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Park Jimin
Sonntag, 18:00

«Namjoon, das ist meine Cola!», entrüstete sich Taehyung, während er sich über das Sofa lehnte und vergeblich versuchte, die Dose aus den Fängen seines deutlich kräftigeren Kumpels zu retten.
«Jetzt ist es meine», grinste dieser bloss gemein und genehmigte sich genüsslich einen Schluck. Tae liess sich murrend auf seinen Platz zurückfallen und verschränkte die Arme.

«Es hat noch haufenweise im Kühlschrank», versuchte ich ihn zu besänftigen und klopfte meinem Freund beim Vorbeigehen auf die Schulter. Doch dieser reagierte nicht und starrte nur schmollend auf den Bildschirm. Der zweite Avengers Film war schon in vollem Gange, doch keiner schien ihn wirklich zu beachten, ausser Yoongi, der mir vorher gestanden hatte, ihn noch nie gesehen zu haben.

Jungkook stemmte sich von dem Platz vor Taehyungs Füssen auf dem Boden hoch und wuschelte durch die Haare seines Freundes. «Ich hole dir eine neue.»
Sofort hellte sich Tae's Gesicht auf und er strahlte wieder von einem Ohr zum anderen.

Ich schüttelte lachend den Kopf und liess mich wieder in den Kissenberg fallen, den ich mir vor dem Sofa zurechtgelegt hatte, bepackt mit einer neuen Tüte Chips, aus der sich Hobi neben mir sofort bediente. Namjoon und Jin sassen hinter mir und teilten sich schadenfreudig Tae's Cola und Yoongi hatte auf dem einzigen Sessel im Wohnzimmer platzgefunden. Seit der Film gestartet hatte, war er still, gebannt von der Geschichte.

Die Hitze in dem für sieben Personen viel zu kleinen Raum war beinahe unerträglich, und dennoch genoss ich die Zeit mit meinen Freunden. Meine Eltern hatten schon am Morgen das Haus verlassen und Ahri und Sumi waren bei ihrer Freundin. Jetzt war das Haus zwar nicht mehr von ihrem süssen Lachen erfüllt, sondern von dem chaotischen Gelaber meiner Freunde. Trotzdem fühlte ich mich gut.

Träge von der Hitze und dem Schlafmangel starrte ich auf den Fernseher, ohne mich wirklich auf den Film zu konzentrieren. Nachdem ich gestern nach Hause kam, war noch lange nicht an Schlaf zu denken. Zum einen, weil mir Taehyung haufenweise Nachrichten schickte und dringend erfahren wollte, wie mein Date lief und zum anderen, weil ich immer noch über diesen Kuss nachgrübelte.

Im Internet berichteten so viele von einem beflügelnden ersten Kuss. Mit Schmetterlingen im Bauch und weichen Knien. Doch meine Knie waren gestern definitiv nur wegen des epischen Film-Ende aus Gummi.

Mit dem Rauschen der Blätter vor meinem Zimmerfenster und die aufmunternden Worte meines bestens Freundes im Hinterkopf hatte ich mir vorgenommen, Rosé so bald wie möglich zu sagen, dass mein Interesse wohl nicht mehr als freundschaftlicher Natur war. Heute,hatte ich mir gesagt. Doch noch immer hatte ich es nicht über mich gebracht, dem Mädchen zu schreiben. Vielleicht sagte ich es ihr doch morgen persönlich nach der Schule?

Nachdem also meine Gedanken mitten in der Nacht hin und her kreisten und ich Taehyung so weit hatte, mich in Ruhe zu lassen und ihm versichert hatte, dass er alles noch früh genug erfahren würde, fand mich endlich der Schlaf.

Ein Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Jin hüpfte aufgeregt von seinem Platz hinter mir hoch und riss dabei meinen Kissenberg zu Boden. «Hey!», beschwerte ich mich, doch der Älteste war schon an der Haustür und öffnete dem Pizzaboten die Tür.
Ich stemmte mich hoch und folgte ihm.

«Sieben Pizzen», der mittelalte Mann drückte gerade Jin die Schachteln in die Hände, «und ein Tiramisu», endete er.
«Für mich!», Tae hechtete auf den Mann zu und riss ihm das Dessert beinahe aus den Fingern, beäugte es, als wäre es sein ein und alles und kehrte auch schon wieder ins Wohnzimmer zurück.

Entschuldigend lächelte ich den Mann an und reichte ihm die Scheine. «Wenn es um Tiramisu geht, ist mit ihm nicht zu spassen.»
Der Mann brummte bloss ein «Guten Appetit» und kehrte zu seinem Motorrad zurück.
«Wie bezaubernd», beklagte sich Jin, während wir die Schachteln in die Küche brachten.

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