Kapitel 7 | Das Unheil naht

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Am nächsten Morgen wache ich irgendwann in seinem Bett auf. Mein ganzer Körper schmerzt. Ich reibe mir über die Augen, gähne und schiebe die Decke von mir, bevor ich meine Beine über die Bettkante schwinge und aufstehe. Sergio schläft noch. Ich hebe meine Kleider vom Boden auf und begebe mich ins Bad, um eine Dusche zu nehmen.

Das kalte Wasser lässt mich erschaudern, macht mich jedoch auch wach und so stehe ich wie angewurzelt da, während die Tropfen auf mich prasseln. Ich stelle es ab und greife nach dem erstbesten Shampoo auf der Ablage, welches ich sehe, bevor ich es in auf meine Hand gebe und in mein Haar schmiere. Egal was ich nehme, meine wilden Haare kriege ich sowieso nicht in den Griff.

„Das ist die Haarentfernungscreme", höre ich auf einmal Sergios Stimme hinter mir. Erschrocken drehe ich mich um und starre auf die Flasche, bevor ich realisiere, dass ich komplett nackt bin. Das scheint ihn aber nicht zu interessieren.

„War n Scherz", fügte er hinzu und lachte. Ich schaue wieder zu ihm und verdrehe mit einem theatralischem Seufzer meine Augen, obwohl es mir unangenehm ist. Er hat sich eine Jogginghose übergezogen, ist aber oberkörperfrei. Im kalten Licht des Bades stechen die definierten Muskeln nur noch mehr hervor. Anscheinend hat er meinen Blick bemerkt, denn er schmunzelt und kommt auf mich zu.

„Wollen wir was nachholen?", flüstert er und gibt mir einen kurzen Kuss, den ich nicht erwidere.

„Also Frühstück wäre mir ganz recht", stottere ich und drücke ihn weg, „und ich würde gerne zuerst fertig duschen."

Er lächelt und tritt aus der offenen Duschkabine, bevor er sich zum Waschbecken begibt und ich das Shampoo aus dem Haar spüle. Schnell wasche ich mit Duschmittel meinen Körper, bevor ich aus der Dusche gehe und zugleich ein Handtuch ins Gesicht geworfen bekomme. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir uns gestern so nahe gekommen sind.

„Danke", meine ich und wickle mich darin ein, bevor ich ans Waschbecken trete. „Kann ich eine Klinge haben?"

Er nickt. „Hinter dem Spiegel, oberste Ablage."

Ich öffne das Schränkchen, welches sich hinter dem Spiegel verbirgt und schaue, auf Zehenspitzen natürlich, auf der obersten Ablage nach. Tatsächlich finde ich dort zwei in Papier eingewickelte Rasierklingen. Ich schliesse den Schrank wieder und gebe etwas vom Rasierschaum auf meinen Kiefer, welchen Sergio vorhin auch benutzt hat, bevor ich mich daran mache, die Bartstoppeln zu entfernen. Mit Bart sehe ich schrecklich aus, finde ich. Vor allem, da mein Bartwuchs nicht besonders stark ist und ich wie ein unhygienischer, pubertierender Junge aussehe. Ich wasche, nachdem ich alle Bereiche durchgegangen bin, mein Gesicht und lege die Klinge zurück auf die Ablage. Die ganze Zeit hat er mir zugeschaut, was mich irgendwie nervös gemacht hat.

Schnell ziehe ich meine Kleider an und gehe mit ihm aus dem Bad in die Küche, um Frühstück zu essen.

„Ich mache Rührei mit Speck, okay?", fragt er und holt eine Pfanne aus dem Schrank.

„Rührei klingt gut, aber bitte ohne Speck. Ich esse kein Fleisch", erwidere ich und öffne den Kühlschrank, als wäre es mein Zuhause. Naja, vielleicht wird es bald so sein. Als ich vier Eier herausgeholt habe und die Tür schliesse, bemerke ich seinen skeptischen Blick. Dann grinst er.

„Also wenn du was zulegen willst, kannst du ruhig Fleisch essen", meint er.

„Ach ja?", quetsche ich heraus und lege ihm die Eier hin, bevor ich mich wieder zum Kühlschrank wende, um zu sehen, ob er noch Frühlingszwiebeln hat. Da ich keine finde, begnüge ich mich mit einer Zwiebel und fange ohne ein weiteres Wort an, sie zu schneiden, während ich Sergios belustigten Blick spüre.

„Was ist?", blaffe ich ihn an und schiebe ihm das Schneidebrett mit der Zwiebel hin. „Steh nicht so blöd rum und mach auch mal was."

„Du vergisst, dass es immer noch meine Wohnung ist."

Am Abgrund der Zeit | Band IWhere stories live. Discover now