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Park Jimin
Dienstag, 17:40

Yoongi hatte es doch tatsächlich geschafft, sich zu drücken! Er grinste selbstgefällig und war sich - mehr als es seinem Ego guttat - bewusst, dass er gewonnen hatte. Wir beide waren noch die einzigen Verbliebenen. Namjoon und Jin waren schon vor einer Weile verschwunden und Taehyung hatte vor wenigen Minuten mit Schrecken festgestellt, dass er seine kleine Schwester bei ihrer Schuldfreundin abholen sollte. Jungkook begleitete seinen Freund solidarisch und auch Hobi hatte sich kurz darauf verzogen. Er habe noch eine wichtige Angelegenheit zu klären. Nachdem er dies so geheimnisvoll betonte, hatte er mir zugezwinkert, als wisse ich, wovon er sprach. Doch wie gewöhnlich hatte ich ein Brett vor dem Kopf.

Yoongi und ich wollten soeben auch gehen, doch ich konnte den Jungen nicht einfach so gewinnen lassen. Nicht, nachdem er mich so provozierend angegrinst hatte.
Ich sah den Schwarzhaarigen auffordernd an. «Ich lass dich erst gehen, wenn du springst.»
Der Junge schüttelte den Kopf. «Nicht über meine Leiche.» Er verschränkte die Arme und sah mir ernst entgegen, doch seine Mundwinkel zuckten. Wie immer verrieten sie ihn.

«Ach komm schon!» Schmollend warf ich die Arme in die Höhe. «Ich musste wegen dir die dümmsten Matheaufgaben lösen und du hattest bestimmt ein Riesenspass dabei. Jetzt bin ich an der Reihe.»
«Wenn du denkst, es hat mir Spass gemacht, meine kostbaren Nachmittage mit dir zu verbringen, täuschst du dich gewaltig.» Der Ältere versuchte grimmig reinzuschauen, doch das zog bei mir nicht mehr.
«Schau, mach es einfach so wie ich», ich ging einige Schritte rückwärts, bis meine Fersen über die Kante hingen, unter mir das glitzernde Wasser. Langsam begann ich zu wippen.

«Nein»

«Doch»

«Nein!»

«Doch», ich lachte und wippte erneut, doch plötzlich rutschte mein linker Fuss unter mir weg und ich sah gerade noch, wie Yoongi erschrocken die Augen weitete, da flog ich schon auf die Wasseroberfläche zu. Im letzten Moment kugelte ich mich zusammen und vermied so, dass ich mit dem Bauch voran im Wasser landete. Ich tauchte hustend auf und sah zum Sprungturm hoch. Dort stand Yoongi, das Geländer zu seiner Rechten fest umschlossen. Er lachte nicht. sondern beäugte bloss misstrauisch das immer noch leicht wippenden Brett vor sich.

«Du bist doch beknackt», rief er mir zu und schüttelte den Kopf. Ich lachte, sah mich jedoch beschämt nach Zeugen um. Zu meinem Glück tummelten sich nur noch wenige Rentner im Becken nebenan, ansonsten waren alle dabei, das Wasser zu verlassen.

Yoongi war ans Brett getreten und sah verunsichert über die Zehenspitzen auf das Wasser.
«Wenn du jetzt springst, zahle ich dir eine Pizza», verkündete ich grossmäulig und Yoongi sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. Er war misstrauisch, aber ich war auf gutem Weg, ihn zu überzeugen.
«Mit Käse im Rand?», fragte er mich leicht skeptisch.
Ich lachte. «Was ist das für eine Frage, das ist die beste Pizza!»

Er schien zu überlegen, beinahe konnte ich die Zahnrädchen in hinter seiner Stirn ticken hören. «Also gut», presste der Ältere hervor und löste einen Finger nach dem anderen vom Geländer.
«Ich fang dich auf!», lachte ich, doch Yoongi sah mich ermahnend an.
«Verschwinde dort oder du landest im Krankenhaus. Und die Rechnung kannst du dann schön selbst übernehmen.»
Ich kraulte belustigt gluckernd an den Rand und setzte mich darauf. «So, du hast freie Bahn.»

Yoongi fuhr sich nervös übers Gesicht, straffte die Schultern und sprang. Ich war erstaunt darüber, dass der Schwarzhaarige keinen Moment gezögert hatte. Beeindruckend ...
Mit einem lauten Platschen landete er im Wasser und die Tropfen spritzten mir ins Gesicht. Heute schien wohl der Tag seiner Mutproben zu sein. Zugegeben, ich war etwas stolz auf ihn.

