27. Kapitel - Erin

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Ich glaube ich hatte mich lange nicht mehr so leicht und unbeschwert gefühlt.

Mit jeder Sekunde die ich in Lavandia war, fühlte ich mich besser und besser und wo auch immer ich hinsah oder hinging, wurde ich freundlich angelächelt und angenommen.

Die verschiedenen Häuser und Gebäude waren genauso wundersam, wie einige der Bewohner.

Vor allem das turmartige Gebäude faszinierte mich ungemein.

Es wirkte so krumm und schief, dass ich jeden Moment damit rechnete, dass es umkippte. Aber egal wie viele Elfen, Kobolde, Zwerge und Gnome dort rein oder raus gingen, es blieb stehen.

Ich merkte gar nicht, wie die Zeit verging und dass die Sonne sich langsam am Horizon senkte. Zu sehr war ich damit beschäftig die Stadt zu erkunden und mit den Bewohnern zu reden.

„Wir müssen langsam zurück. Ich bin mir sicher, dass dein Onkel und mein Vater schon warte", sagte Henry schließlich.

Wir waren bis gerade eben schweigend durch die engen Gassen der Stadt gelaufen, die so ruhig und verlassen dalagen, sodass man das Gefühl hatte, niemand würde hier leben.

Ich war ganz froh über die Abwechslung gewesen. Ich hatte zwar Unmengen an Spaß gehabt, aber irgendwann wurde es mir doch ein wenig zu viel.

„Ich habe gar nicht gemerkt, wie spät es schon ist", sagte ich überrascht. Henry lächelte kurz.

„Ging mir bei meinem ersten Besuch auch so. Wir müssen hier lang", sagte er und zog mich in eine weitere Gasse. Eine schmale Treppe führte nach oben und als wir oben ankamen, erblickte ich den Palast.

„Den Weg solltest du dir merken. Man trifft so gut wie nie jemanden und vor allem wenn man es eilig hat, ist es manchmal nervig, wenn man sich durch die Massen an Bewohnern drängen muss", erklärte Henry.

Ich nickte und folgte ihm einen schmalen Pfad entlang, der uns direkt vor den Palast führte. Als wir ankamen, ging die Palasttür auf und Henry Vater, kam gefolgt von meinem Onkel und Yilva zu uns.

Die Drei wirkten angespannt, oder zumindest wirkte Henrys Vater so. Mein Onkel lächelte mich freundlich an und nach einer kurzen Verabschiedung, ritten wir zurück nachhause.

Auf halben Weg trennten sich unser Weg und der von Henry und seinem Vater.

„Wie hat es dir gefallen?", fragte mein Onkel mich, während wir nebeneinander her ritten.

„Es war unglaublich! Die Stadt ist einfach unbeschreiblich und all die verschiedenen Wesen... Ich kann nicht glauben, dass das alles wirklich real ist", sagte ich und mein Onkel lachte.

„Es ging uns am Anfang allen so. Deine Mutter hat mich jeden Tag darum gebeten, sie zu kneifen, weil sie es nicht glauben konnte", erzählte er und ich kicherte.

„Das klingt richtig nach ihr", gab ich zurück und wir erreichten das Portal.

Langsam gingen wir hindurch und den Rest des Weges setzten wir im Galopp fort.

„Ich habe übrigens heute Morgen mit Dr. Day telefoniert. Dein Termin ist morgen gleich nach der Schule", sagte William schließlich, als wir am Stall ankamen und Sam unsere Pferde überreichten.

Ich nickte zögernd.

„Und falls du über etwas reden möchtest, dann kannst du auch jederzeit zu mir kommen", fügte er hinzu und sah mich an.

„Danke", gab ich zurück und rang mir ein Lächeln ab.

Ob ich sein Angebot annehmen würde, wusste ich nicht. Es kam mir immer noch seltsam vor, mit ihm zu reden. Vor allem darüber, wie es mir wirklich ging.

Avaglade - Die Hüter von Lavandia (Buch 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt