17. Kapitel - Erin

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Der Schultag verging wie im Flug und ehe ich mich versah saß ich wieder im Auto bei meinem Onkel. Im Gegensatz zu den letzten Tagen schwiegen wir uns aber nicht an, sondern er fragte mich, völlig interessiert, wie mein Tag war und ob ich nach wie vor Lust hatte auszureiten, was ich natürlich bejahte.

Und so kam es, dass ich knapp eine halbe Stunde später in Reitklamotten im Flur des Hauses stand und in die Reitstiefel schlüpfte, die er mir gegeben hatte.

„Fertig?" Er sah mich an und ich nickte. Gemeinsam verließen wir das Haus und gingen den Weg entlang. Schon von weitem sah ich den Stall und ich hörte das Hufgetrappel von Pferden, die über die Koppel rannten.

Als wir am Stall ankamen, führte ein Mann mit grauem Haar und dichten Schnurrbart, zwei Pferde aus dem Stall, die bereits vollkommen gesattelt waren. Das Pferd zu seiner Rechte war eine pechschwarze Araberstute. Das Pferd zu seiner Linken, eine wunderschöne Schimmelstute, scharrte mit dem Huf und ich beobachtete, wie mein Onkel zu den Pferden ging und sie liebevoll begrüßte.

„Pocahontas ist heute ein wenig nervös Sir", sagte der Mann, der die Pferde gebracht hatte ruhig. Mein Onkel strich der schwarzen Schönheit über den Hals. Sie scharrte mit dem Hof und schnaubte.

„Wenn Sie wollen, hole ich ein neues Pferd für Ihre Nichte", sprach der Mann weiter. Mein Onkel schüttelte den Kopf.

„Nicht nötig Sam. Pocahontas ist nur aufgeregt. Erinna, darf ich dir Pocahontas vorstellen", sagte er dann an mich gewandt. Langsam ging ich auf die schwarze Stute zu. Sie schnaubte und vorsichtig hielt ich ihr meine Hand entgegen. Sie schnaubte erneut und vorsichtig strich ich ihr über die Nüstern.

„Und schon ist sie nicht mehr nervös. Sam, holst du die Helme bitte", sagte er, während ich Pocahontas über den Hals strich und sogar meine Wange gegen das weiche Fell schmiegte. Sie stand völlig ruhig und entspannt da und schnaubte leicht.

„Sie vertraut dir", stellte mein Onkel fest. Ich lächelte leicht und Sam kam mit zwei Helmen zurück, die er uns jeweils reichte. Ich setzte mir meinen Hem auf und kontrollierte, ob er auch richtig saß. Ich hatte zwar lange nicht mehr auf einem Pferd gesessen, aber ich hatte nicht vergessen, was Mum mir immer gesagt hatte.

„Du darfst niemals ohne Helm reiten Erin, okay? Versprich es mir, dass du immer einen Helm trägst, auch wenn anderen so verantwortungslos sind, ihn wegzulassen"

„Bereit?" Ich nickte und als hätte ich mein Leben lang nichts anderes gemacht, schwang ich mich mit Leichtigkeit in den Sattel. Auch mein Onkel stieg auf und sah Sam an.

„Wir sind ein Weile weg. Wenn du fertig mit allem bist, was du erledigen musst, dann kannst du gehen. Wir kümmern uns dann um Pocahontas und Mulan", sagte er und gab dann das Zeichen zum losreiten.

„Pocahontas und Mulan?", fragte ich, als wir im Schritttempo den Wegentlang ritten. Mein Onkel lächelte. „Die zwei Lieblingsfilme deiner Mutter. Die zwei hier waren die ersten Fohlen die geboren wurden, nachdem deine Mutter verschwand, weshalb ich sie nach ihren Lieblingsfiguren benannt habe. Ich hatte gehofft, dass sie wiederkommen würde und sie sie kennenlernen könnte", sagte er und ich nickte.

„Sie hätte sich darüber gefreut. Sie hat die Filme wirklich geliebt und ich glaube wir haben sie sooft gesehen, dass wir sie mitsprechen konnten", erzählte ich und mein Onkel lachte leise.

Schweigend ritten wir nebeneinander her und ich genoss dieses Gefühl, welches meinen Körper durchströmte. Wieso hatte ich aufgehört mit dem Reiten? Es war so entspannend und ich fühlte mich völlig frei.

„Bist du bereit das Tempo zu beschleunigen?" Mein Onkel sah mich fragend an und ich nickte begeistert. Wir spornten die Pferde zu einem leichten Trab an und ich lächelte, als wir dann in den Galopp übergingen.

Avaglade - Die Hüter von Lavandia (Buch 1)Where stories live. Discover now