9. Kapitel - Erin

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Ich hatte schlecht geschlafen was zur Folge hatte, dass ich ziemlich müde am Frühstückstisch saß und mir von Celestine einen eine zweite Tasse Cappuccino eingießen ließ. Ich trug bereits meine Schuluniform (heute statt des Rockes eine dunkle Stoffhose) und hatte meine Augenringe mit sehr viel Concealer überdeckt. Trotzdem lächelte Celestine mich besorgt an.

„Ist alles in Ordnung Erin?", fragte sie und stellte mir die Tasse Cappuccino hin. Sofort nahm ich einen großen Schluck und schloss genüsslich die Augen. „Ja, ich habe nur schlecht geschlafen", antwortete ich und rang mir ein Lächeln ab. Celestine nickte, wirkte aber weiterhin besorgt. Einerseits fand ich es echt lieb, dass sie sich Sorgen machte, andererseits störte wollte ich aber nicht, dass sie sich sorgte. Dehalb ignorierte ich den besorgten Blick geflissentlich und genoss mein French Toast den sie mir serviert hatte, in vollen Zügen. Auch wenn die Erinnerungen an meine Träume nur allzu präsent waren und es mir unmöglich machten, mich vollends zu entspannen.

Dabei hatte mein Traum so gut angefangen.

Ich hatte mit meiner Mum im Wohnzimmer auf dem Fußboden gelegen, während im Hintergrund leise You're Beautiul von James Blunt lief. Wir hatten gelacht und Mum hatte mir wieder Geschichten aus Lavandia erzählt. Dem magischen Reich, welches sie sich ausgedacht hatte und in dem all die magischen Wesen lebten.

Mein Vater war spät von der Arbeit nachhause gekommen und hatte, wie immer glücklich gelächelt, als er uns so im Wohnzimmer vorgefunden hatte. Er hatte sich neben uns gelegt und Mum zugehört, wie sie die Geschichte über das Ende der Koboldkriege erzählte und wie die Hüter von Lavandia dafür sorgten, dass die Kobolde und die Zwerge nicht mehr in den selben Minen nach Edelsteinen suchten und auch ihre Waren nicht mehr an den selben Tagen auf dem Markt anboten. 

Dann lag ich plötzlich in meinem Bett und hörte Stimmen draußen auf der Straße. Ich war aufgestanden und zum Fenster gegangen und hatte gerade noch gesehen, wie zwei Gestalten die Straße entlang liefen, ehe ein lauter Kall ertönte und um mich herum nur noch Flammen waren. Ich war schweißgebadet und Luftringend aufgewacht und hatte nur mit sehr viel Mühe eine Panikattacke abwenden können. Und dann hatte ich mich hemmungslos zurück in den Schlaf geweint. 

Doch jetzt war es morgens und diese schreckliche Nacht lag hinter mir. Weit hinter mir.

Nachdenklich sah ich auf mein Frühstück und nippte an meinem Cappuccino. Um mich abzulenken dachte ich an die gestrige Begegnung mit Bobtail von Bobbelton. Ich hatte sie mir definitiv nicht eingebildet. Die Zeichnung in Skizzenbuch Nummer 18 war Beweis genug. Ich hatte tatsächlich einen Gnom getroffen und mich mit ihm unterhalten. 

Sind die Geschichten die Mum mir erzählt hat, tatsächlich wahr? Das würde bedeuten, dass Mum ebenfalls Gnome gesehen haben musste. Gnome und die ganzen anderen Wesen, von denen sie mir diese wunderbaren Geschichten erzählt hatte. Das würde erklären, weshalb sie sie so lebhaft beschreiben konnte...

„Erinna wir müssen los, wenn du nicht zu spät zur Schule kommen möchtest", riss mich die Stimme meines Onkels aus meinen Gedanken. Ich stopfte mir (nicht sehr Ladylike) das letzte bisschen French Toast in den Mund und stand auf. „Bin gleich soweit. Nur schnell Zähne putzen", sagte ich schnell und lief noch einmal durch den Flur und die Treppe rauf in mein Badezimmer.

In Rekordzeit putzte ich mir die Zähne und kämmte mir noch einmal meine Haare durch, ehe ich wieder runter in den Eingangsbereich ging und in Schuhe und Jacke schlüpfte. „Fertig?", fragte mein Onkel und hielt mir die Tür auf. Ich nickte und folgte ihm nach draußen.

Während der Fahrt sagte keiner von uns beiden ein Wort. Erst als wir vor dem Schulgelände hielten sah er von seinem Handy auf. „Nathanael holt dich um drei Uhr ab", sagte mein Onkel und ich nickte, ehe ich aus dem Wagen stieg.

Avaglade - Die Hüter von Lavandia (Buch 1)Where stories live. Discover now