Kapitel 10

1.4K 38 0
                                    

05.09.2019, Monza, Italien

Die Bettdecke ziehe ich mir bis zum Kinn hoch, starre weiter an die Wand vor mir. Draußen scheint die Sonne, es ist warm, die Vögel zwitschern. Doch das alles ist mir egal. Ich fühle mich einfach leer. Lustlos. Kraftlos. Ermüdet.

Die anderen sind heute alle an der Strecke, aber ich wollte nicht. Konnte nicht. Am liebsten würde ich einfach nur schlafen, aber sobald ich die Augen schließe tauchen Bilder vor meinem Auge auf, die ich nicht sehen will. Jules Unfall. Anthoines Unfall. Charles Unfall letztes Jahr.

Vor zwei Tagen sind wir in Monza angekommen, seitdem liege ich überwiegend in meinem Bett. Mein Handy ist ausgeschalten, liegt auf meinem Nachtkästchen. Die letzten paar Nächte war ich nie alleine, entweder haben Charles oder Pierre bei mir geschlafen. Sie waren auch die einzigen Menschen, die ich gesehen habe. Jeden anderen hab ich ignoriert, wollte niemanden sehen. Noch nicht einmal Lando. Die beiden bringen mir jeden Tag etwas zu essen mit, das wir dann jeden Tag gemeinsam essen.

Ich zucke zusammen, als sich meine Tür öffnet und jemand herein kommt. Als ich mich umdrehe steht da Lando. Hm. Er sollte doch eigentlich an der Strecke sein. Oder? Naja, auch egal. Ich drehe mich wieder um, ziehe die Decke höher und ignoriere ihn.

"Steh auf", verlangt er und steht mit den Händen in den Hüften vor mir. "Ich mein es ernst, Angelique. Du stehst jetzt auf, machst dich fertig und wir fahren gemeinsam an die Strecke."

Ich starre einfach weiterhin an ihm vorbei an die Wand. Zumindest bis die Decke von mir gerissen wird. Finster sehe ich ihn an, bevor ich mich umdrehe und ihn weiterhin ignoriere. Als nächstes wird mir mein Kissen genommen, weswegen ich mir einfach das zweite Kissen in meinem Bett schnappe.

"Okay, es reicht mir", murmelt er, packt mich und hebt mich hoch.

"Lass mich runter, Lando", maule ich und schlage ihn auf die Schulter, während er Richtung Badezimmer geht.

"Nein. Wir haben es satt, dass du in deinem Zimmer vor dich hinvegetierst. Deswegen machst du dich fertig, kommst mit mir an die Strecke und hast ein bisschen Spaß."

Im Badezimmer stellt er mich in meinen Schlafsachen unter die Dusche, die er sofort anstellt. Kaltes Wasser prasselt auf mich hinunter und ich beginne zu kreischen. "Lando!"

"Wird gleich warm", sagt er und verschwindet.

"Arschloch", rufe ich ihm nach, drehe dann das Wasser wärmer und ziehe mir meine Sachen aus. "Was bildet der sich ein. Arschloch."

Jetzt da ich sowieso unter der Dusche stehe, nutze ich das. Ich wasche meine Haare, trage eine Haarmaske auf und rasiere mich mal wieder. Mit meinen Haaren in einem Turban putze ich meine Zähne. Bei meinem Anblick im Spiegel zucke ich zusammen. Ich seh wirklich scheiße aus, selbst jetzt frisch geduscht. Tiefe Augenringe zieren mein Gesicht, rote Flecken sind auf meinen Wangen und meinem Hals. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich vorhin noch schlimmer ausgesehen habe.

"Super", murmle ich, nachdem ich die Zahnpasta ausgespuckt habe. Mit Concealer und Make-up versuche ich das schlimmste zu verdecken, bevor ich meine Haare kämme und föhne. Sie fallen mir offen über den Rücken, aber man sieht ihnen an, dass ich sie ein paar Tage nicht richtig gekämmt oder gewaschen habe. "Besser wird's nicht."

In mein Handtuch gewickelt gehe ich wieder ins Schlafzimmer zurück. Lando hat ein bisschen Ordnung gemacht, die Klamotten aufgesammelt und das Bett gemacht. Er liegt im Bett, mit dem Handy in der Hand. Ein Stapel Kleidung liegt auf dem Bett, den ich mir nehme und mich im Bad anziehe. Ein blumiges Kleid und weiße Sneaker. Fertig angezogen komme ich wieder raus und sehe Lando erwartungsvoll an.

You were there for me - Lando Norris FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt