Prolog

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05.10.2014, Suzuka, Japan

Die Luft ist extrem schwül hier in Japan und ich wedle mir mit einem Fächer Luft zu. Um mich herum sind zu viele Menschen und jetzt sitze ich schon in einem der ruhigeren Bereiche bei den VIPs. Gestern hatte ich Geburtstag, ich wurde 16. Deswegen bin ich auch hier in Japan bei meinem großen Bruder Jules. Meine Eltern und die beiden besten Freunde von Jules und mir, Pierre und Charles, haben uns begleitet. Mein großer Bruder fährt in der Formel 1 und Pierre und Charles träumen auch davon es irgendwann zu schaffen. Vielleicht fahren die drei ja dann mal gemeinsam ein Rennen.

Der Regen prasselt nur so auf das Dach über uns und es war bis vor kurzem unklar ob das Rennen überhaupt stattfinden wird. Die Rennleitung hat aber das okay gegeben und jetzt warten wir darauf, dass es endlich los geht.

Gestern Abend sind wir essen gegangen, ganz entspannt. Die Jungs und Jules haben mir eine Halskette geschenkt mit drei Herzanhängern. In jeden Anhänger ist der Name einer der Jungs eingraviert. Ich hab sie gestern natürlich direkt umgelegt und werde sie vermutlich nie wieder ablegen. Charles und Pierre sind auch wie große Brüder für mich.

Wenn Jules zuhause ist, dann hängen wir vier eigentlich immer aufeinander. Wir verbringen so viel Zeit miteinander wie es nur geht. Ohne Jules trifft man mich selten alleine, Charles oder Pierre sind immer da, auch wenn die beiden ebenfalls ihre Rennkarrieren haben. Wenn es mir möglich ist, dann fahre ich mit zu ihren Rennen, genauso wie bei Jules.

Die Anspannung um uns herum steigt immer weiter, vor allem sobald die Lichter leuchten. Jules startet von 20, nicht besonders ideal aber mein Bruder ist ein guter Fahrer und kann hoffentlich noch etwas raus reißen.

Es regnet immer noch leicht, aber anscheinend sieht die Rennleitung darin kein Problem. Gespannt verfolgen wir das Rennen, aber auf die 43. Runde war niemand vorbeireitet. Es geht alles so schnell. In einem Moment fährt Jules noch und im nächsten ist es vorbei. Er gerät ins rutschen und knallt unter das Bergungsfahrzeug. Alle Luft verlässt meine Lungen, mir wird eiskalt. Um uns herum herrscht eine gespenstische Stille. Mein Herzschlag ist für einige Sekunden das einzige was ich höre, bevor ich zu schreien beginne.

„Jules! Nein! Jules!"

Meine Stimme ist einfach nur ein Kreischen und ich will die Stufen hinunter laufen zu meinem großen Bruder. Starke Arme schlingen sich um und halten mich zurück.

„Nein, ich muss zu ihm", jammere ich und kämpfe gegen die Arme an.

„Du kannst nichts tun, Angelique", höre ich Pierres erstickte Stimme sagen. „Du kannst nichts tun."

Weinend breche ich in ihren Armen zusammen. Kurz darauf werden wir von einem Wagen in ein Krankenhaus gefahren, wo Jules behandelt wird. Er hat schwere Kopfverletzungen und liegt im Koma. Im Krankenhaus habe ich einen neuen Zusammenbruch.

Wieso mein Bruder? Wieso mein großer Bruder? Wieso Jules?

You were there for me - Lando Norris FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt