Kapitel 7

1.6K 43 2
                                    

Eine ganze Woche sind wir jetzt schon wieder in Monaco, aber diesen Tag heute hab ich irgendwie vor mir her geschoben. Die letzten Tage waren gefüllt mit Besuchen von unseren Familien und Freunden die in Monaco wohnen. Meine Eltern sind aus Nizza gekommen um mit uns zu essen, aber auch Pierres Eltern und Charles Mutter waren da.

Das Aufstehen fällt mir heute extrem schwer. Mein Körper fühlt sich wie mit Blei begossen an, als ich mich ins Badezimmer schleppe. Dort gehe ich erstmal ausgiebig duschen, wasche meine Haare, lasse eine Maske einwirken und rasiere mich. Noch mit dem Turban auf dem Kopf gehe ich in mein Zimmer und schlüpfe in eine luftige Hose mit einer kurzärmligen Bluse. Dazu schlüpfe ich in Sneaker, bevor ich in der Küche Frühstück zubereite. Es dauert nicht lange, dann kommt ein verschlafener Pierre ebenfalls in die Küche und macht sich als erstes einen Kaffee.

"Willst du auch Rührei?", frage ich, während ich ein bisschen Gemüse und Speck in der Pfanne anbrate.

Von Pierre kommt nur ein leises Grummeln, der kleine Morgenmuffel. Da ich das als 'Ja' werte, mache ich einfach mehr und schon bald stehen dampfende Schüsseln mit Rührei vor uns und Toast auf Tellern. Zusammen frühstücken wir dann, bevor ich ins Badezimmer gehe um meine Haare zu richten und mich zu schminken. Sobald ich das gemacht habe, schnappe ich mir noch meine Handtasche, bevor ich mich von Pierre verabschiede.

Mit Kopfhörern in den Ohren mache ich mich auf den Weg zum Friedhof. In einem kleinen Blumenladen kaufe ich noch ein paar bunte Blumen, die ich dann dort ablegen will. Auch heute scheint die Sonne richtig warm, meine Haut kribbelt richtig. Die Touristen sind auch heute wieder zu Haufen unterwegs und ich weiche ihnen geschickt aus. Je näher ich dem Friedhof komme, desto weniger ist los.

Vorsichtig schiebe ich das Eisentor auf und laufe den Weg in Richtung von Jules Grab. Jedes Mal wenn ich hier entlang laufe, hab ich Gänsehaut und Bilder der Trauerfeier laufen in meinem Kopf ab. Wie wir in der Kirche waren, der Trauerzug danach, wie Sebastian und Lewis den Sarg mit getragen haben. Den Tag hab ich nur durch Charles und Pierre überstanden, die immer da waren und mich gestützt haben.

Jules Grabstein ist schlicht. Er besteht aus weißem Marmor und sein Name, Geburts- und Sterbedatum ist in schwarzer Schrift eingraviert. Die vertrockneten Blumen nehme ich aus der Vase, fülle frisches Wasser darin ein und stelle meine Blumen rein. Ein paar verwelkte Blätter lieben auf dem Grab, die ich wegmache und verblühte Blüten weg zupfe, bevor ich mich hinsetze. Jules Grab wird den ganzen Tag von der Sonne angeschienen, das hätte ihm bestimmt gefallen.

"Hi Jules", flüstere ich. "Ich weiß, ich war lange nicht mehr da. Aber mir gehts gut. So gut wie lange nicht mehr wenn ich ehrlich sein soll. Liegt vielleicht auch daran, dass ich jemanden kennen gelernt habe. Also nicht romantisch oder so, sonder freundschaftlich. Ja, ich bin ziemlich lange Single, aber er ist F1 Fahrer. Sein Name ist Lando. Ich glaube ihr wärt gut miteinander ausgekommen, du hättest ihn gemocht. Er bringt mich immer zum Lachen, hört mir zu, ist da wenn es mir schlecht geht."

Ich rupfe ein bisschen Gras aus, zerreiße es zwischen meinen Fingern, bevor ich mich umsehe. Ein paar Reihen weiter hinten steht eine große Trauerweide. Hier und da sind Familien, die die Gräber ihrer Angehörigen besuchen. Ein paar pflanzen neue Blumen, wieder andere stehen einen Moment da, in Gedanken versunken.

"Lando kommt auch heute und bleibt noch ein paar Tage hier in Monaco bei uns. Ich hab nur keine Ahnung, was wir miteinander machen sollen wenn ich ehrlich bin. Oh und Anthoine kommt heute auch zum Abendessen. Das wird wieder lustig." Ein Vogel kreischt über mir. "Arthur fährt jetzt wieder Rennen und er ist so glücklich darüber. Er bringt es bestimmt mal sehr weit. Charles ist glücklich bei Ferrari, sie sind alle sehr nett und ich darf sogar die Teamradios anhören. Natürlich darf ich nichts sagen, aber zumindest zuhören. Mom und Dad stressen mich, dass ich doch lieber studieren soll, aber ich will nicht. Du weißt selber, dass es mir schon immer mehr Spaß gemacht hat, mit euch mitzureisen."

You were there for me - Lando Norris FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt