28. Kapitel - Henry

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Als ich das Schulgelände betrat ging ich sofort zu meinen Freunden, die wie eigentlich immer am Basketballplatz herumlungerten.

„Hey Alter, du lebst ja noch", scherzte Kaden und grinste, während Jason kurz den Blick hob.

„Hey, wo ist Cory?", fragte ich und ließ meine Tasche in die Wiese fallen, ehe ich mich auf die Bank setze.

„Da drüben. Ich glaube er bearbeitet noch immer diese Erinna", antwortete Jason und deutete zur alten Eiche.

Tatsächlich saß Erinna dort mit ihrer Freundin und neben ihr hatte sich Cory ins Gras fallen lassen. Er redete auf sie ein und sagte irgendwas, was Erinna zum Lachen brachte.

„Wie war dein Wochenende?", fragte Kaden mich und ich riss meinen Blick von Cory und Erinna los.

„Stressig... Tut mir echt leid, dass ich euch gestern absagen musste, aber mein Dad brauchte mich", gab ich zurück und Kaden winkte ab.

„Du hast echt nicht viel verpasst. Die Party am Samstag war schon relativ früh zu Ende und gestern haben wir eigentlich auch nur bei Jason rumgehangen und nichts gemacht", fügte er hinzu.

„Wahrscheinlich war dein Wochenende sogar spannender als unseres", sagte Jason und grinste. Ich schnaubte und sah wieder zu Cory rüber.

Noch immer sprach er mit Erinna und ihrer Freundin und wieder lachte Erinna über etwas, was Cory gesagt hatte.

„Wenn er so weiter macht, hat er bald Erfolg", murmelte Kaden, der meinem Blick gefolgt war. Ich schnaubte.

„Sie hat ihn schon einmal abblitzen lassen. Ich bezweifle, dass sie sich von ihm einlullen lässt", gab ich zurück und bemerkte zu spät diesen seltsamen Unterton.

Jason sah mich nachdenklich an und legte den Kopf schief.

„So wie Cory gerade grinst, hat er glaube ich wirklich Erfolg gehabt", sagte Kaden plötzlich und ich wandte mich wieder zu Erinna und Cory.

Während Erinna noch immer mit ihrer Freundin unter der Eiche saß, kam Cory grinsend auf uns zu.

„Na? Erfolg gehabt?", fragte Kaden und Cory ließ sich grinsend neben mir auf die Bank fallen.

„Was glaubst du denn?", fragte er und ich runzelte überrascht die Stirn.

„Du hast ihre Nummer bekommen?", fragte ich und war mir nicht ganz sicher, was ich davon halten sollte, als er nickte.

„Ja, sie ist meinem Charme jetzt komplett unterlegen", scherzte er und ich verdrehte die Augen.

„Spaß beiseite. Sie ist echt cool. Echt witzig", fügte er hinzu und sah kurz zu Erinna rüber.

„Und nur interessant, weil sie neu ist", murmelte ich und bereute meine Worte sofort wieder. Cory sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Was soll das denn heißen?", fragte er und verschränkte beleidigt die Arme.

Ich seufzte und fuhr mir durchs Haar.

„Sorry, ich meinte das nicht so. Ich bin einfach nicht so gut drauf", sagte ich und stand auf.

„Ich geh schon vor. Ich brauch noch was aus dem Spind", fügte ich dann hinzu und nahm meine Tasche vom Boden auf.

Ich hatte keine Ahnung, wieso mich es so nervte, dass Cory jetzt die Nummer von Erinna hatte. Es sollte mir eigentlich komplett egal sein.

Erinna hatte mir gestern deutlich bewiesen, dass sie gut klar kam und die Regeln kannte. Sie würde nichts von Lavandia erzählen. Also wieso nervte es mich, dass Cory ihre Nummer hatte?

***

Der Schultag wollte und wollte einfach nicht vergehen. Ich hatte beinahe das Gefühl, dass die Zeit rückwärst lief. Dabei gab es nicht einmal etwas, was mich zuhause erwartete.

Ich musste weder nach Lavandia, noch meinem Vater bei irgendwas helfen. Ich wollte einfach nur nachhause. Vor allem weil Cory mich heute besonders nervte.

Seit er Erinna's Nummer bekommen hatte, hing er hauptsächlich an seinem Telefon und während der Mittagspause war er nur am Tippen, während ich mit Kaden und Jason ein paar Körbe warf.

Als dann endlich der Schultag vorbei war und ich ins Auto stieg, seufzte ich erleichtert und lehnte meinen Kopf gegen die kühle Scheibe.

Cathie stieg neben mir ein und wirkte (mal wieder) ziemlich angepisst.

„Warum hast du nicht verhindert, dass Cory die Nummer von dieser Erinna bekommen hat?", fragte sie sofort und ich stöhnte genervt auf.

„Cathie...", murrte ich und sah meine kleine Schwester an.

„Das ist total unverantwortlich! Sie könnte ihm von Lavandia erzählen und..."

„Und er würde sie für völlig bekloppt halten", unterbrach ich sie und fuhrt mir durchs Gesicht. So langsam bekam ich ziemliche Kopfschmerzen und ich hatte absolut keinen Nerv mehr dafür, mich mit Cathie, Cory oder Erinna auseinander zusetzen.

„Oder es veranlasst ihn dazu, mehr darüber nachzudenken und der Sache auf den Grund zu gehen. Was ist, wenn sie ihre Affinität einsetzt in seiner Gegenwart? Sie ist neu und hat doch überhaupt gar keine Ahnung, was es bedeutet eine Hüterin zu sein. Sie ist..."

„Im Gegensatz zu dir eine Hüterin!"

Cathie zuckte zusammen und ich bereute meine Worte bereits, als ich ihren verletzten Gesichtsausdruck sah.

„Ich weiß, du wärst liebend gerne auch eine Hüterin und ich bin mir sicher, du würdest die Aufgabe einwandfrei bewerkstelligen. Aber du bist keine Hüterin und wirst auch keine werden, Cathie", sagte ich ruhig und in einem versöhnlichen Tonfall.

„Ich bin mir der Sache bewusst, dass Erinna eine Gefahr darstellen kann, aber das, was ich von ihr mitbekommen habe, hat mich ehr darin bestärkt, dass sie gut klar kommt und weiß was sie tut!"

Meine Schwester wandte den Blick ab und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Sie ist trotzdem ein Risiko", murmelte sie und ich seufzte.

„Denkst du das echt, oder spricht da die Eifersucht?", fragte ich und sie schnaubte.

Ich verdrehte die Augen und die restliche Fahrt schwiegen wir beide. 

Avaglade - Die Hüter von Lavandia (Buch 1)Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang