You were there for me - Lando Norris FF

Kapitel 51

08.06.2021, Monte-Carlo, Monaco

Müde reibe ich mir über die Augen und rolle meine beiden Koffer die ich dabei habe aus dem Fahrstuhl. Einer meiner Koffer ist mein eigener, der andere gehört Pierre. Er ist in Faenza für Testfahrten und hat mir seinen Koffer mitgegeben. Es ist früher Morgen und ich bin vor ein paar Stunden in Nizza gelandet und bin mit dem Taxi nach Hause gefahren. Charles wird heute Nachmittag aus Baku zurück kommen, genauso wie Lando. Die beiden wollten noch ein bisschen mit ihrem jeweiligen Team über das vergangene Wochenende sprechen und Zahlen durchgehen.

Merkwürdigerweise brennt schon Licht, als ich die Wohnungstür aufsperre. Vielleicht hat unsere Putzfrau vergessen das Licht auszumachen. Die beiden Koffer lasse ich im Flur stehen, da ich erst mal ein paar Stunden schlafen muss, bevor ich mich um Wäsche oder so etwas kümmere. Anstelle von meinem Bett gehe ich allerdings ins Wohnzimmer, da ich mich einfach ein bisschen auf die Couch legen will und den Fernseher nebenbei laufen lassen will. Wenn ich mich jetzt ins Bett lege, dann steh ich heute vermutlich nicht mehr auf.

Die nächste Woche werden wir zuhause sein, da das nächste Rennen dann erst in Le Castellet stattfindet und wir dann von hier aus mit dem Auto fahren werden. Von dort sind wir dann allerdings wieder drei Wochen am Stück unterwegs und werden erst vor Silverstone nochmal nach Hause kommen. Auf Landos Home Race freue ich mich auch schon unglaublich. Geplant ist nämlich auch, dass wir eventuell noch ein paar Tage dann in England bleiben bei seiner Familie und auch Zeit mit Max und Pietra verbringen, da wir die beiden bis dahin auch nicht mehr sehen werden.

Im Wohnzimmer bleibe ich allerdings wie angewurzelt stehen. Nicht unsere Putzfrau hat das Licht angelassen. Nein. Vor mir, auf meinem Sofa sitzt Greg Devenport. Er lächelt mich an. Nicht sein normales, charmant wirkendes Lächeln, sondern ein gruseliges, das mir einen eiskalten Schauder über den Rücken jagt.

"Hallo Angelique. Willst du dich nicht setzen?" Er zeigt auf das Sofa.

"Was machst du hier? Wie bist du hier rein gekommen? Wir haben die Schlösser austauschen lassen."

"Sowas hält mich nicht auf. Ich denke, es ist Zeit, dass wir uns mal unterhalten. Setz dich doch." Wieder zeigt er auf das Sofa, aber ich bleibe wo ich bin.

"Ich will, dass du verschwindest", sage ich und deute auf die Tür. "Sofort, sonst rufe ich die Polizei."

Er lacht bei meinen Worten. "Nein, das wirst du nicht." Er steht auf und kommt zu mir rüber.

Ich versuche rückwärts zu gehen und ihm auszuweichen, aber er packt mich am Handgelenk. "Lass mich los."

Greg lächelt immer noch so gruselig und packt mich nur fester, was mich dazu verleitet, zu versuchen trotzdem von ihm los zu kommen. "Lass das. Wir werden uns unterhalten." Er zieht mich rüber zum Sofa und wirft mich darauf. Er beginnt vor mir auf und ab zu tigern, nimmt sich Bilder von Regal und sieht sie sich an. "Weißt du, dass ich mal mit deinem Bruder Rennen gefahren bin?" Ich beobachte ihn ganz genau. "Wir waren jung, Teenager. Vielleicht kannst du dich daran erinnern, wie Jules mal einen Crash hatte und sich den Lendenwirbel brach? Tja, ich war ebenfalls in den Crash verwickelt. Nur ich hatte nicht so viel Glück. Meine Rennkarriere war vorbei. Wegen deinem Bruder!"

Die letzten drei Worte schreit er förmlich. Mit großen Augen sehe ich ihn an. Natürlich erinnere ich mich an den Crash, es war in Ungarn und wir dachten, dass mein Bruder eine Ewigkeit nicht mehr fahren kann. Aber er ist nach einer OP und einer vierwöchigen Pause schon wieder gefahren. Um den anderen Fahrer hab ich mir nie Gedanken gemacht, wenn ich ehrlich bin.

"Wegen deinem Bruder, wurde mir mein Traum verwehrt in der F1 zu fahren. Wegen deinem Bruder muss ich mich damit begnügen, für immer an der Seite zu stehen und alle nur zu interviewen und aus der Ferne zu sehen." Er wirft das Bild mit Jules darauf an die Wand, was mich zusammenzucken lässt. "Dein Bruder hat mein Leben versaut."