37. Kapitel - Erin

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Yilva wirkte angespannt und kaum hatte sie ihren Satz beendet, trat Stille ein. Wir alle warteten darauf, dass sie weiter sprach.

Mein Onkel hatte mich im Vorfeld davon in Kenntnis gesetzt, was in den Wochen bevor ich hier her kam passiert war und wieso die Beziehung zwischen den Elfen und den Nymphen zurzeit so angespannt war.

„Liron's Frist läuft bald aus und bis jetzt haben wir noch keine Anhaltspunkte darüber, wer diesen Fluch ausgesprochen hat, noch wissen wir, wieso", sagte Yilva und seufzte leise.

„Wir wissen, dass es nur jemand von den Elfen gewesen sein kann und laut Merylin war der Fluch so stark, dass es unmöglich eine Jungelfe gewesen sein kann", sprach sie weiter.

„Also fallen alle Elfen raus, die jünger sind als 50 Jahre", warf William nachdenklich in die Runde und Yilva nickte leicht.

„Die Anwendung des Castillo-Fluches ist kompliziert und benötigt eine gewisse Vorbereitungszeit. Wir gehen im Moment davon aus, dass der- oder die Schuldige, das Vorhaben bereits Monate im Voraus geplant hat. Unter anderem musste der- oder die Schuldige sich ein gewisses Kraut besorgen. Castillon-Kraut..."

„Das Castillon-Kraut wächst nur im Dunkelwald. In den tieferen Gebieten", unterbrach Henry sie stirnrunzelnd.

„Um an die Orte zu gelangen, wo man genügend Castillon-Kraut findet, wäre man – sofern man aus der Stadt kommt – drei bis vier Tage unterwegs. Und dann muss man es auch noch dunkel und kühl lagern", fügte er hinzu.

Ich war beeindruckt, wie viel Henry wusste und beschloss, dass ich mich unbedingt mehr über Lavandia belesen musste. Klar, Mum hatte mir viel über die Völker erzählt, aber nicht wirklich etwas über das Reich und die Pflanzen darin.

Gleich nach diesem Treffen werde ich mich in die Bibliothek setzen und anfangen mir das ganze Wissen anzueignen!

„Nicht nur das. Es dürfte nicht älter als drei Tage sein. Aber selbst wenn jemand zum Dunkelwald gereist ist, sich das Kraut besorgt hat und sofort zu den Nymphen ist und Lenori mit dem Fluch belegt hätte, würde es zeitlich nicht passen", sagte Yilva ruhig.

„Und wenn Lenori zu dem Zeitpunkt im Fluss war?", fragte William zögernd.

„Der Avafluss fließt durch den Dunkelwald und manche Zuflüsse gehen noch sehr viel tiefer in den Wald. Möglicherweise war Lenori dort unterwegs", fügte er hinzu. Henry schüttelte sofort den Kopf.

„Ich habe noch einen Tag zuvor mit ihr gesprochen, weil die Nymphen in den Gebieten der Elfen gefischt haben. Sie hätte es zeitlich nie geschafft", sagte er und klang dabei ziemlich sicher. Nicht eine Spur von Unsicherheit war zu hören und zugegeben, beeindruckte mich das ein wenig.

„Und der Fluch muss drei Tage vor ihrem Tod ausgesprochen worden sein", fügte Yilva hinzu.

Bei dem Gespräch fühlte ich mich ziemlich fehl am Platz. Ich konnte nicht wirklich mitreden und wusste auch nichts beizutragen. Ich hatte keine Ahnung von Flüchen oder Magie im Allgemeinen.

„Wir drehen uns im Kreis", sagte Henrys Vater schroff und haute mit der Faust aufs Fensterbrett, was mich zusammenzucken ließ.

„Wir können den Kreis der Verdächtigen eingrenzen, aber nicht weit genug. Wie viele Elfen gibt es zurzeit, die älter sind als 50 Jahre? Sehr viele nehme ich an", sprach er weiter und Yilva nickte.

„Für den Fluch wurde ein Kraut gebraucht, das nicht in der Nähe des Sees wächst und was nicht zu alt sein darf. Und dann ist die Frage, wie viele von den Elfen die in Frage kommen, sind wirklich in der Lage diesen Fluch zu wirken..."

Avaglade - Die Hüter von Lavandia (Buch 1)Where stories live. Discover now