24. Kapitel - Henry

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Irrte ich mich, oder sah Erinna alles andere als begeistert aus, als Merylin ihre Affinität verkündete? Tatsächlich wirkte sie ehr verstört und ängstlich. Dabei war eine Affinität zum Feuer echt cool. Aus dem Nichts ein Feuer entstehen zu lassen, im Winter eine kleine Flamme erzeugen, um sich warm zu halten... Wie konnte man sich da nicht freuen?

Hat sie sich vielleicht gewünscht, eine Luftaffinität zu haben, wie ihre Mutter?

Das wäre zumindest eine gute Erklärung, weshalb sie so enttäuscht wirkte. Oder sie hatte einfach Angst, dass sie ihre Kräfte nicht unter Kontrolle hat und ganz Lavandia anzündete. Aber deshalb würde Merylin ihr ja auch helfen und ihr alles Wichtige beibringen.

Ohne Erinna aus den Augen zu lassen, folgte ich Yilva und den anderen aus dem Raum der Magie und zurück in den Thronsaal. Dort herrschte reges Treiben und die Atmosphäre war zumindest nicht mehr so angespannt, wie zu Anfang.

Yilva und William begannen damit, Erinna den anderen vorzustellen und ich beobachtete, wie sie freundlich lächelte und war erstaunt darüber, dass sie die Etiketten der verschiedenen Völker dabei einhielt.

„Dafür, dass sie nichts von all dem wusste, weiß sie ziemlich gut Bescheid", murmelte mein Vater leise neben mir und ich sah in an. Auch er verfolgte William und seine Nichte mit den Augen.

„Ich nehme an, er wird sie darauf vorbereitet haben", gab ich leise zurück und machte mir etwas zu Essen auf den Teller.

„Oder aber, sie weiß doch mehr als William zugibt. Du wirst dich an sie heften. Ich will wissen, was da vor sich geht. Vor allem will ich wissen, was mit Ruby ist und ob man davon ausgehen muss, dass sie auch noch hier auftaucht", sprach Dad leise weiter und sah mich eindringlich an.

„Klar", antwortete ich und zufrieden lächelte er und klopfte mir kurz auf den Rücken. Das wohl väterlichste Zeichen, was ich jemals von ihm bekommen hatte.

„Warum fragst du ihn nicht einfach, was mit seiner Schwester ist?", fragte ich leise und wir setzten uns an einen der Tische. Mein Vater schnaubte.

„Ich habe es versucht. Aber er blockt die Gespräche sofort ab, oder wechselt das Thema. Sie verheimlichen irgendwas und ich will wissen, was es ist!"

Ich nickte und sah zu Erinna rüber, die in einem Gespräch mit Zara vertieft war. Ich sah, wie Zara lächelte und ihr gespannt zuhörte. Ohne es von Zara höre zu müssen wusste ich, dass sie die neue Hüterin mochte.

Das Interesse, welches sie ihr entgegen brachte, was echt und als ich meinen Blick durch den Raum schweifen ließ, bemerkte ich dass die anderen ähnlich dachten.

Wirklich jeder sah sie interessiert und zuversichtlich an. Niemand warf ihr argwöhnische, oder skeptische Blick zu. Obwohl niemand sie wirklich kannte, wurde ihr sofort vertraut.

Sie hat den Eid im Teich der Wahrheit abgelegt. Natürlich vertrauen sie ihr sofort!

„Möglicherweise steckt auch ein ausgeklügelter Plan dahinter", sagte Dad leise und ich sah ihn verwirrt an. Ich hatte ihm die letzten zwei Minuten nicht mehr zugehört und brauchte einen Moment, um ihm folgen zu können.

„Es ist verdächtig, dass sie hier auftaucht, kurz bevor diese Sache mit den Nymphen passiert ist. Vielleicht haben sie und ihre Mutter etwas damit zu tun..."

„Denkst du wirklich? Ihre Mutter ist eine Hüterin. Ich bezweifle, dass sie etwas tun würde, was Lavandia schadet", flüsterte ich leise. Mein Vater sah mich an und innerlich seufzte ich. Gerade hatte er mich noch mit eine Art Stolz angesehen, jetzt war sein Blick schon wieder verächtlich.

„So wie Avaglade verlassen und nie wieder zurückkommen? Sie hat Lavandia damit ziemlich aus dem Gleichgewicht gebracht. Vielleicht ein Plan, damit ihre Familie bestehen bleibt..."

Avaglade - Die Hüter von Lavandia (Buch 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt