zu mir um. «Ich hoffe, wir können weiterhin Freunde sein?»

Ich hörte die Frage aus seinen Worten heraus und senkte mein Blick. «Ich kann das nicht so gut.»
«Was meinst du?», seine Stimme klang leicht verletzt und gerade deswegen ging es nicht.
«Ein Freund für jemanden sein.»
«Wieso sagst du das?», sein Blick war verwirrt, er blickte nicht durch. Wie sollte er auch. Jeder normale Mensch hätte ihm einfach zugestimmt und ihn dann zum Zocken zu sich nach Hause eingeladen.

Aufgebracht und frustriert rieb ich mir den Schweiss von der Stirn. «Na das hast du doch gesehen. Beim Mittagessen bin ich nicht gerade von Freunden umringt und am Wochenende hüpfe ich auch nicht von Party zu Party Wann habe ich das letzte Mal mit jemandem über meine Ferien geplaudert oder zu mir nach Hause eingeladen hm? Ich weiss gar nicht, wie das geht. Ich kann mich nun mal nicht so einfach auf andere Leute einlassen, verstehst du das denn nicht?» Es war keine Frage, denn ich wollte auch gar keine Antwort. Genervt stapfte ich davon. Ich wusste, es war unfair gegenüber dem jüngeren. Er wollte das gleiche wie ich, hatte zudem sogar den Mut gehabt, dies auch auszusprechen. Und was tat ich? Strafte ihn mit meinem Zorn, der eigentlich gegen mich gerichtet sein sollte.
Wütend schwang ich mich auf mein Fahrrad, trat in die Pedale und radelte davon.

«Nein, ich verstehe nicht!», rief mir Jimin nach, doch ich ignorierte ihn. «Warte Yoongi!»
Ich blickte nicht zurück. Ansonsten hätte ich bloss geheult und das war das allerletzte, was ich vor dem Jüngeren tun wollte.

Warum machte es mir der Junge nur so schwierig. Warum zwang er mich dazu, mich meinen unterdrückten Erinnerungen zu stellen. Konnte er mich nicht einfach in Frieden lassen? Warum stellt dieses Grossmaul mein Leben nur so dermassen auf den Kopf!

Meine Gedanken kreisten und wurde immer lauter, mein Blickfeld verschwamm. Ich kniff meine Augen zusammen, und als ich sie wieder öffnete, sah ich noch gerade, wie ein Reh über den Feldweg hüpfte und schon drückte ich die Bremse, rutschte über den Kies und landete hart auf dem Boden.

Mein Kopf dröhnte und vor den Augen tänzelten Sternchen. Ich wollte doch nur, dass es aufhörte!

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Was könnte Yoongi in der Vergangenheit nur passiert sein ...?

Weil ich Morgen wieder an meinem Arbeitsplatz sitzen soll (*würg) und ich darum jetzt nicht schlafen kann, habe ich mich kurzerhand dazu entschlossen, ein weiteres Kapitel zu veröffentlichen. (Ein seeehr kurzes Kapitel ...)

look here - YoonminWhere stories live. Discover now