Fünf Sekunden verstrichen, das Wasser war immer noch gekräuselt und Luftbläschen stiegen gemächlich an die Oberfläche, doch Yoongi war noch nicht aufgetaucht. Weitere drei vergingen und als der Junge noch immer nicht zu sehen war, wurde ich langsam unruhig. Eilig sprang ich vom Rand und schwamm so schnell ich konnte an die Stelle, an der er untergetaucht war. Genau in dem Moment tauchte er wie eine Rakete durch die Oberfläche und sah mich mit grossen Augen an.

«Das mache ich nie mehr», verkündete Yoongi schweratmend.
Ich versuchte mein rasendes Herz zu beruhigen. Mein Gegenüber sollte bloss nicht auf die Idee kommen, es könnte mir soeben bis in die Hosen gerutscht sein.
«Was man nicht alles für Pizza tut, nicht wahr?», neckte ich ihn. Er sah mich mit dunklen Augen an und spritze mir Wasser ins Gesicht.

Ich lachte und rächte mich, wurde aber sofort von ihm an der Schulter gepackt und unter Wasser gedrückt. Ich tauchte auf und sah, wie er fliehen wollte. Er hatte wohl nur nicht damit gerechnet, wie schnell ich schwimmen konnte. Ohne Probleme holte ich ihn ein und drückte ihn ebenfalls unter Wasser.

Prustend tauchte sein Kopf wieder über der Wasseroberfläche auf. «Wir sind quitt», er hielt mich lachend mit beiden Armen von sich fern und zum zigsten Mal fragte ich mich, warum der Junge nur so wenig lächelte.
Beschämt bemerkte ich, dass ich Yoongi ziemlich lang einfach angestarrt hatte, also senkte ich eilig den Blick, welcher jedoch automatisch an seinen blassen Armen hängen blieb. Langsam hob ich meine Hand und berührte sachte seinen Unterarm. Ich merkte, wie der Junge kurz zusammenzuckte, sich aber nicht von mir entfernte.

«Deine Haut ist so blass, warst du noch nie an der Sonne?», in meinen Ohren rauschte es und ich fühlte mich, als wäre ich eben aus einem einlullenden Traum aufgewacht. Verwirrt, aber mit einem warmen Gefühl in der Brust.
Ich hob meinen Blick und begegnete direkt Yoongis dunkelbraunen Augen. Er sah mich eine Weile nur an, senkte die Augenlider, wobei kleine, glitzernde Wassertropfen auf seinen dunklen Wimpern glitzerten. «Bis vor kurzem mochte ich die Sonne nicht.»

Von meinem rasenden Herzen geleitet hob ich meine Hand erneut, strich dem Jungen die schwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht und musterte seine Stirn. «Das tut mir wirklich leid», murmelte ich leise. Sie war immer noch leicht blau und schien ihn auch immer noch zu schmerzen, denn Yoongi verzog leicht das Gesicht, als ich sachte mit meinen Fingern darüberstrich. Sofort liess ich meine Hand sinken.

«Ähm ... ich glaube, wir sollten langsam gehen, weil – », mir viel keine logische Begründung ein. Das Einzige, was ich wusste war, dass ich schleunigst aus dem Wasser musste. Auch Yoongi schien es gleich zu gehen. Er nickte gehetzt und meinte bloss: «Ja, ich sollte auch noch – »

Schweigend kraulten wir an den Beckenrand und stemmten uns daran hoch. Jetzt bloss nicht zu ihm schauen ... beschwor ich mich in Gedanken.
Still packten wir unsere Tücher zusammen, zogen uns trockene Kleider an und verliessen das Schwimmbad. Während ich mein Fahrrad aufschloss, versank ich in Gedanken.

Auch wenn ich das Mathematikthema für die anstehende Prüfung nun verstanden hatte, tat sich vor mir eine neue Gleichung auf, und ich wusste noch nicht einmal, wo ich beginnen sollte, diese zu lösen. Mein Bauch schien mir die Auflösung zuzuflüstern, doch mein Verstand wehrte sich dagegen, ihn wahrzunehmen.


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Gestern feierte die Schweiz Geburtstag und ich sitze Sudoku-lösend und Fanfiction-schreibend am Küchentisch. Mein Weg mich zu sozialisieren sollte wohl auch noch etwas ausgearbeitet werden ...

look here - YoonminWhere stories live. Discover now